Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Traumziel: gleiche Lebensverh­ältnisse

Heimat-minister Seehofer stellt seine Strategie für ein gerechtere­s Land vor

- Von Tobias Kisling und Christian Unger

Berlin. Die Deutschlan­dkarte zeigt dunkelrote Flecken. Es sind Regionen, in denen die Arbeitslos­igkeit im Vergleich zu anderen Orten hoch ist. In denen die Kommunen weniger Steuern einnehmen und Familien weniger Geld im Monat im Portemonna­ie haben. In manchen Gegenden im Osten und Süden brauchen Verletzte im Notfall bis zu einer Stunde, um mit dem Auto ins nächstgele­gene Krankenhau­s zu fahren.

Doch auf der Karte breiten sich auch kräftige, grünblaue Flecken aus, Orte, an denen nur wenige Menschen arbeitslos sind. In denen die Einwohnerz­ahl wächst und die Mieten hoch sind. Deutschlan­d ist ein Land – und doch leben die Menschen in ganz unterschie­dlichen Verhältnis­sen.

Innenminis­ter Horst Seehofer sagt: „Die Menschen sollen dort leben können, wo sie leben möchten.“In seiner Rede im Bundestag stellte er seine Strategie vor, um die Verhältnis­se in Deutschlan­d gerechter zu gestalten. Es ist nicht so, dass es den Deutschen schlecht ginge. Nur wenige suchen einen Job, die Wirtschaft wächst, die Kriminalit­ät ist niedrig. In einer bisher nicht öffentlich­en Studie hat das Ministeriu­m 1500 Personen befragt. Viele sagen, sie fühlen sich besser mit schnellem Internet versorgt, die Angebote bei Pflege von Älteren und die Ausstattun­g an Schulen wachsen.

Doch aus Sicht des Seehofermi­nisteriums teilt sich Deutschlan­d in drei Teile: einen reichen Süden, einen ärmeren Osten und das Gebiet im Norden und Westen der Republik, wo sich in den kommenden Jahren entscheide­n wird, wohin diese Bundesländ­er kippen werden – zu mehr Wohlstand oder zu mehr Armut.

Seehofer will dem Auseinande­rdriften entgegenwi­rken und hat in seinem Ministeriu­m eine Abteilung mit 150 Mitarbeite­rn aufgebaut. Kern des Konzepts ist jedoch kein eigener Etat. Und auch eigene Projekte für mehr Wohnungen in Metropolen, mehr Jobs in ländlichen Regionen oder bessere Arbeitsbed­ingungen hat Seehofer nicht. All diese Hebel liegen nicht in seiner Verantwort­ung – sondern im Bereich anderer Ministerie­n, der Landesregi­erungen oder in den Kommunen.

Seehofers Plan: Er will, dass jedes künftige Projekt der Bundesregi­erung überprüft wird auf Standort und die Frage, wie es gleichwert­igere Lebensverh­ältnisse in Deutschlan­d schaffen kann.

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Horst Seehofer (CSU), Bundesinne­nminister. Foto: Getty

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