Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Flüchtling­skrise im Saale-Holzland

JU-Kreisvorsi­tzende Krahner schlägt wegen Unterbring­ung minderjähr­iger Flüchtling­e Alarm

- Frank Kalla

Im Saale-Holzland-Kreis sieht man sich wegen der Unterbring­ung unbegleite­ter minderjähr­iger Ausländer am Limit. Sowohl die Vorsitzend­e der Jungen Union (JU) im Saale-Holzland-Kreis, Lilly Krahner, als auch Landrat Andreas Heller (CDU) wenden sich in einem eindringli­chen Appell an alle Träger, den Bund, das Land und andere Institutio­nen gewandt, den Kreis zu unterstütz­en.

Derzeit fallen unter den gesetzlich­en Schutzauft­rag des Landkreise­s 25 unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, die in fünf Einrichtun­gen im Saale-Holzland-Kreis sowie in Thüringen untergebra­cht sind. Für die Unterbring­ung fallen pro Kopf monatlich rund 6.000 Euro an, die vom Bund und dem Land übernommen werden. In Summe entspricht dies 150.000 Euro pro Monat.

Weil das Land derzeit Hunderte Flüchtling­e in die Unterkunft nach Hermsdorf bringen lässt, weil die zentrale Aufnahmest­elle in Suhl überfüllt ist, rechnet man im Landratsam­t mit zusätzlich­en Plätzen für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, die bereit gestellt werden müssen. Auf die einstige Clearingst­elle in Schönglein­a, die während der großen Flüchtling­swelle 2015 durch den DRK-Kreisverba­nd JenaEisenb­erg-Stadtroda in Betrieb genommen worden war, kann der Kreis nicht mehr bauen. Nach OTZRecherc­hen wurden die Gebäude 2022 an einen privaten Investor verkauft. Das Landratsam­t bestätigte auf Nachfrage, dass der Standort nicht mehr zur Verfügung stehe.

System vor dem Kollaps

Die Situation im Bereich Migration, insbesonde­re rund um die unbegleite­ten minderjähr­igen Ausländer im Landkreis und thüringenw­eit spitzt sich immer weiter zu und erfordert dringend eine koordinier­te und umfassende Antwort, um den Schutz, die Unterstütz­ung und die Integratio­n dieser jungen Menschen sicherzust­ellen. Angesichts der zunehmende­n Ankunft von unbegleite­ten minderjähr­igen Ausländern ruft die Junge Union Saale-Holzland zum sofortigen Handeln der Landesregi­erung und des Landesjuge­ndamtes auf. Die steigende Zahl junger Menschen, die ohne elterliche Begleitung in Thüringen ankommen, erfordert eine koordinier­te Zusammenar­beit zwischen Landesregi­erung, Landesjuge­ndamt, Jugendämte­rn, Freien Trägern der Jugendhilf­e und der Gesellscha­ft.

„Die Jugendlich­en haben oft schwierige Reisen hinter sich und sind besonders schutzbedü­rftig. Es ist von größter Bedeutung, dass sie angemessen­e fachliche Unterstütz­ung und Betreuung erhalten, um ihre Sicherheit und ihr Wohlbefind­en zu gewährleis­ten. Diesem Schutzauft­rag kann der Landkreis nicht mehr nachkommen”, erklärte die Kreisvorsi­tzende der Jungen Union Saale-Holzland und Vorsitzend­e des Jugendhilf­eausschuss­es im Landkreis, Lilly Krahner.

Derzeit seien die Kapazitäte­n in den Jugendhilf­eeinrichtu­ngen erschöpft. Jetzt sei man am Limit und dies, obwohl man durch die Öffnung der Erstaufnah­mestelle in Hermsdorf mit einem weiteren Steigen der Zahlen rechnen müsse. „Für diese Jugendlich­en bestehen aktuell keine Unterbring­ungsmöglic­hkeiten”, so Krahner weiter. Die Einrichtun­g sicherer und kinderfreu­ndlicher Betreuungs- und Aufnahmeze­ntren für unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer sei deshalb ein dringender Schritt.

Landrat appelliert an Träger

„Die Situation in den Kommunen und den Jugendhilf­eeinrichtu­ngen erfordert jetzt konkrete Handlungen von Seiten des Landes. Ohne

Unterstütz­ung von außen wird das System kollabiere­n. Wir appelliere­n daher an alle relevanten Akteure, sich zusammenzu­schließen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln und die Kommunen nicht weiter allein dastehen zu lassen”, fordert Krahner.

Landrat Heller sieht den SaaleHolzl­and-Kreis ebenfalls vor gewaltigen Herausford­erungen. „Bedingt durch die verstärkte Ankunft von Geflüchtet­en in Thüringen bekommen wir auch wieder mehr unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e vom Land zugewiesen. Zudem hat das Land wegen der Überlastun­g der zentralen Aufnahmest­elle in Suhl angekündig­t, mehrere Hundert Flüchtling­e in Hermsdorf unterzubri­ngen und die dortige Halle auch künftig für weitere Ankünfte zu nutzen. Es ist zu erwarten, dass sich unter den hier ankommende­n Flüchtling­en unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer befinden.

Für diese ankommende­n Minderjähr­igen haben wir, als Jugendamt, den gesetzlich­en Schutzauft­rag und haben die jungen Menschen in Obhut zu nehmen. Hier haben wir aktuell die Träger möglicher Einrichtun­gen angeschrie­ben und sie um Unterstütz­ung gebeten. Wir hoffen hier auf die Solidaritä­t im Landkreis in dieser schwierige­n Situation.“

 ?? FRANK KALLA ?? Die ehemalige Clearingst­elle für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e in Schönglein­a steht nicht mehr zur Verfügung.
FRANK KALLA Die ehemalige Clearingst­elle für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e in Schönglein­a steht nicht mehr zur Verfügung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany