Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Notfallhilfe für Thüringer Kultureinrichtungen
Ausrüstungssatz mit neun Gitterrollwagen an Feuerwehr in Altenburg übergeben. Parallel in Eisenach, Meiningen und Nordhausen installiert
Altenburg. Der Großbrand in der zum Weltkulturerbe gehörenden Herzogin Anna-AmaliaBibliothek in Weimar im Jahr 2004, das Feuer im aufwendig restaurierten RenaissanceSchlosses Ehrenstein 2013, der Brand in den Theaterwerkstätten in Eisenach in diesem Sommer und auch die Hochwasserkatastrophe 2013, die viele Kultureinrichtungen in Thüringen betroffen hat, haben deutlich gemacht, wie unerlässlich eine Notfallvorsorge und der professionelle Kulturgutschutz im Freistaat sind. Auf Initiative der Kultureinrichtungen hat sich schon vor zehn Jahren in Weimar ein Notfallverbund mit dem Ziel gegründet, nach einem möglichen Katastrophenfall bestmöglich zu sichern und zu erhalten, was noch möglich ist. „Für die Gefahrenbekämpfung ist die Feuerwehr zuständig. Aber für das Bergen ihrer Kulturschätze, das Beräumen von Büchern aus einer Bibliothek beispielsweise oder diverser Objekte aus Ausstellungen, ist die jeweilige Einrichtung selbst verantwortlich“, erklärte gestern Ralf Seeber, Mitglied der Berufsfeuerwehr in Weimar und zugleich Fachberater im Notfallverbund beim Kulturrat Thüringen e.V.
Über zehn Jahre hinweg füllten sich in Weimar mehrere Gitterboxen mit Utensilien und Geräten, die für die Rettung von Kulturgütern und den Arbeitsschutz vor Ort unersetzlich sind: Schutz- und Reinigungsmittel, Tische, Werkzeuge, Beleuchtung, Entwässerungsmittel und Verpackungsmaterialien, ein Notstromaggregat sowie Trockenund Nasssauger. Keine komplizierte Technik, bedienbar nahezu von jedermann, aber auf höchstem Feuerwehrstandart. „Der Weimarer Ausrüstungssatz diente uns als Blaupause für vier weitere Sätze, die mittlerweile angeschafft worden sind. Denn wir wollten eine flächendeckende Absicherung aller Kultureinrichtungen in ganz Thüringen erreichen. Damit sind wir nun bundesweit Vorreiter“, so Seeber gestern weiter.
Mit seiner Idee stieß er im April 2017 bei Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), Chef der Thüringer Staatskanzlei und Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, auf offene Ohren. Die Finanzierung der vier neuen, jeweils 25.000 Euro teuren Ausrüstungssätze hat die Staatskanzlei übernommen.
Ein solcher Satz, bestehend aus neun gefüllten Gitterrollwagen, wurde gestern auf dem Altenburger Schloss für den Ostthüringer Raum übergeben, drei weitere für die anderen Teile des Freistaates in Eisenach, Meiningen und Nordhausen installiert. Angesiedelt sind die Wagen bei den jeweiligen Feuerwehren, die auch die Wartung, Pflege und den Transport der Container zum möglichen Einsatzort übernehmen.
Zusätzlich wurde für Weimar ein klimatisiertes Spezialfahrzeug bestellt, welches thüringenweit den Transport der geretteten Kulturgüter zur weiteren Restaurierung oder Aufbewahrung absichern soll. Mitte kommenden Jahres soll die Auslieferung erfolgen. Die dafür anfallenden Kosten von 186.000 Euro übernimmt das Innenministerium. Obendrein kündigte Ralf Seeber an, dass in den kommenden fünf Jahren jeder Kultureinrichtung Thüringens Fortbildungen für ihre Mitarbeiter zum richtigen Umgang mit Kulturgütern im Katastrophenfall angeboten werden. „Wir werden leider keine Katastrophen verhindern können – aber mit dieser Materialbasis zur Selbsthilfe sind wir zumindest bestens gewappnet, sollte der Ernstfall eintreten“, so Hoff.
Materialsatz zur Selbsthilfe