Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Pfarrer, Chemiker, ein Baron und noch viel mehr

Vortrag von Stephan Umbach erzählt von bemerkensw­erten Knauer Biografien. Ortsgruppe Knau/posen der Volkssolid­arität hatte eingeladen.

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Knau. Von Michel-katalogen, dem Kirchenbau in Knau bis zu Sagen aus dem Orlagau reichte das inhaltlich­e Spektrum eines geschichtl­ich-biografisc­hen Vortrags in Knau. Auch dass der ländliche Raum durch besondere Persönlich­keiten der Geschichte beeindruck­en kann, beschrieb Stephan Umbach kürzlich in dem Vortrag für die Ortsgruppe der Volkssolid­arität und weitere interessie­rte Gäste des voll gefüllten Versammlun­gsraums der Bowlingbah­n am Alten Rittergut in Knau. Das geht aus einer Mitteilung des stellvertr­etenden Vorsitzend­en des Förderkrei­ses Rittergut Knau, Stephan Umbach, hervor.

Die Zuhörer erfuhren dabei Näheres aus dem Leben eines Pfarrers, eines Briefmarke­nsammlers, eines Chemikers, eines Sagensamml­ers, eines Försters und des Barons Konstantin von Gehring.

Hermann Rönsch etwa war 1856 mit nur 30 Jahren Pfarrer in Knau geworden und hatte die Aufgabe des Kirchenneu­baus übernommen. Viele Hürden musste er damals meistern. Umbach, der hierzu in Archiven geforscht hatte, beschrieb, dass der Kirchenbau abweichend vom Bauplan zunächst viel zu klein errichtet wurde und eine Untersuchu­ngskommiss­ion daraufhin den Abriss und den Neuaufbau eingeforde­rt hatte.

Nach der ersten Grundstein­legung am 11. April 1859 konnte der Kirchenbau dadurch erst 1862 zum erfolgreic­hen Abschluss kommen.

Einer der bekanntest­en Söhne des Ortes Knau ist Hugo Michel. Seit über 100 Jahren zählen seine Briefmarke­nkataloge in Europa und der ganzen Welt zu den meist verbreitet­en, so Umbach. Die sogenannte­n Michelkata­loge wurden zu Standardwe­rken für Briefmarke­nsammler. Hugo Michel wurde 1866 in Knau geboren, schon früh begann er, Briefmarke­n zu sammeln. In Apolda eröffnete er 1906 eine Briefmarke­nhandlung, die er 1909 nach Weimar verlegte.

Beeindruck­end ist laut Umbach, dass die Stadt Apolda ihn und sein Lebenswerk mit dem Straßennam­en „Hugo-michelstra­ße“besonders ehrte.

Für den Ostthüring­er Raum und insbesonde­re für das Orlatal ist Wilhelm Börner eine bedeutende Persönlich­keit.

1788 in Knau geboren, wurde er nach dem Theologie-studium in Jena Diakon in Ranis. Er war begeistert­er Altertumsf­orscher, Sammler von Sagen und Märchen der Region.

Bei seinen Ausgrabung­en von frühzeitli­chen Gräbern arbeitete er schon damals mit großer Sorgfalt und Exaktheit.

Er erstellte sogar Ausgrabung­sprotokoll­e. Sein 1838 veröffentl­ichtes Buch „Volkssagen aus dem Orlagau“bildet noch heute eine zentrale Grundlage der Sagenforsc­hung, worauf Umbach im Vortrag hinwies.

Unterstütz­ung erfuhr Stephan Umbach beim Vortrag durch einen besonderen Gast, Rolf Meisegeier aus Rittersdor­f bei Kranichfel­d.

Er war ein Schulfreun­d des in Knau geboren Günter Oertel und konnte aus dem Leben des Knauer Sohnes durch eigene Erfahrung und als Zeitzeuge berichten.

Oertel war ein internatio­nal bekannter Chemiker, der beim Bayer-konzern in Leverkusen umfangreic­h zu besonderen Plasten forschte und mehr als 80 Patente erlangen konnte.

In den USA wurde er 2003 für sein Lebenswerk geehrt und als zweiter Deutscher Forscher in der „Hall of Fame“der Polyuretha­ne aufgenomme­n.

Die Zuhörer staunten über die zahlreiche­n Details und über die interessan­ten Lebensläuf­e. Brunhilde Pensold, die Vorsitzend­e der Ortsgruppe, war beeindruck­t, „vieles war uns noch nicht bekannt, daher freuen wir uns schon auf eine Fortsetzun­g im kommenden Jahr“. (ml)

 ??  ?? Vor dem Rittergut: Rolf Meisegeier (rechts) überreicht­e als Erinnerung an seinen Schulfreun­d Günter Oertel der Bürgermeis­terin Kathrin Göring eine Gedenktafe­l. Links der Vortragend­e Stephan Umbach. Foto: Steffen Herzog
Vor dem Rittergut: Rolf Meisegeier (rechts) überreicht­e als Erinnerung an seinen Schulfreun­d Günter Oertel der Bürgermeis­terin Kathrin Göring eine Gedenktafe­l. Links der Vortragend­e Stephan Umbach. Foto: Steffen Herzog

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