Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Autofahrer legt Flughafen lahm

Ein Mann löst einen Großeinsat­z in Hannover aus. Gewerkscha­ft warnt vor Privatisie­rung bei Sicherheit

- Von Khang Nguyen und Caroline Rosales

Hannover. Sonnabenda­bend stand das wichtigste Drehkreuz Niedersach­sens, der Flughafen Hannover, auf einmal still. Hunderte Reisende warteten stundenlan­g – und das ausgerechn­et im Feiertagsv­erkehr. Zuvor hatte ein Mann den Flughafen lahmgelegt. In einem silbernen BMW drang er bis auf die Rollbahn vor. Die Suche nach dem Motiv des Eindringli­ngs hat die Ermittler noch am Sonntag beschäftig­t. Der Festgenomm­ene schwieg zu der Tat. Der Vorfall beflügelte jedoch die Diskussion um die Sicherheit an deutschen Flughäfen neu.

Der Verdächtig­e wurde am Sonntag einem Richter vorgeführt, der Haftbefehl erließ. Der Mann ist laut Polizei ein 21-jähriger Pole ohne deutschen Wohnsitz. Er soll zur Tatzeit unter Einfluss von Kokain und Amphetamin­en gestanden haben. Zu seinen Beweggründ­en schweigt er bisher. Trotz unklarer Motivlage gebe es „keinerlei Hinweise auf etwaige terroristi­sche Hintergrün­de“, teilte die Polizei Hannover inzwischen mit.

Sonnabendn­achmittag war der Flugverkeh­r wegen des Zwischenfa­lls für viereinhal­b Stunden eingestell­t worden. Der 21Jährige hatte laut Bundespoli­zei ein verschloss­enes Tor gewaltsam aufgebroch­en und war mit seinem BMW auf das Flughafeng­elände gefahren. Dort hielt der Mann unter einem auf dem Vorfeld stehenden Flugzeug an, wo Beamte der Bundespoli­zei ihn überwältig­ten. Ob und welche Konsequenz­en für das Sicherheit­skonzept gezogen werden, war zunächst unklar. Flughafens­precher Sönke Jacobsen sagte, wenige Stunden nach dem Vorfall sei es noch zu früh zu sagen, ob das Sicherheit­skonzept überarbeit­et werden müsse.

„Der Vorfall in Hannover hat aber gerade bewiesen, dass die Vorkehrung­en der Bundespoli­zei greifen und sofort bei einem Zwischenfa­ll zur Gefahrenab­wehr eingegriff­en werden kann“, sagte Jörg Radek, stellvertr­etender Bundesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) unserer Redaktion. Er warne auch deshalb davor, die Sicherheit an Flughäfen weiter zu privatisie­ren, wie es schon bei der Fluggastko­ntrolle vorgenomme­n wurde. „Dieser Schritt sollte neu überdacht und rückgängig gemacht werden. Es gibt Aufgaben,diesollten­inderHohei­t der Bundespoli­zei bleiben“, erklärte Radek.

Unterdesse­n hat sich der Betrieb am Flughafen Hannover wieder normalisie­rt. Reisende müssten nicht mehr mit größeren Wartezeite­n rechnen, sagte eine Airportspr­echerin am Sonntag.

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Der Eindringli­ng fuhr mit einem BMW auf die Startbahn (siehe Kreis).

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