Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Teag baut im Erfurter Norden
Energieanbieter feiert Fünfjähriges
Erfurt. Die Thüringer Energie AG (Teag) baut im Erfurter Norden einen neuen Campus. Die Millioneninvestition soll bis 2020 neben der Unternehmenszentrale entstehen. Gestern Nachmittag wurde der Grundstein für das Vorhaben gelegt.
Zugleich feiert die Teag ihr fünfjähriges Bestehen. 2013 hatten die Thüringer Kommunen ihre Anteile vom Eon-Konzern zurückgekauft. Sie mussten damals noch 53 Prozent erwerben. Dafür wurde ein Kredit in Höhe von knapp einer Milliarde Euro aufgenommen. 47 Prozent waren bereits im Kommunalbesitz.
Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) und Teag-Vorstandssprecher Stefan Reindl ermahnen die Bürgermeister, ihre Anteile nicht leichtfertig zu verkaufen. „Das ist ein langfristige Investition in unser Heimatland“, betont Ramelow. Er sieht darin auch eine Möglichkeit, sich gegen ausländische Übernahmen zu behaupten.
„Die Thüringer Bürgermeister haben den Mut gehabt, zur richtigen Zeit ihre Kräfte engagiert zu bündeln, und die Teag-Anteile vollständig zu übernehmen“, würdigt Reindl das Vorgehen. „Eine Kommunalisierung dieser Größenordnung war vorher nicht gewagt worden.“
In den vergangenen fünf Jahren sei es gelungen, bereits ein Drittel des aufgenommenen Kredits zurückzuzahlen, so der Vorstandssprecher. Michael Brychcy, Präsident des Thüringer Gemeinde und Städtebundes verweist darauf, dass die Kommunen damals für den Kauf der Teag-Anteile von Eon kein eigenes Geld investieren mussten, heute aber bereits Ausschüttungen erhalten würden.
Die Teag investierte seit 2013 etwa eine halbe Milliarde Euro. Allein das Stromnetz des Unternehmens ist 33 000 Kilometer lang. Jeder zweite Thüringer Haushalt bekommt seinen Strom von der Teag. Zudem werden 500 Gemeinden mit Glasfaserkabel versorgt und weitere 100 000 Kunden erhalten auch Gas über die Teag. (kmu) Ilmenau. Hat der Dieselmotor in Autos eine Zukunft oder eher nicht?
Das war nur eine von zahlreichen Fragen, die gestern auf dem Branchentag des „Automotive Thüringen“diskutiert wurden, aber es war eine, an der sich die Geister scheiden. „Der Diesel ist besser als sein Ruf und wird ein Technologiebaustein bleiben“, zeigte sich der Wissenschaftler Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie überzeugt. Er hält den sauberen Diesel längst für Realität.
Dank der Partikelfilter sei der Rußpartikelausstoß eines modernen Dieselfahrzeuges wesentlich geringer, als jener, den ein bremsendes Fahrrad durch den Abrieb erzeugt. „Keiner käme aber auf die Idee deshalb jetzt das Fahrrad zu verbieten“, sagte Koch.
Die notwendige Technik sei da, aber es gebe ein Altflottenproblem, daran müsse man arbeiten. „Wenn sie allen Besitzern eines Dieselautos im Raum Stuttgart ein neues Modell geben, halten wir dort die zulässigen Grenzwerte ohne Probleme ein“, so Koch.
Dagegen hält Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) den Diesel für „ein Auslaufmodell“. Daran änderten auch immer neue Studien vonseiten der Autoindustrie nichts, sagte sie gestern in Ilmenau. Die Branche habe die Entwicklung neuer Antriebe ohnehin schon zu lange verzögert. Im Moment werde der Diesel in erster Linie als Dieselskandal betrachtet, erklärte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Dabei gebe es keinen Diesel- sondern einen Manipulationsskandal. Er spreche sich für die Technologieoffenheit aus und das heiße, dass man auch am Diesel weiter arbeiten muss.
Unabhängig vom Auto wolle man das Thema Mobilität neu denken, forderte der Vorstandschef des Automobilverbandes, Michael Militzer. „Wir müssen den Zeitgeist einfangen, die Mobilitätskette reicht vom Fahrrad über das Auto und die Bahn bis zum Flugzeug“, so Militzer.
Als Gastgeber begrüßte der Rektor der Technischen Universität Ilmenau, Peter Scharff, die erstmalige Austragung des Branchentages an der Uni. Er bezeichnete die Zusagen von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und zwei Ministern zur Teilnahme an diesem Branchentag als ungewöhnlich. „Das unterstreicht aber die Bedeutung dieses Themas für die Thüringer Landesregierung.
Scharff forderte die Zulieferer in Thüringen auf, neue Entwicklungen in der Branche aufzunehmen, um sich nicht selbst die Zukunft zu verbauen. „Diesel, Benziner, Wasserstoffantrieb oder E-Mobilität? Vor dieser Frage stehe man. „Die Natur hat nie nur eine Lösung parat“, sagte Scharff. Man brauche diverse Ansätze, etwa für Peking das Elektroauto wegen des Smogs, außerhalb der Städte seien aber durchaus auch Verbrennungsmotoren möglich, wenn es gelinge, die Abgase zu speichern.
Tiefensee dankte dem Branchenverband ausdrücklich dafür, das Thema breiter gefasst zu haben. Die Debatten um den Diesel, drohende Zölle auf Autos in den USA und eine Elektroautoquote in China, seien Gründe genug gewesen, sich auf das Auto zu beschränken.
Doch zum Thema Mobilität gehörten auch die Stadtentwicklung, der Klimaschutz und die Ressourcenschonung.
„Wir brauchen ganz neue Ansätze und wir müssen schneller werden“, forderte Tiefensee. Das sei ihm auf einer China-Reise mit einer Wirtschaftsdelegation jüngst wieder sehr deutlich geworden. „Wir sind zu langsam, nicht nur Wirtschaft, auch die Verwaltung und die Politik“, so der Minister.
Man dürfe nicht jedes Vorhaben bis zum Ende denken, müsse Versuche unternehmen, die auch scheitern können. „Wir brauchen Pilotprojekte und Modellregionen in Deutschland, darauf müssen wir uns konzentrieren“, so Tiefensee. Die Automobil- und die Zulieferindustrie stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Angesichts von fünf Milliarden Euro Jahresumsatz und 50 000 Beschäftigten in der Branche in Thüringen. wäre es eine Katastrophe, würde das wegbrechen, warnte der Minister. Rund ein Drittel des Umsatzes der Thüringer Industrie entfallen aktuell auf den Fahrzeug- und Teilebau. Die kleinteilige Wirtschaft Thüringens brauche die Verschränkung der Unternehmen, der Hochschulen und der außeruniversitären Forschungseinrichtungen. „Ohne neue Ansätze jetzt, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Hälfte der erwähnten 50 000 Arbeitsplätze in fünf, sechs Jahren keine Zukunft mehr hat“, sagte Tiefensee.
Elektroautobatterien für den Massenmarkt zu erschwinglichen Preisen, daran forscht die Wissenschaft derzeit, erläuterte der Wissenschaftler Arno Kwade von der Technischen Universität Braunschweig. Derzeit machen die Lithium-Ionen-Zellen immerhin noch rund ein Drittel des Preises von einem Elektroauto aus, sagte Kwade.
Nicht nur das Auto betrachten Ein Drittel des Umsatzes der Thüringer Industrie