Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Wie Öko ist unser Ökostrom wirklich?
Zum Kommentar „Kirche auf Öko-Vorfahrt: Jens Voigt über einen plausiblen Antriebswechsel“, OTZ, 24.12.2018:
Die Ladesäulen werden heute und in naher Zukunft 24 Stunden am Tag mit circa 75 Prozent konservativer Energiequellen, wie aus Kernernergie, Kohle oder Erdgas, versorgt werden. Wer an das Märchen von 100 Prozent erneuerbaren Energien glaubt, der sollte seine Ladesäule direkt an eine Windkraftanlage anschließen lassen. Spätestens dann wird man bemerken, dass der Physikunterricht nichts mit Politikwissenschaften zu tun hat. Im Stromnetz befindet sich meist ein Mix aus Erneuerbaren Energien und konventionellen Energieträgern. Die Grundlast wird auch dann notwendig, wenn man die Anzahl der Windkraftanlagen verdreifachen will. Denn wenn der Wind nicht weht, dann spielt es keine Rolle, wie viele Windräder man hat. Speicherung des Stroms ist unwirtschaftlich. Pumpspeicherwerke an der Saale können nur für wenige Stunden und leistungseingeschränkt liefern. Pumpspeicherwerke können nur ein Zusatz der Energieversorgung aber kein Allheilmittel sein. Wer ein Elektroauto fahren will, der sollte es ohne Subventionen und in dem festen Glauben, dass sein Fahrzeug mit Kohlestrom geladen wird, tun. Die Infrastruktur für Ladesäulen ist im ländlichen Raum differenziert vorstellbar, aber wie soll das in einem Neubaugebiet aussehen? Will man neben dem Neubaublock ein Umspannwerk bauen? Elektrotechnik sollte für alle verantwortungsbewussten Politiker ein Pflichtfach werden. Hier befürchte ich aber, dass die Zusammenhänge der Naturwissenschaften einige überfordern wird und andere es nicht wissen wollen.
Wolfgang Kleindienst, Pößneck