Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Ein kleiner Sprung für die Menschheit, aber ein großer für mich
Am . Juni ist im Steigerwaldstadion Tag des Sportabzeichens. Volontär Norman Börner testet die Disziplinen im Vorfeld. Teil : Koordination
von Eisscholle zu Eisscholle springen, ein evolutionär bedeutsames Ding. In Westeuropa allerdings springen die Menschen meist nur aus Spaß und Freude. Oder suizidaler Trauer.
Welches von beiden Gefühlen einen wohl weiter springen lässt, überlege ich, während ich gut 30 Meter vor dem Absprungbalken in Position gehe. Ich entscheide mich für sportliche Nüchternheit und forme den Mund zu einer geraden Linie. „Om!“.
Der Weitsprung gehört zu der Kategorie Koordination. Es geht um Körperkontrolle. Im richtigen Moment, die richtigen Hebel in Kopf und Gelenken umlegen. Und dann hoch, weit oder ganz oft durch ein Seil springen. Alternativ kann man im Schleuderball oder Geräteturnen beweisen, kein völlig ungelenker Körper-Klaus zu sein.
Der Absprungbalken kommt näher und näher. Ich ziehe noch mal an und passe meine Schrittlänge so an, dass alle Hebelchen zur gleichen und richtigen Zeit auf Abheben schalten können.
Das scheint zu klappen. Gefühlt waren das zehn Meter, denke ich, als ich aufkomme. Ich kratze aber nur an der Vier-Meter-Marke. 3,95 Meter sagt das Maßband – von geforderten 4,20 Meter für die Bronzestufe. Dennoch bin ich erstaunt, wie dick das Springen anscheinend doch in meinen biologischen Schaltplan gekritzelt ist. Der Mensch sollte mehr springen. Dann wäre die Welt eine bessere. Arbeiter aller Länder vereinigt euch und erstreikt das Firmentrampolin.
Der nächste Versuch wird ein Freudensprung, bin ich mir jetzt sicher. Also Mundwinkel und Beine so hoch es geht. Nach drei Versuchen reicht es leider nicht ganz. Mein weitester Sprung misst 4,05 Meter. Knappe 15 Zentimeter fehlen. Eine Eislänge zu wenig für Bronze. Und da ich auf faire Wettkampfbedingungen Wert lege, war der dritte Anlauf auch mein letzter.
Trotzdem merke ich auch an dieser Station, dass das Bronzelevel mit etwas Anstrengung durchaus zu schaffen ist. Ich bin gar nicht so unsportlich, wie gedacht. Ich muss nur mehr üben. Denn sollte uns der nächste Schritt der Evolution tatsächlich vom aufrechten Gang in den Sprung führen, will ich schließlich ganz oben mit dabei sein. Die Anforderungen des Sportabzeichens sind in die Kategorien Ausdauer, Koordination, Kraft und Schnelligkeit eingeteilt. Aus jeder Gruppe wird eine Disziplin absolviert. Im Bereich Koordination werden am Sportabzeichentag Hochsprung, Weitsprung, Schleuderball und Seilspringen angeboten.