Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Schwebende Visionen am Stausee und eine Erfurter Absichtserklärung
Ex-Landrat Holzhey will mit Ballon und Video Hotel-Investoren an die Saale locken
Leute, die Geld und Ideen und Einfluss zu Großprojekten verschmelzen können, „Pioneers“eben.
Derweil hat das Streben nach Aufschwung am Thüringer Meer auch seine eher trockenen Ausformungen, die Altenbeuthens Bürgermeister wie auch sein Gössitzer Amtskollege Sandro Schindler und die StauseeLandräte am Freitag kennenlernten. Bei einem Treffen mit Infrastruktur-Staatssekretär Klaus Sühl (Linke) sollte das weitere Vorgehen in Sachen Linkenmühlen-Brücke besprochen werden, deren Planung Ministerpräsident Bodo Ramelow vor zwei Wochen sehr nachdrücklich ins Feld der kommunalen Verantwortung gerückt hatte, freilich mit dem Versprechen, breite Unterstützung des Landes „im Expresstempo“auf den Weg zu bringen. Wie also die zwar willigen, aber finanziell mit einem solchen Projekt überforderten Kommunen und Landkreise in die Spur kommen und sich dabei auf freistaatliche Unterstützung verlassen können, das galt es ebenso zu erörtern wie grundsätzliche Fragen wie etwa die, ob das Vorhaben zwingend eines Planfeststellungsverfahrens bedarf. Landrat Marko Wolfram (SPD) sprach nach dem Gespräch von einem „guten Termin“und Signalen „großzügiger finanzieller Unterstützung“durch den Freistaat; ein „Letter of intent“, also eine offizielle Absichtserklärung, soll die nächsten Schritte aller Beteiligten fixieren. Alles Weitere wolle man in einer gemeinsamen Presseerklärung in der nächsten Woche nachreichen.
Bis dahin dürfte Holzheys Ballon, der noch eine Weile das Dach seines Saale-Kontors in Saalfeld zierte, zusammengesackt sein. Nicht, weil der ExLandrat in einem Planfeststellungseher ein Verzögerungsverfahren sieht. Sondern weil das Helium im Zeppelin teuer ist: Eine Füllung kostet rund 600 Euro. Löhma. Legenden sterben nie. So heißt das Motto der Jubiläumstournee der Band Renft, die in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Dabei wird sie beim Sommerkunstfest am 30. Juni nach Angaben ihres Sängers Thomas „Monster“Schoppe erstmals als Gruppe im Garten des einstigen Pfarrhauses in Löhma auftreten. Dort, wo ihr Bandgründer Klaus Renft (bürgerlich Klaus Jentzsch) die letzten fünf Jahre bis zu seinem Krebstod am 9. Oktober 2006 lebte.
„Renft spielt bei Renft“hat die Musiker-Witwe und Sommerkunstfest-Organisatorin Heike Stephan den um 20 Uhr beginnenden Auftritt betitelt. „Es wird höchst wahrscheinlich auch unser letzter Auftritt als Band in Löhma sein“, erklärte Thomas „Monster“Schoppe. Denn diese Nähe gehe den Musikern emotional sehr nahe.
Die vom 16-jährigen Klaus Jentzsch gegründete KlausRenft-Combo trat 1958 erstmals in Leipzig auf. Der Name Renft ist der Mädchenname seiner Mutter, er nutzt ihn fortan als Künstlernamen. Nachdem die Band 1962 ein Auftrittsverbot erhalten hatte, gründete Klaus Renft 1964 die Beat-Gruppe Butlers. 1965 folgte ein Auftrittsverbot für die Butlers und andere Beatgruppen. 1967 wurde das Auftrittsverbot für die KlausRenft-Combo wieder aufgehoben. Durch systemkritische Texte war die künstlerische Tätigkeit stets von zeitweiligen Auftrittsverboten begleitet. 1975 verfügten die DDR-Behörden schließlich die Auflösung der Band. Ehemalige Mitglieder fanden sich 1990 zu einer Wiedervereinigung zusammen und sind seitdem in wechselnder Besetzung aktiv. Renft besteht derzeit aus Thomas „Monster“Schoppe, Marcus „Basskran“Schloussen (Bass, Gitarre), Detlef „Delle“Kriese (Schlagzeug) und Gisbert „Pitti“Piatkowski (Gitarre).
Doch bevor eine der bekanntesten Bands der DDR in Löhma auftritt, beginnt um 15 Uhr die erste von drei Kunstausstellungen, zu denen der Kunstverein Klaus Renft e.V. Löhma um Künstlerin Heike Stephan auf das Pfarrhausgelände einlädt.