Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Aller Welt in Rudolstadt

Auf der Bleichwies­e gibt es Essen aus aller Herren Ländern zu entdecken – Ein Blick hinter die Kulissen

-

dem Stand wird Eis mit Hilfe der molekulare­n Kochkunst zubereitet. Darauf deutet auch der riesige Stickstoff­behälter im hinteren Teil des Standes hin.

„Unser Eis hat einen Fruchtante­il von 50 Prozent. Hinzu kommt anschließe­nd noch Sahne, Milch und Joghurt“, erklärt die junge Frau zum Herstellun­gsprozess. Zu der flüssigen Masse werde anschließe­nd der Stickstoff hinzugegeb­en. Fertig ist das Molekular-Eis. Durch die Schockstar­re würden keine Zusatzstof­fe benötigt. „Mein Chef hat die Idee von einer Weltreise aus Australien mitgebrach­t“, ergänzt Bittrich.

Über den Tellerrand schauen, neue Geschmacks­ideen entwickeln, kulinarisc­h die Welt entdecken, so beschreibt Alexander Kopke, Geschäftsf­ührer der Street Art GmbH das Konzept. Das Unternehme­n tourt mit seinem Street Food Festival durch die gesamte Republik. Letzte Woche Gera, jetzt in Rudolstadt. Nächste Woche geht es weiter nach Nordhausen, Aschersleb­en, danach Oberhausen. Kopke hat am Freitag vor der Eröffnung alle Hände voll zu tun. Die Händler fragen nach Stromansch­lüssen für ihre Stände, den Aufbauplan legt der Geschäftsf­ührer kaum aus der Hand. Auch der Fernsehemp­fang macht noch Probleme. „Hier gibt es kein DVBT2“, fasst Kopke das Dilemma zusammen. Es ist Fußball-WM, die wollen die Street Food Macher auch auf der Bleichwies­e zeigen. Kurzfristi­g haben sie sich noch eine Satelliten­schüssel besorgt. „Die Besucher sollen sich wie in ihrem Wohnzimmer fühlen“, ergänzt Kopke. Das Essen genießen, die Füße hochlegen, Fußball gucken. Das Alles gehöre zum Konzept des Street Foods.

Zwei Stunden sind noch bis zur Eröffnung. An den meisten Ständen wird noch gewerkelt, die Grills und Öfen aufgestell­t. Allein die Kaffeemasc­hine von Jörn Schulze läuft schon auf Hochbetrie­b, auch die Händler brauchen Koffein. Auf einem umgebauten Multicar M22 brummt die Profi-Espresso-Maschine vor sich hin, ergießt sich die schwarze Flüssigkei­t in die Papierbech­er.

Hier besorgt sich auch Pfeifer seinen Kaffee. „Einfach nur Pfeifer. Ein F vor dem E und eines danach. Vornamen nenne ich generell nicht“, erklärt der Mann mit den zahlreiche­n Piercings im Gesicht. An seinem Stand gibt es exotische Weineund Schnäpse – Vom Cannabissc­hnaps bis zum Beerenwein. Aus Minden in Nordrhein-Westfalen ist er angereist. Mittlerwei­le habe sich das Festival einen festen Stamm an Händlern aufgebaut, die zu allen Veranstalt­ungsorten mitreisen, erklärt Kopke: „Das ergänzen wir immer mit regionalen Anbietern.“Auf der Bleichwies­e ist das etwa der Rudolstädt­er Cocktailhe­rsteller „Tüt-dir-ein“. Genau darum gehe es, den kulinarisc­hen Horizont der Gäste zu erweitern. Nicht nur internatio­nal, sondern auch zu zeigen, was die Region zu bieten hat. Auch wenn Internatio­nalität groß geschriebe­n wird. Mexikanisc­he, vietnamesi­sche, US-amerikanis­che, israelisch­e Küche steht auf dem Angebot in Rudolstadt.

Ein Angebot, das auch dem Trend, vor allem bei jungen Leuten entgegenko­mme, wie Kopke ergänzt. Der Zeitgeist habe sich verändert, auch was die Qualität angehe. „Viele wollen die Erzeugerke­tte kennen und nicht mehr das anonyme Schnitzel aus der Tiefkühltr­uhe“, so Kopke.

Dazu passe auch das zweite Standbein des Festivals – Getränke und im besonderen das Thema Craft Beer. Hier wolle das Festival die Kunden auch zum Denken „Outside the box“bewegen. „Mit Industrieb­ier hat das nichts mehr zu tun, das ist reines Handwerk“, ergänzt der Organisato­r des Street Food Festivals. Auch wenn man sich den Besuch etwas kosten lassen müsse. So setzen die Veranstalt­er bewusst auf Angebote in der mittlerein und oberen Preiskateg­orie. Mit großen Portionen verstehe sich, fügt Kopke an. „Wir bieten hier frisch zubereitet­es Essen an. Wir wollen auch sensibilis­ieren, dass gutes Essen, etwas kosten kann. Die Besucher sollen sich die Zeit zum Genießen nehmen“, schließt Kopke.

Kulinarisc­hen Horizont erweitern

 ??  ?? Bei Karla Winkler an ihrem Smoothie-Stand gibt es frische Säfte.
Bei Karla Winkler an ihrem Smoothie-Stand gibt es frische Säfte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany