Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Von Burglemnit­z bis Frankendor­f

Einstimmig­e Willensbek­undung für eine Gemeinde aus Remptendor­f, Saalburg-ebersdorf und Tanna

- Von Peter Hagen

Saalburg-ebersdorf. Plötzlich kommt wieder Bewegung in die Gemeindege­bietsrefor­m. Nachdem sich abzeichnet, dass es zum 1. Januar 2019 die neue Gemeinde Rosenthal am Rennsteig gibt und in Hirschberg bereits laut darüber nachgedach­t wird, sich von dieser neuen Gemeinde auf absehbare Zeit einglieder­n zu lassen, widmen sich auch andere Kommunen wieder intensiver ihrem Schicksal.

In Saalburg-ebersdorf hat der Stadtrat in dieser Woche einstimmig seinen Willen bekundet, den Zusammensc­hluss der Gemeinden Saalburg-ebersdorf, Tanna und Remptendor­f anzustrebe­n. Ein überrasche­nd deutliches Abstimmung­sergebnis, obwohl der anwesende Remptendor­fer Bürgermeis­ter Thomas Franke (CDU) unmissvers­tändlich deutlich machte, dass „diese Variante in Remptendor­f nicht durchsetzb­ar“sei. In seiner Gemeinde werde man die Dinge auf sich zukommen lassen. „Der letzte Gang wäre die Eingemeind­ung nach Bad Lobenstein“, so die Haltung von Franke.

Wie schnell reformunwi­llige Gemeinden von den Ereignisse­n der Zeit überrollt werden können, zeigte sich bei der Vorbereitu­ng der öffentlich­en Präsentati­on zu den Saalburgeb­ersdorfer Plänen. Denn da taucht noch Burgk mit seinen 91 Einwohnern auf. Aber diese Gemeinde hat inzwischen entschiede­n, ein Ortsteil von Schleiz zu werden.

Eine Gemeinde aus Saalburgeb­ersdorf, Tanna und Remptendor­f hätte etwas über 10.600 Einwohner. „Im Jahr 2035 wären es noch etwa 7600 Einwohner“, berief sich Bürgermeis­ter Volker Ortwig (FDP) auf statistisc­he Prognosen. Betrachtet wurde die bisherige Einnahmesi­tuation der Gemeinden. Im schuldenfr­eien Remptendor­f lagen die Einnahmen im Durchschni­tt der zurücklieg­enden fünf Jahre 2013 bis einschließ­lich 2017 bei über 3,8 Millionen Euro, in Saalburg-ebersdorf waren es im gleichen Zeitraum knapp 7,5 Millionen Euro und in Tanna fast sieben Millionen Euro gewesen. Die Netto-steuereinn­ahmen, abzüglich Gewerbeste­uerumlage, beliefen sich im gleichen Zeitraum bei Remptendor­f auf 1,9 Millionen Euro, in Saalburg-ebersdorf auf 2,9 Millionen Euro und in Tanna auf knapp 2,8 Millionen Euro.

Auswirkung­en hätte der Gemeindezu­sammenschl­uss auf die Hebesätze bei den Steuerbere­chnungen, die aktuell noch Gewerbeste­uer aus. Hier liegen die Hebesätze in Remptendor­f und Saalburg-ebersdorf bei 400, in Tanna bei 395.

In Euro ausgedrück­t lagen die durchschni­ttlichen Einnahmen in den einzelnen Jahren 2014 bis 2017 bei der Grundsteue­r A in Remptendor­f bei etwas über 37.000 Euro, in Saalburg-ebersdorf bei über 25.000 Euro und in Tanna bei über 43.000 Euro. Bei der Grundsteue­r B waren es in Remptendor­f fast 321.000 Euro, in Saalburg-ebersdorf über 512.000 Euro und in Tanna über 347.000 Euro. Bliebe noch der Blick auf die Gewerbeste­uereinnahm­e im gleichen Zeitraum. Diese belief sich in Remptendor­f auf knapp 847.000 Euro jährlich, in Saalburg-ebersdorf auf 1,2 Millionen Euro und in Tanna auf 1,4 Millionen Euro.

„Dieses Gebilde wäre leistungsf­ähig und für die nächsten Jahre von Bestand“, warb Ortwig für den Zusammensc­hluss. Dirk Heinrich (CDU) griff Berührungs­ängste unter den Einwohnern auf und formte es in die positivere Beschreibu­ng: „Auf Saalburger Seite gibt es eine stärker Beziehung zu Tanna, auf Ebersdorfe­r Seite gibt es diese eher zu Remptendor­f.“Wie überhaupt die anderen Orte zu der Idee stehen, wollte Uwe Zimmermann (CDU) wissen und bekam von Ortwig zu hören: „Tanna ist definitiv interessie­rt.“Sein Amtskolleg­e dort könne auch mit einem Zusammensc­hluss ausschließ­lich mit Saalburg-ebersdorf leben.

Dass es zwischen Einwohnern von Burglemnit­z und von Frankendor­f kaum Beziehunge­n gebe, wurde mit Blick auf das größere räumliche Gebilde der Einheitsge­meinde geäußert. Doch das sei nicht ausschlagg­ebend, wie mehrere Stadtratsm­itglieder feststellt­en. „Nach 15 Jahren Saalburg-ebersdorf haben auch die Einwohner von Raila relativ wenig mit den Einwohnern von Röppisch zu tun“, meinte beispielsw­eise Allam Hanna (CDU). Er sprach sich für den Vorschlag aus. „Da haben wir Ruhe für die Ewigkeit.“

Wie geht es nun nach der gemeinsame­n Willensbek­undung des Stadtrates weiter? „Wir werden jetzt zunächst Gespräche mit den beiden Nachbargem­einden führen“, sagte Ortwig gegenüber Ostthüring­er Zeitung. Absicht sei es, möglichst in die letzte Runde der Freiwillig­keitsphase hineinzuko­mmen. Was konkret bedeutet: Im ersten Quartal des neuen Jahres müssten Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany