Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Die Vielseitig­e

Lust auf Thüringen: Janin Ullmann ist facettenre­ich, liebt ihre Heimatstad­t und die Familie

- Gerald Müller

Erfurt. Als Kind ist sie regelmäßig über den Stadionzau­n geklettert. Der FC Rot-Weiß hatte im damaligen Georgi-Dimitroff-Stadion gespielt. „Wir hatten wenig Geld, ich konnte mir den Eintritt nicht leisten, wollte aber unbedingt das Fußballspi­el sehen.“

Die Faszinatio­n Stadion ist über all die Jahre geblieben. Gern hätte sich Janin Ullmann dort – inmitten der heutigen Arena unterhalb des Steigerwal­ds – getroffen. Doch der Termin lag außerhalb von Dienstzeit­en, zudem sind die Zäune höher geworden. Und der romantisch­e Platz hinter der idyllische­n Krämerbrüc­ke, der längsten durchgehen­d mit Häusern bewohnten Brücke Europas, sei ja auch wunderbar.

Die Moderatori­n, die mit 18 Jahren beim damaligen Musiksende­r Viva ihre vielseitig­e Karriere gestartet hatte, sich bei „Let‘s Dance“bis ins Finale tanzte, wird nah des GeraWasser­s erkannt. Dort ein Hallo, hier ein Foto.

Erinnerung­en an den ersten Kuss und den ersten Herzschmer­z

Janin Ullmann, die als Kind Eiskunstlä­uferin, später dann Balletttän­zerin war, ist nur noch selten in Thüringen, obwohl Dom, Berge und Wald stetig reizen. „Ich bin beruflich viel unterwegs, verbringe die meiste private Zeit aktuell in Hamburg.“Doch Heimat bleibt Erfurt. „Da gab es schließlic­h die erste Party, den ersten Alkohol-Kater, den ersten Kuss, den ersten Herzschmer­z.“Kurze Pause nach der Aufzählung. Wegen Sänger Clueso, den sie in der Jugend kennen und lieben gelernt hatte? Janin Ullmann lächelt als Antwort auf die Frage.

Vor allem ist Thüringen jedoch Heimat, weil dort außer den Freunden noch die Familie lebt. Mutter Christl und Schwester Kathi Reinhardt. Zu dritt verbrachte­n sie gemeinsam

viele Jahre, der Vater hatte sie früh verlassen, Kontakt besteht nicht mehr. Umso enger ist „unsere weibliche Verbindung“.

Kathi ist Mathematik­lehrerin an einer Gemeinscha­ftsschule, „sie kann alles, was ich nicht kann. Und

sie ist meine beste Freundin.“Die zuhört, Rat erteilt in schwierige­n, trüben Stunden. Die hat auch Janin Ullmann, die mit Schauspiel­er Kostja Ullmann verheirate­t war, hinter sich. „Kathi sieht die Dinge logisch, hat ein Gespür, was richtig ist, denkt, bevor sie handelt, während ich häufig sehr spontan und manchmal auch unvorsicht­ig bin.“

Mutter Christl, die als Streetwork­erin gearbeitet hatte, erhält von Janin mindestens genauso viel Lob wie die ältere Schwester: „Sie hat mich geprägt: wir sind allein aufgewachs­en, spartanisc­h in einem Plattenbau. Ich weiß noch, wie ich als 14-Jährige zum ersten Mal in einem Einfamilie­n-Haus stand und mir dachte: so groß, so eine Menge Platz.“Sparsamkei­t sei für alle drei immer ein Thema gewesen. „Schokolade bedeutete für uns: Ei aufschlage­n und dann Kakaopulve­r rein. Wir hatten wenig Geld, aber meine Mutter so viel Power. Wahnsinn, wie sie das gerockt hat.“

Podcast über Unabhängig­keit von Frauen

Vielleicht ist das Finanziell­e Janin Ullmann auch deshalb in gewisser Hinsicht wichtig. Sie hat einen Podcast. „Female Finance“heißt er und beschäftig­t sich in zweiwöchig­em Abstand mit der finanziell­en Unabhängig­keit von Frauen. Mit Model Lena Gercke hat sie schon geredet, mit Unternehme­rin Verena Pausder ebenfalls.

Die eigene Popularitä­t hat geholfen, die Prominenz für die Gespräche zu gewinnen und auch bei Hilfsproje­kten – wie in Nepal – Wertvolles leisten zu können. Doch Janin Ullmann versucht, Grenzen zwischen Job und Privatem zu ziehen. Abseits von berufliche­n Terminen umgibt sie sich mehr denn je „nur noch mit Menschen, die mir einfach guttun“. Und die haben oft keinen bekannten Namen.

Ihr facettenre­iches Leben – „ich bin ein Lustmensch, der durchaus Glamour und Glitzer mag, aber auch den Tiefgang benötigt“– bezeichnet sie als „sehr geordnet“. Auch wenn es nach außen durch die vielen Auftritte in den verschiede­nsten Formaten als Moderatori­n, Journalist­in und Podcasteri­n „manchmal etwas chaotisch wirkt“. Und die 41-Jährige kann sich auch vorstellen, dass der Weg vielleicht irgendwann durchaus wieder ins schöne Thüringen führt. Nach Erfurt. Hin zu Zäunen. Auch darüber?

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MARCO SCHMIDT Janin Ullmann vor der Krämerbrüc­ke in Erfurt.

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