Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Weil das Herz bricht…

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An diesem Sonntag ist der 11. November. Helau oder Alaaf hörtmanvie­lleichtruf­en–die Zeit der Narren ist angebroche­n. Vielerorts erklingt auch ein bekanntes Lied: Sankt Martin.

Es erzählt die Geschichte eines römischen Soldaten, der zu Pferd am Stadttor von Amiens einen frierenden Bettler sieht. Diese Begegnung bricht ihm das Herz. Er teilt seinen Mantel mit dem Schwert, gibt dem Bettler ein Stück davon und reitet weiter, noch bevor der Mann sich bedanken kann. Unzählige Male wurde diese Geschichte erzählt, von Kindern gespielt, mit Lampions beleuchtet und besungen. Sie regt an, miteinande­r zu teilen in einer Zeit, wo wieder vermehrt um Spenden gebeten wird.

„Nicht der Kopf muss zerbrochen werden, um der Wahrheit näher zu kommen, sondern das Herz“, soll Martin später gesagt haben. Ja, es gibt Begegnunge­n, die brechen einem das Herz. Ein Gang durch manche Großstadt und es jammert mir. Aber auch im eigenen Ort gibt es trostlose Orte und Menschen. Ich möchte helfen und fühle mich selbst hilflos. Ich habe geholfen und weiß: das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Diese Begegnunge­n lassen mich oft zerrissen zurück. Was ist richtig? Was hilft wirklich? Ich kann darüber nachdenken. Aber oft reicht es nicht, sich den Kopf zu zerbrechen. Das Herz muss sich öffnen, auch wenn‘s weh tut. Auch wenn ich ahne, es wird sich nicht viel ändern und das Geld geht womöglich für Alkohol drauf. Auch wenn ich mir denke, da tue ich mir doch lieber selbst etwas Gutes. Dennoch werde ich wieder zum Narren, den andere für dumm halten, und tue den Geldbeutel auf, weil es mir das Herz bricht. Ich hoffe, es bessert sich etwas, und gehe einfach weiter.

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Denny Seifert , Pfarrer in Wurzbach

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