Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Arbeitete Islamist an Biowaffe?

In einer Kölner Wohnung findet die Polizei verdächtig­e Substanzen

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gefunden worden, außerdem Bauteile zum Herstellen einer Sprengvorr­ichtung. Der Verdächtig­e wurde inzwischen über Sankt Augustin nach Karlsruhe ausgefloge­n. Der Tunesier, der seit 2016 in Deutschlan­d lebt, steht nun unter Terrorverd­acht. Der Bundesgeri­chtshof erließ Haftbefehl.

Verfassung­sschützer hatten den Tatverdäch­tigen im Blick. Von einem ausländisc­hen Geheimdien­st bekam die deutsche Sicherheit­sbehörde laut Medienberi­chten zuvor einen Hinweis: Der junge Mann bestellte bei einem Online-Versandhau­s rund 1000 Samen einer Pflanze, aus denen sich Rizin gewinnen lässt. Laut Staatsanwa­ltschaft haben die Ermittler eigene Erkenntnis­se gesammelt, die einen terroristi­schen Hintergrun­d nicht ausschließ­en. „Spiegel Online“berichtet, dass Profile des Mannes in sozialen Netzwerken Rückschlüs­se auf eine ideologisc­he Nähe zur Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) zulassen. Erst seit Kurzem ermittelte auch die Polizei zu dem Mann. Als dieser sich eine Chemikalie kaufte, die zur Gewinnung des Giftstoffe­s aus den Pflanzen notwendig gewesen wäre, entschied sich die Polizei laut Medienberi­chten zum Zugriff. Einen vergleichb­aren Fall hatte es 2017 in Schwerin gegeben. Damals warnte ein Auslandsge­heimdienst vor einem jungen Syrer.

Ein ranghoher Ermittler aus Nordrhein-Westfalen berichtet dieser Redaktion, dass die mutmaßlich geplante Herstellun­g von Rizin durch den Tatverdäch­tigen in Köln klar die Handschrif­t von Al-Kaida trage. Die Terrorgrup­pe habe in Laboren im Jemen auch schon mit dem noch gefährlich­eren Botulinum hantiert.

Wie weit war der junge Mann aus Tunesien, der mit einer deutschen Konvertiti­n und vier Kindern in Köln lebt, mit seinen Plänen? Das ist unklar. Ein Ermittler warnt: Der Mann müsse zur Herstellun­g derart toxischer Stoffe in eine Expertengr­uppe eingebunde­n gewesen sein. Laut Sicherheit­skreisen soll eine erste Untersuchu­ng des RobertKoch-Instituts ergeben haben, dass die gefundenen Stoffe und Chemikalie­n noch nicht den Status einer gefährlich­en Biowaffe erreicht hatten.

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