Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
J‘habite à Saalfeld. J‘aime Boateng.
Der französische Lehrer Guillaume besuchte mit dem France-Mobil die Marco-Polo-Schule in Saalfeld
Jahr mit einer Stunde Französisch-Unterricht in der Woche beginnen, zunächst nicht, dass er auch gut deutsch spricht. Er heiße Guillaume, stellte er sich vor, „Je m‘appelle Guillaume“. Das sei die französische Entsprechung für Wilhelm, aber nicht mit „Gollum“zu verwechseln, eine Figur aus Tolkiens „Der Herr der Ringe“. „J‘habite à Leipzig“, fuhr er fort, er wohne in Leipzig, „et vous?“- und ihr?
Mit erstaunlicher Leichtigkeit und Unbekümmertheit lernten die Schüler auf diese Weise ihr „J‘habite à Saalfeld“und auch zu sagen, was sie lieben. Guillaume zum Beispiel erklärte: „J‘aime le football“- oder wahlweise auch Baseball, Piano oder Pizza. Man könne auch sagen, „J‘aime Jérôme Boateng“. Oder auch „(H)arry Potter“, das H sprechen die Franzosen ja nicht mit.
Nachdem der liebenswerte und für die mobile Lehrer-Rolle wie gecastet wirkende Guillaume den Schülern eröffnete, dass er auch deutsch spreche, durften sie ihm Fragen stellen, egal welche. Ob die Franzosen tatsächlich Froschschenkel essen? Ja schon, antwortete Guillaume, „aber ihr esst ja auch Leberwurst!“Welche Schuhgröße er habe? Die Antwort: „46“. Wie hoch der Eiffelturm sei? „326 Meter.“Ob er schon mal ein Mädchen geküsst habe? Die Antwort, ein wenig zögerlich: Ja, einmal sei das schon vorgekommen. Wie Annike rückwärts gesprochen wird? Da muss Guillaume lachend passen.
Birgit Mittelbach, die Lehrerin der zweiten Klasse, war hocherstaunt, wie schnell es Guillaume gelungen ist, die Grundlagen der französischen Sprache zu vermitteln. Jeannette Müller-Pfenzig, die 46-jährige neue Schulleiterin - vorher Lehrerin an einer Grundschule in Rudolstadt - betonte im OTZGespräch den hohen Stellenwert des Fremdsprachen-Unterrichts an der Marco-Polo-Schule. So werde Frühenglisch mit einer Wochenstunde ab der ersten Klasse unterrichtet - „auf spielerische Art und Weise und in Verbindung mit einem Fach“. Kunst etwa. „Die Schüler malen Bilder und benennen es dann.“ Der Französisch-Unterricht beginne in der dritten Klasse.
Jeannette Müller-Pfenzig erklärte, von ihrer Vorgängerin Christine Zarnowiecki „eine gut funktionierende Schule“übernommen zu haben. In Anlehnung an den Namensgeber, dem China-Reisenden Marco Polo, sagte sie: „Sie hat mir ein gutes Schiff überlassen.“Die neue Schulleiterin, Mutter zweier Töchter, die in Erfurt studierte und neben den zwei Staatsexamen eine sonderpädagogische Weiterbildung absolvierte, lobte die Fortschrittlichkeit der Marco-Polo-Schule: „Wir arbeiten mit neuen und freien Methoden.“So hätten die Eltern die Wahl, ihre Kinder in den fünf Klassen des Montessori-Schulteils unterrichten zu lassen. Dort gibt es einen klassenübergreifenden, gemeinsamen Unterricht der ersten bis vierten Klassen. „Das gibts an keiner anderen Schule“im Schulbezirk, betonte Jeannette Müller-Pfenzig . Oder die Eltern entscheiden sich für die acht Klassen der traditionellen Schulform, wo nur die ersten und zweiten Klassen gemeinsam unterrichtet werden.