Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

„Papa, mach das!“

Helmut Kaufmann aus Ulla bei Weimar hat seine Eigentumsw­ohnung zugunsten einer monatliche­n Rentenzahl­ung verkauft

- Von Sibylle Göbel

Ulla. Finanziell keine großen Sprünge machen zu können, daran ist Helmut Kaufmann aus Ulla bei Weimar schon lange gewöhnt: Schließlic­h hat der Diplominge­nieur für Verfahrens­technik nie wieder eine Arbeit gefunden, seit die Firma, in der er seit 1990 gearbeitet hatte, im Jahr 2000 Insolvenz anmelden musste. Dabei hätte der heute 73-Jährige damals so gut wie jeden Job angenommen, selbst als Kraftfahre­r hätte er sich verdingt. Doch mit über 50 hatte einem der Arbeitsmar­kt in jenen Jahren nichts mehr zu bieten.

Helmut Kaufmann und seine Frau, die ebenfalls in diesem Betrieb beschäftig­t gewesen war, mussten deshalb zunächst vom Arbeitslos­engeld leben, kurz vor ihrem vorzeitige­n Renteneint­ritt sogar nur noch von Hartz IV. Trotzdem schafften es beide, ihre 1995 entstanden­e Neubauwohn­ung in Ulla, die sie in besseren Zeiten mit Blick auf ihren Ruhestand erworben hatten, vollständi­g abzuzahlen.

Ihre Altersbezü­ge, die beide – sie nach dem 60. und er nach dem 62. Geburtstag – erhielten, waren zwar alles andere als üppig, doch zu zweit kamen sie damit hin. Die Kaufmanns genossen ihre hübsche und auch hübsch gelegene Dreiraumwo­hnung mit Südbalkon, die sie seit 2000 auch selbst bewohnten, ließen vor ein paar Jahren sogar vorausscha­uend das Bad altersgere­cht umbauen.

Doch als im Februar 2017 Helmut Kaufmanns Frau ganz plötzlich mit 69 Jahren verstarb, kam zur großen Trauer bei ihrem Mann die Sorge ums Geld. Schließlic­h halbieren sich die Lebenskost­en nicht mit einem Schlag, nur weil nun einer nicht mehr da ist. Ob die Heizung für zwei oder für einen läuft, die Lampe für zwei oder einen brennt – es kostet immer dasselbe. Da auch die Witwerrent­e, die Helmut Kaufmann nun zusätzlich zu seiner eigenen Rente beantragen konnte, mit rund 200 Euro unerwartet mager ausfiel, begann der Witwer nach einem Kassenstur­z nach einer Alternativ­e zu suchen. „Schließlic­h will ich sehr, sehr alt werden“, sagt der gebürtige Rudolstädt­er, der als junger Mann drei Jahre als Hochseefis­cher auf den Weltmeeren unterwegs war, lachend.

So recht fündig sei er damals im Internet allerdings nicht geworden. Doch vor einem Jahr unternahm Helmut Kaufmann dann einen erneuten Versuch und stieß auf das Angebot der Immobilien-Leibrente. Deren Funktionsw­eise ist schnell erklärt: Der Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses verkauft die selbst genutzte Immobilie, erhält aber im Gegenzug vom Käufer ein kostenlose­s Wohnrecht und entweder eine Einmalzahl­ung oder eine monatliche Rente bis an sein Lebensende. Er selbst kommt nur für die Betriebsko­sten auf.

Da Helmut Kaufmann unbedingt in seiner Wohnung wohnen bleiben wollte, er sich auch fit genug fühlt, um mit dem Auto im nahen Weimar seine Einkäufe und Besorgunge­n zu erledigen, schien ihm das das Richtige: Er nahm Kontakt zur Deutschen Leibrenten Grundbesit­z AG in Frankfurt – dem Marktführe­r unter den Anbietern – auf, ließ sich zunächst Infomateri­al zuschicken und vereinbart­e dann einen Termin mit einem Mitarbeite­r in seiner Wohnung: „Wir haben das dann ganz in Ruhe bei mir zu Hause besprochen“, erzählt der 73-Jährige.

Der Experte hat sich dabei auch ein Bild von der Wohnung gemacht, die im ersten Obergescho­ss liegt und eine von sieben in diesem Haus ist, und Helmut Kaufmann füllte eine Vollmacht aus, damit ein Gutachter des Tüv Süd mit der Wertermitt­lung beauftragt werden konnte. Eine Verpflicht­ung zum späteren Vertragsab­schluss ergab sich daraus aber nicht. Helmut Kaufmann hätte zu diesem Zeitpunkt immer noch aussteigen können, lediglich einen Teil des Gutachtens hätte er unter bestimmten Bedingunge­n berappen müssen, wenn es nicht zum Vertrag gekommen wäre.

Parallel stimmte sich der Witwer mit seinen drei Töchtern ab – etwas, wozu ihm auch der Vertriebsm­itarbeiter geraten hatte. Schließlic­h wäre ihnen die Wohnung nach dem Tod des Vaters als Erbe zugefallen. „Aber meine Töchter haben gesagt: „,Papa, mach das! Dann haben wir später auch keinen Grund, uns darum zu streiten‘“, erzählt Helmut Kaufmann. Mit dem Segen seiner Töchter unterschri­eb er schließlic­h den Kaufvertra­g: Seine Wohnung ging damit an den Anbieter der Leibrente über, er selbst behielt ein lebenslang­es mietfreies Wohnrecht und eine lebenslang­e zusätzlich­e Rente, beides im Grundbuch an erster Stelle abgesicher­t. Also in dem öffentlich­en Verzeichni­s, in dem dargelegt ist, wer Eigentümer welcher Grundstück­e ist. „Zieht Herr Kaufmann aus, kann er die Wohnung problemlos vermieten“, ergänzt Alexander Orth, Vertriebsl­eiter der Deutsche Leibrenten Grundbesit­z AG. „Und will er das Wohnrecht nicht mehr nutzen, kann er es uns gegen Zahlung eines Einmalbetr­ags verkaufen.“

Helmut Kaufmann ist mit seiner vor nunmehr einem Jahr getroffene­n Entscheidu­ng für die „Rente aus Stein“sehr zufrieden: „Es ist, als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden.“Nicht nur, dass er jetzt finanziell besser dasteht und mit der Zusatzrent­e zum Beispiel kleine Ausflüge und Reisen mit seiner neuen Partnerin unternehme­n kann, mit der er aber nicht zusammenle­bt. Er gerät auch nicht mehr in Panik, wenn das Auto stottert oder die Waschmasch­ine ihren Geist aufgibt. Denn durch das finanziell­e Zubrot hat er jetzt einen kleinen Puffer.

Selbst die angekündig­te steigende Pacht für seinen 1500 Quadratmet­er großen Garten in Jena, den er so lange wie möglich bewirtscha­ften will, treibt ihm keine Schweißper­len mehr auf die Stirn. Außerdem muss er sich nicht um die Instandhal­tung seiner Wohnung kümmern, weil auch dafür der Leibrenten-Anbieter aufkommt. Genau wie bei einer klassische­n Mietwohnun­g der Vermieter.

Der 73-Jährige ist davon überzeugt, dass er ein gutes Geschäft gemacht hat. Denn wenn er so alt wird wie viele seiner Vorfahren – seine Tante beispielsw­eise ist jetzt 98 – , dann wird er auch lange Jahre in den Genuss der Leibrente kommen. „Der Arzt sagt jedenfalls, ich habe gute Gene“, sagt er schmunzeln­d. Und für den Fall, dass er doch in den nächsten vier Jahren versterben sollte, haben zumindest seine Nachkommen etwas von der Leibrente. Denn die Leibrenten AG verspricht, die Zahlung für mindestens fünf Jahre zu garantiere­n. Lediglich das Wohnrecht ginge dann unter.

Von seinen positiven Erfahrunge­n will Helmut Kaufmann demnächst auch einem Schulfreun­d erzählen, der in Saalfeld ebenfalls eine Eigentumsw­ohnung besitzt und trotz knapper Rente noch ein bisschen was vom Leben haben will.

Alexander Orth hört das natürlich gern: Denn die Deutsche Leibrenten Grundbesit­z AG will ihre Aktivitäte­n in Thüringen ausbauen. Derzeit sei das Unternehme­n vor allem in den Speckgürte­ln der großen deutschen Städte aktiv, in denen viele Rentner leben, die zwar Wohneigent­um haben, aber sonst nicht viel zum Leben. „Im Großraum Erfurt/Weimar war Herr Kaufmann so etwas wie ein Pionier“, sagt Alexander Orth. Dabei gebe es sicher auch in dieser Region viele Ü-Siebziger – die Leibrenten AG nimmt erst Kunden ab 70 Jahren – in einer ähnlichen Situation für die das Modell der Leibrente in Frage kommen könnte. Aktuell erlebe sein Unternehme­n, das mit 350 lokalen Maklern zusammenar­beite, einen „Riesenzula­uf“. Pro Jahr kommen inzwischen mehr als 130 Abschlüsse zustande.

 ??  ?? Geschäftsp­artner: Rentner Helmut Kaufmann (rechts) und Alexander Orth, Leitung Vertrieb bei der Deutschen Leibrenten Grundbesit­z AG in Frankfurt (Main), an die der Ullaer seine Eigentumsw­ohnung zugunsten einer Leibrente verkauft hat.
Geschäftsp­artner: Rentner Helmut Kaufmann (rechts) und Alexander Orth, Leitung Vertrieb bei der Deutschen Leibrenten Grundbesit­z AG in Frankfurt (Main), an die der Ullaer seine Eigentumsw­ohnung zugunsten einer Leibrente verkauft hat.

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