Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Ein Kirchturm für Schloss Schwarzburg
Für die Wiederherstellung des Gesamtbildes der Anlage braucht es vor allem Geld für Außenputz und Turmhaube
Schwarzburg. Dunkel waren viele Stunden für die Schwarzburg, als die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren ihren Größenwahnsinn auch an der Schlossanlage weit oberhalb des Schwarzatals ausließen und auf halbem Wege wegen Geldmangels stoppten.
Doch wie muss sich der gefühlt haben, der es für eine gute Idee hielt, hier oben in der Silvesternacht von 1980 auf 1981 ein Feuerwerk abbrennen zu wollen.
Die brennende Haube des Turms der Schlosskirche stürzte nach innen, aus dem ohnehin geschundenen Baukörper fehlte nun mit der Spitze auch noch eine letzte stolze Landmarke. Gut ein Drittel der Höhe fehlt dem Turm seitdem. Vor allem aber fehlt es an Standfestigkeit, denn viel zu spät merkten die Radikalumbauer in der 40ern, dass Kirchenschiff und Kirchturm statisch eng miteinander verbunden waren. Die eilig aufgemauerte Schräge aus Backsteinen steht seitdem wie eine Mahnung für diese auch architektonische Anmaßung.
Viel Geld und Mühe floss schon seit der Jahrtausendwende in den Turm, was nicht einmal auf dem zweiten Blick sichtbar ist: Ein neues Fundament gewöhnte dem Bauwerk wenigstens die Schwindelanfälle aus dem Untergrund ab.
Parallel zu den vielen anderen Aktivitäten auf dem Schlossberg lief in den letzten Jahren die statische Sicherung des Turms ab.
Carola Niklas, sie verantwortet als zuständige Baureferentin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als Nachfolgerin von Erika Kramer seit einem guten Jahr die Arbeiten als Vertreterin des Eigentümers, kann nun den Erfolg dieser Arbeiten vermelden. Doch weiß sie zugleich auch: Der große Aufwand, der nun in den Gebäuden steckt, ist dann bedroht, wenn nicht bald die nächste Etappe kommt: Der notwendige Außenputz.
Mit dem Förderverein „Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie” und dessen Vorsitzenden Michael Baum weiß sie sich einig im bautechnischen Verständnis: „Große Summe fließen oft in weniger spektakuläre, dafür aber umso wichtigere Vorhaben.” Deswegen war es jüngst nicht schwer, den Förderverein zu überzeugen, seine geplante Spendenaktion zu erweitern. Schon seit Jahr und Tag steht der Verein in den Startlöchern, für die Turmhaube eine Spendenaktion zu starten, bei der es darum geht, konkrete Bauteile durch Spenden zu bezahlen.
Schon bei der Zeughauseröffnung war die symbolische Turmhaube mit der Spendenbüchse und dem Aufruf unübersehbar. Nun aber bitten Stiftung und Förderverein gemeinsam nicht nur um Geld für die Haube, sondern auch für den Außenputz.
2019, so versichern Carla Niklas und Michael Baum im Gespräch mit dieser Zeitung, wird das Jahr des Turmes. Der präsentiert sich seit Jahren nur als eine eindrucksvolle Leistung der Gerüstbauer. Allein dafür sind mehrere 10.000 Euro an Miete in jedem Jahr fällig. Den finanziellen Aufwand für Putz und Turmhaube wagen beide nicht genau zu schätzen und nicken bei etwa einem mittleren sechsstelligen Bereich.
Doch wissen beide auch um den hohen Symbolwert, die die Turmhaube wieder hätte: Bisher kommt der unbedarfte Erstbesucher beim Anblick der Schlossanlage gern einmal auf den Gedanken, zu fragen, was dies denn da für ein eindrucksvoller Speicher, Kaserne oder gar Fabrikgebäude sei.
Erst mit dem Turm, den man leider allerdings auch später nicht mehr wird besteigen können, bekommt das Gesamtbild wieder jene Harmonie, für die dieser Flecken Erde schon seit Jahrhunderten gepriesen wird.
Spendenaktion jetzt auch für Außenputz des Turms