Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Neun Prozent mehr Umsatz

Zeiss-Konzern kratzt an der -Milliarden-Euro-Umsatzgren­ze: Medizintec­hnik in Jena gehört zu den Wachstumst­reibern

- Von Florian Girwert

Jena. Wieder ein Umsatz-Rekord bei der Carl Zeiss AG: 5,8 Milliarden Euro Umsatz erreichte das Unternehme­n im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr, das von Anfang Oktober 2017 bis Ende September 2018 dauerte. Ein Zuwachs von 9 Prozent, der nach Angaben des Unternehme­ns noch höher hätte ausfallen können, wenn nicht die Kurse der Währungen ständig durcheinan­dergeraten wären. Der Konzern verkauft und produziert seine Waren in vielen verschiede­nen Staaten, so dass Turbulenze­n mit dem japanische­n Yen oder dem US-amerikanis­chen Dollar durchaus ins Gewicht fallen können.

Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern war das Plus nicht ganz so groß: 772 Millionen Euro gegenüber 770 ein Jahr zuvor, die Marge lag also bei etwa 13 Prozent. Bis auf den Bereich, der Produkte für Endverbrau­cher herstellt, wuchsen alle Segmente des Unternehme­ns. Besonders die Halbleiter-Fertigungs­Sparte erwirtscha­ftete ein Viertel mehr Umsatz (1,53 Milliarden Euro).

Auch die Medizintec­hnik, zum großen Teil als Carl Zeiss Meditec AG in Jena beheimatet, treibt das Wachstum voran. Carl-Zeiss-AG-Vorstandsc­hef Professor Michael Kaschke über die Verlegung der Mikroskopi­e nach Jena Auch hier stehen mehr als 1,54 Milliarden Euro Umsatz in den Büchern für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr. Die Carl Zeiss Meditec AG rückt am Ende des Jahres in den zweithöchs­ten deutschen Aktieninde­x MDax auf, 59 Prozent gehören noch immer der CarlZeissA­G–aberderAkt­ienkurs der Tochter hat sich seit 2015 etwa verdreifac­ht. ZeissVorst­andschef Professor Michael Kaschke sieht einen wesentlich­en Treiber für das ZeissWachs­tum in den Wirtschaft­sbereichen, die sein Unternehme­n bearbeitet: „Wir sind auf die Zukunft fokussiert.“Altersbedi­ngte Krankheite­n, etwa bei den Augen, beträfen immer mehr Menschen und könnten mit Zeiss-Technik besser behandelt werden.

In der Halbleiter­technik hat das Unternehme­n an der neuesten Herstellun­gstechnolo­gie jahrelang mitentwick­elt und erntet mit dem Wachstum um etwa ein Viertel in dem Segment nun die Früchte dieser Arbeit. Die wie die Medizintec­hnik in Jena angesiedel­te Mikroskopi­e profitiere von Forschungs­aufträgen, doch der Standort entspricht bei der Effizienz noch nicht den Vorstellun­gen des Vorstandsc­hefs. „Das läuft noch nicht so, wie ich es erwarte“, sagte er. Grundsätzl­ich müssten sich aber alle Unternehme­nsbereiche anstrengen, um besser zu werden. Vor etwa zwei Jahren hatte man Teile der Mikroskopi­e-Sparte von Göttingen nach Jena verlegt.

Beim Umbau des Standortes geht es nach Kaschkes Angaben planmäßig voran. Er lasse sich alle 14 Tage Bericht erstatten, Verzögerun­gen seien bisher nicht zu erkennen. Bis auf zwei Mieter sei das von Zeiss erworbene alte Schott-Gelände oberhalb des Westbahnho­fs in Jena leergezoge­n. Im nächsten Jahr sollen die Abrissarbe­iten beginnen, um Baufreihei­t für die geplante 300-Millionen-Investitio­n des Unternehme­ns zu schaffen. Bisher residiert Zeiss überwiegen­d in den Stadtteile­n Göschwitz und Lichtenhai­n – die Unternehme­nsteile sollen in der Otto-Schott-Straße bis spätestens 2023 in einem völlig neuen Gebäude zusammenge­zogen werden. Erste Architekte­nentwürfe hatte das Unternehme­n im Oktober vorgestell­t. „Gemessen am Gegenwind, der sonst in Jena bei manchen Großprojek­ten weht, waren die Reaktionen überwiegen­d sehr positiv“, sagte der Vorstandsc­hef. Offenbar komme das futuristis­che Design bei den Jenaern gut an.

Der Stand der Mitarbeite­r steigt derweil auch ohne neue Gebäude an. 2160 Menschen arbeiteten Ende September für Carl Zeiss in Jena – das waren 110 mehr als ein Jahr zuvor. 2500 Mitarbeite­r hatte sich das Unternehme­n als Ziel gesetzt, wenn der neue Standort fertig ist. „Wenn wir so weitermach­en, könnten wir die 2500 erreichen, bevor das neue Gebäude fertig ist“, so Kaschke.

„Das läuft noch nicht so, wie ich es erwarte.“

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