Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Maßgeschneiderter Klang für jedes Ohr
Ein australisches Start-up glaubt, den Kopfhörer mit neuer Technologie revolutioniert zu haben. Ein Test
werden sollen. Besonders fein sind diese Einstellmöglichkeiten nicht – den komplizierten Unterschieden im Gehör wird das nicht gerecht.
Luke Campbell, HNOChirurg, und Dragan Petrovic, Elektroingenieur, sahen das Problem ebenfalls. Und sie wollten es lösen. Deshalb setzten sie auf ein Verfahren, das das Gehör des Nutzers detailliert ausmisst und den Klang live im Kopfhörer entsprechend anpasst – das war die Geburtsstunde der Firma Nura und der Nuraphones. allerdings auch Zugeständnisse bei der Konstruktion: Damit der Hörtest sicher funktioniert, muss das Mikrofon fest im Gehörgang sitzen und gleichzeitig von einer äußeren Ohrmuschel von Außengeräuschen abgeschirmt werden. Man trägt ein In-Ear- und ein Over-Ear-Modell gleichzeitig – also eines mit Ohrstöpsel und Ohrmuschel. Das macht den Sitz der Kopfhörer zumindest gewöhnungsbedürftig. rechts in Richtung „Erste Reihe“, beben tatsächlich die Ohrmuscheln, als Stünde man im Rockkonzert ganz vorn. Dennoch dröhnt der Bass die Musik nicht zu. Grund ist, dass die stärkeren Bassfrequenzen nicht dem Signal im Ohrstöpsel zugemischt werden, sie wummern stattdessen aus den Lautsprechern in der Ohrmuschel. Dadurch spürt man die tiefen Töne eher, als dass man sie direkt hört.
Auch die aktive Geräuschunterdrückung, das sogenannte Active Noise Canceling (ANC), profitiert von diesem Prinzip. Das Gegensignal, das die Geräusche ausblenden soll, wird nur über die Ohrmuschelhörer eingespielt. So ist das sonst unweigerliche Nebenprodukt von ANC – ein feines Rauschen – in den Nuraphones nicht wahrnehmbar. Ganz so effektiv wie etwa bei Bose oder Sony funktioniert die Geräuschunterdrückung allerdings nicht.
Besonders überrascht wurden die Hörer im Test von der „Social Mode“-Funktion. Hier lassen sich die Außengeräusche aktiv in das Kopfhörersignal einblenden, damit man sich etwa unterhalten kann oder auf der Straße andere Verkehrsteilnehmer hört. Prinzipiell kennt man dies auch von anderen ANC-Kopfhörern. Bislang gelang es aber keinem, die Umwelt so natürlich und räumlich wiederzugeben. Hier hört man, welchen Unterschied die individuelle Gehöranpassung ausmachen kann. tatsächlich eine neue Gattung von Kopfhörern. Im Test bewiesen sie einen außerordentlichen Klang.
Wer hörbar besseren Klang will, muss gleich erheblich mehr Geld ausgeben, etwa für die KSE1500 von Hersteller Shure (ab 2500 Euro). Dass die Nuraphones dennoch nicht uneingeschränkt zum Kauf empfohlen werden können, hat schlicht damit zu tun, dass nicht jeder Mensch einen Stöpsel im Ohr als angenehm empfindet. Wer damit kein Problem hat und Kopfhörer in dieser Preiskategorie sucht, kann die Nuraphones in die engere Auswahl einbeziehen.