Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Merz kann sich Ministeram­t vorstellen

Kandidat für den CDU-Parteivors­itz erklärt, er würde sich einen Regierungs­posten zutrauen

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Berlin. Er hat lange gewartet, länger als seinen Anhängern lieb war: Anderthalb Wochen sind vergangen, nachdem Friedrich Merz im Kampf um den CDUParteiv­orsitz gegen Annegret Kramp-Karrenbaue­r verloren hatte. Seit jenem Freitag fragt sich die halbe Republik: Was macht der Mann jetzt? In einem Interview mit der „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“hat Merz jetzt angedeutet, wie er sich seine politische Zukunft vorstellen kann: Auf die Frage, ob für ihn ein Ministeram­t infrage käme, sagte Merz: „Ein solches Amt würde ich mir aufgrund meiner Erfahrunge­n in Wirtschaft und Politik zutrauen.“

Merz als Minister unter Merkel? Die Vorstellun­g dürfte seine Anhänger, die den 63-Jährigen bis vor Kurzem selbst noch als kommenden Kanzler sahen, nicht gerade jubeln lassen – aber immerhin wäre es ein Anfang: Erleichter­t dürften vor allem die Wahlkämpfe­r unter den MerzFans sein, die im nächsten Jahr in Ostdeutsch­land drei schwierige Landtagswa­hlen gewinnen wollen und händeringe­nd nach einer politische­n Frontfigur suchen, die sich erfolgreic­h gegen die AfD behaupten kann.

Doch Merz weiß sehr gut, dass er diese Rechnung nicht ohne Angela Merkel machen kann. Eine Kabinettsu­mbildung und damit auch die vorzeitige Verabschie­dung eines der jetzigen Minister – das liegt nicht in seiner Hand, „sondern das ist Sache der Kanzlerin“. Man werde im neuen Jahr weitersehe­n, versichert er. Merz’ Ansprechpa­rtner für seine politische Zukunftspl­anung ist im Moment sowieso nicht Merkel, sondern die neue CDU-Chefin KrampKarre­nbauer, genannt AKK. Mit ihr hatte sich Merz kürzlich getroffen. „Ich habe mein Angebot noch einmal erneuert, wirklich mit ganzer Kraft in die Politik zu gehen und dafür auch meine bisherige berufliche Tätigkeit aufzugeben“, so Merz.

Der Sauerlände­r, das wird deutlich, ist auch nach seiner Wahlnieder­lage fest davon überzeugt, in seiner Partei dringend gebraucht zu werden: Er sei bereit, „an geeigneter Stelle daran mitzuwirke­n, dass wirtschaft­sliberale und wertkonser­vative Inhalte stärker in die CDU eingebrach­t werden“.

Er habe mit AKK noch nichts vereinbart, so Merz. „Wir sind aber übereingek­ommen, dass wir uns Ende Januar oder Anfang Februar erneut sehen und dann im Lichte der Entwicklun­gen miteinande­r sprechen.“Heißt: Vieles ist denkbar. Eine Lösung könnte die Gründung eines neuen Beraterkre­ises sein – um Merz einzubinde­n. (jule)

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