Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Meiner geht deutlich länger
Kennen Sie diese Debattierklubs für Leute, die sonst keine Chance haben, ihr RhetorikMütchen zu kühlen? Dort wird ein Thema gesucht und erst kurz vorher per Los entschieden, wer für welche Seite plädieren soll. In unserer Redaktionssitzung war das unkomplizierter, denn die Sache ist ja mal klar wie Weißweinpunsch: Jeder kämpft für seinen Markt! Und hey, da kann sich unsereiner doch mal ganz locker zurücklehnen und den Gegner kommen lassen. Das wirkliche Alleinstellungsmerkmal ist die lange Öffnungszeit. Bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag wird eingeladen, suchen Sie mal in Thüringen nach weiteren Langläufern, da müssen sie schon bis Weimar!
Und so stellt sich eine der Fragen, wie man sie sonst gern für die prominenten Märkte wie etwa den Erfurter stellt, gar nicht erst: nämlich, ob man vor lauter Gedränge ohne Glühweinfleck oder Zuckerwatteklebrig-Zeugs auf der Winterjoppe durch die Massen kommt. Ist es einem mal wirklich zu voll, kein Problem, morgen ist auch noch ein Tag. Und seit sich unsere weit verstreute Familie nicht mehr so gut auf ein großes Weihnachtsessen einigen kann, treffen wir uns einfach zwischendurch ganz unkompliziert bei Schillers Weihnacht! Saalfeld/Rudolstadt. Beginnen wir mit dem Alphabet und damit dem Rudolstädter Weihnachtsmarkt und gehen so faktenorientiert wie nur möglich vor. An 29 Tagen hat der Markt, der seit vier Jahren Schillers Weihnacht heißt, geöffnet und zwar seit dem 27. November und (außer am 24.12.) noch bis zum 26. Dezember. Summiert man die Stunden der Öffnung, sie beginnen zwischen 11 und 12 und dauern bis 20 oder 21 Uhr, kommt man auf genau 246.
Die Anzahl der Buden summiert sich auf 38, es gibt ein großes Karussell, die Anzahl der Glühweinsorten (eigentlich vier) variiert, je nachdem, ob man die nicht alkoholischen und sonstigen Heißgetränke dazuzählt oder nicht. Veranstaltungen gab und gibt es reichlich, es sind Dutzende, sie finden im Wichtelhaus, auf der Bühne oder im Marktgelände statt.
Der Weihnachtsbaum, wichtiges Statussymbol für einen Weihnachtsmarkt, ist eine Weißtanne, 14 Meter hoch, zwei Tonnen schwer und kommt aus der August-Bebel-Straße. Und wem das Angebot vorm Rathaus nicht reicht, der konnte am 3. und kann erneut am 4. Advent den auf der Heidecksburg besuchen.