Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Flüchtlingskrise im Saale-Holzland
JU-Kreisvorsitzende Krahner schlägt wegen Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge Alarm
Im Saale-Holzland-Kreis sieht man sich wegen der Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Ausländer am Limit. Sowohl die Vorsitzende der Jungen Union (JU) im Saale-Holzland-Kreis, Lilly Krahner, als auch Landrat Andreas Heller (CDU) wenden sich in einem eindringlichen Appell an alle Träger, den Bund, das Land und andere Institutionen gewandt, den Kreis zu unterstützen.
Derzeit fallen unter den gesetzlichen Schutzauftrag des Landkreises 25 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in fünf Einrichtungen im Saale-Holzland-Kreis sowie in Thüringen untergebracht sind. Für die Unterbringung fallen pro Kopf monatlich rund 6.000 Euro an, die vom Bund und dem Land übernommen werden. In Summe entspricht dies 150.000 Euro pro Monat.
Weil das Land derzeit Hunderte Flüchtlinge in die Unterkunft nach Hermsdorf bringen lässt, weil die zentrale Aufnahmestelle in Suhl überfüllt ist, rechnet man im Landratsamt mit zusätzlichen Plätzen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die bereit gestellt werden müssen. Auf die einstige Clearingstelle in Schöngleina, die während der großen Flüchtlingswelle 2015 durch den DRK-Kreisverband JenaEisenberg-Stadtroda in Betrieb genommen worden war, kann der Kreis nicht mehr bauen. Nach OTZRecherchen wurden die Gebäude 2022 an einen privaten Investor verkauft. Das Landratsamt bestätigte auf Nachfrage, dass der Standort nicht mehr zur Verfügung stehe.
System vor dem Kollaps
Die Situation im Bereich Migration, insbesondere rund um die unbegleiteten minderjährigen Ausländer im Landkreis und thüringenweit spitzt sich immer weiter zu und erfordert dringend eine koordinierte und umfassende Antwort, um den Schutz, die Unterstützung und die Integration dieser jungen Menschen sicherzustellen. Angesichts der zunehmenden Ankunft von unbegleiteten minderjährigen Ausländern ruft die Junge Union Saale-Holzland zum sofortigen Handeln der Landesregierung und des Landesjugendamtes auf. Die steigende Zahl junger Menschen, die ohne elterliche Begleitung in Thüringen ankommen, erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Landesregierung, Landesjugendamt, Jugendämtern, Freien Trägern der Jugendhilfe und der Gesellschaft.
„Die Jugendlichen haben oft schwierige Reisen hinter sich und sind besonders schutzbedürftig. Es ist von größter Bedeutung, dass sie angemessene fachliche Unterstützung und Betreuung erhalten, um ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden zu gewährleisten. Diesem Schutzauftrag kann der Landkreis nicht mehr nachkommen”, erklärte die Kreisvorsitzende der Jungen Union Saale-Holzland und Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses im Landkreis, Lilly Krahner.
Derzeit seien die Kapazitäten in den Jugendhilfeeinrichtungen erschöpft. Jetzt sei man am Limit und dies, obwohl man durch die Öffnung der Erstaufnahmestelle in Hermsdorf mit einem weiteren Steigen der Zahlen rechnen müsse. „Für diese Jugendlichen bestehen aktuell keine Unterbringungsmöglichkeiten”, so Krahner weiter. Die Einrichtung sicherer und kinderfreundlicher Betreuungs- und Aufnahmezentren für unbegleitete minderjährige Ausländer sei deshalb ein dringender Schritt.
Landrat appelliert an Träger
„Die Situation in den Kommunen und den Jugendhilfeeinrichtungen erfordert jetzt konkrete Handlungen von Seiten des Landes. Ohne
Unterstützung von außen wird das System kollabieren. Wir appellieren daher an alle relevanten Akteure, sich zusammenzuschließen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln und die Kommunen nicht weiter allein dastehen zu lassen”, fordert Krahner.
Landrat Heller sieht den SaaleHolzland-Kreis ebenfalls vor gewaltigen Herausforderungen. „Bedingt durch die verstärkte Ankunft von Geflüchteten in Thüringen bekommen wir auch wieder mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vom Land zugewiesen. Zudem hat das Land wegen der Überlastung der zentralen Aufnahmestelle in Suhl angekündigt, mehrere Hundert Flüchtlinge in Hermsdorf unterzubringen und die dortige Halle auch künftig für weitere Ankünfte zu nutzen. Es ist zu erwarten, dass sich unter den hier ankommenden Flüchtlingen unbegleitete minderjährige Ausländer befinden.
Für diese ankommenden Minderjährigen haben wir, als Jugendamt, den gesetzlichen Schutzauftrag und haben die jungen Menschen in Obhut zu nehmen. Hier haben wir aktuell die Träger möglicher Einrichtungen angeschrieben und sie um Unterstützung gebeten. Wir hoffen hier auf die Solidarität im Landkreis in dieser schwierigen Situation.“