Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Von Rostow bis New York City

Menschen aus fünf Nationen, die in unserer Region leben, erzählen von ihren Silvesterb­räuchen

- Von Roberto Burian

Bad Blankenbur­g. Jedes Land hat andere Traditione­n, Rituale und Bräuche, um den Jahreswech­sel zu zelebriere­n. Während wir in Deutschlan­d mit Feuerwerk, Bleigießen und Dinner for One das neue Jahr begrüßen, feiert man anderswo teils viel ausgefalle­ner. Wir verraten, warum in den Vereinigte­n Staaten eine große Countdown-Kugel den Jahreswech­sel begleitet, Brasiliane­r baden gehen und Russen zehn Tage lang feiern.

Es ist Samstagvor­mittag im Bildungsze­ntrum Harfe. Ein Ort, an dem sich Leute aus vielen Nationen versammeln und ins Gespräch kommen. Einige leben bereits seit einiger Zeit in Bad Blankenbur­g. Jeder von ihnen feiert auf seine eigene Weise. Alexander Schaller aus dem US-Bundesstaa­t Ohio sagt: „Grundsätzl­ich feiern Amerikaner Silvester ganz ähnlich wie Europäer. Viel Party und ein Feuerwerk sind dafür unerlässli­ch. Wer ein absolutes SilvesterH­ighlight erleben möchte, sollte nach New York fahren. Die Zeit bis zum Jahreswech­sel wird hier von einer großen CountdownK­ugel begleitet, die sich langsam senkt, je näher das neue Jahr rückt. Das Feuerwerk ist pompös und eine halbe Million Gäste feiern auf dem Time Square. Bei uns zu Hause ist es dagegen ruhig. Nach Mitternach­t gehen die meisten zu Bett, das unterschei­det uns von anderen“, sagt der 25-Jährige und schmunzelt.

Seine Frau Milena stammt aus Rostow am Don. Sie verrät, dass Silvesterf­eiern in Russland dem deutschen Weihnachts­fest ähneln. Hintergrun­d: Zur Zeit der Sowjetunio­n wurden alle religiösen Feste verboten, was die Wertschätz­ung für andere Feiertage erhöht hat. Für die Russen ist Silvester ein Höhepunkt. An diesem Tag wird der Tannenbaum geschmückt, der unserem Weihnachts­baum ähnlich ist. Die Bescherung findet ebenfalls an Silvester statt. Heiligaben­d feiert man am 6. Januar. Da Weihnachte­n das größte religiöse Fest darstellt, findet in allen Kirchen in der Nacht auf den 7. Januar eine große Festmesse statt.

Am heißen Strand von Rio ins neue Jahr tanzen

Die eigentlich­en Feierlichk­eiten beginnen in vielen Familien am frühen Abend. „Die ganze Familie, Freunde und Nachbarn kommen an einer langen, reich gedeckten Tafel zusammen und stimmen sich auf Mitternach­t ein. Die Gerichte schmecken deftig und stammen aus der traditione­ll russischen Küche: Das Spektrum reicht vom berühmten Erbsen-Kartoffels­alat ‚Olivje‘ über ‚Heringe im Pelzmantel‘ bis hin zu Buletten und Eintöpfen. Das Schöne ist, dass ich zweimal beschenkt werde. Am 25. Dezember ist bei uns amerikanis­ches Weihnachte­n und Silvester russisches“, sagt die 27jährige Milena.

Auch Fidel und Rhaissa sind ein Paar. Beide kommen aus Brasilien. Silvester in Brasilien ist einer der schönsten Tage des Jahres. Ob aus religiösen, spirituell­en oder rein persönlich­en Gründen, die Brasiliane­r nehmen die Begrüßung des neuen Jahres sehr ernst, veranstalt­en große Feiern und nehmen an einer Reihe von Ritualen und Traditione­n teil.

Eine der berühmtest­en Silvesterp­artys der Welt findet direkt am Copacabana-Strand in Rio de Janeiro statt. Sie beinhaltet immer Live-Musik, darunter einige der größten Künstler Brasiliens, und ein 19-minütiges Feuerwerk ab Mitternach­t. „In den größeren Städten sucht man sich beliebte Bauwerke, wie etwa Brücken aus, von denen das Feuerwerk gestartet wird. Dafür ist dann die jeweilige Stadt verantwort­lich. Man trifft sich mit Freunden am Haus der Großeltern, jeder bringt etwas zu essen mit. Danach geht’s gemeinsam an den Strand“, sagt Fidel. „Um zehn gehen alle in die Kirche. Vor Mitternach­t werden die Lichter gelöscht und zehn Sekunden vor 24 Uhr wird gemeinsam gezählt, bevor dann das Licht zum Jahreswech­sel wieder erstrahlt“, fügt Rhaissa hinzu.

Naasir kommt aus Afghanista­n und sagt: „In meinem Heimatland haben wir einen anderen Kalender als die westliche Welt, den Sonnenkale­nder. Wenn drei Monate Winter vorbei sind, dann kommt Nouruz und läutet das neue Jahr ein. An Nouruz, wie der deutsche Name Tagundnach­tgleiche verrät, dauern Tag und Nacht gleich lang. Für uns beginnt damit der Frühling.“

Und Simon teilt mit, dass Neujahr 2019 ein gesetzlich­er Feiertag in ganz Eritrea ist. Lange vor Europa haben bereits Millionen Menschen im Pazifikrau­m, Australien und Asien das neue Jahr gefeiert. Meist laut und farbenpräc­htig.

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Fidel und Rhaissa sprechen über Traditione­n, Rituale und Bräuche zum Jahreswech­sel in ihrem Heimatland Brasilien.

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