Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Ein Schatz in der Dorfkirche
Wegen Geldmangel blieb die Orgel in Mennewitz im Originalzustand. Jetzt muss sie ausgebaut werden
„Geldmangel kann auch Denkmalschutz sein“, scherzt Pfarrer Stefan Elsässer. Die Orgel in evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mennewitz hat bereits einige Jahre erlebt. Das große Musikinstrument wurde im Jahr 1745 errichtet und seitdem so gut wie gar nicht verändert. Die kleine Dorfkirche hat sogar einen richtigen Umzug hinter sich. Einst stand sie in Trauschwitz. Als der kleine Ort im Laufe der Zeit aufgegeben wurde und wenige hundert Meter ein neues Dorf entstand, zog die Kirche mit um. Stein für Stein wurde abgetragen und wieder aufgebaut. Daher steht die Kirche auch nicht wie sonst üblich in der Dorfmitte, sondern am Rande von Mennewitz.
Seit 40 Jahren stumm
Nicht nur die Orgel hat bereits bessere Tage erlebt, auch das Kirchendach musste saniert werden. Dies ist bereits geschehen und man konnte sich nun der Orgel widmen. Die Sanierung einer Orgel will gut geplant sein, denn das riesige Musikinstrument muss zunächst ausgebaut und gereinigt werden. Erst dann kann eine Sanierung erfolgen. Schon seit über 40 Jahren kam kein einziger Ton mehr aus ihr. Pfarrer Stefan Elsässer, der selbst Orgel spielen kann, konnte bis jetzt nicht die Orgel für Gottesdienste nutzen.
Dennoch freut er sich sehr über
die Orgel. Über die Jahrhunderte wurde in vielen Kirchen der Klang der Orgeln verändert. In Mennewitz sei jedoch alles original. Man müsse demnach nichts rekonstruieren. Das sei sehr selten. „Die Orgel in Mennewitz ist etwas sehr besonderes. Nicht nur, dass sie quasi im Originalzustand ist, auch ist sie ein wahrer Mercedes unter den Orgeln.
Wieso man so eine gute und teure Orgel in eine kleine Dorfkirche damals gebaut hat, weiß ich leider nicht“, sagt Pfarrer Stefan Elsässer. Das Dorf sei schon damals keines gewesen, wo Reiche gewohnt hätten. Daher ist es umso verwunderlicher, wieso man sich damals für so eine Orgel entschieden habe. Da die Restaurierung sehr teuer wird, bekommt
die Mennewitzer Kirche Hilfe von außen. Die SparkassenKulturstiftung Hessen-Thüringen und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie fördern das Vorhaben.
Die Orgel in Mennewitz ist eine von sieben in Thüringen, die es in das Förderprogramm geschafft hat. Die Stiftung und das Landesamt für
Denkmalpflege und Archäologie übernehmen für jede Orgel zehn Prozent der Sanierungskosten.
Die beiden Partner setzen sich bereits seit 2009 für ein Orgelsanierungsprogramm in Thüringen ein. Ein zentraler Punkt soll dabei die Spielfähigkeit historischer Orgeln mit ihrem ursprünglichen Klang sein. „Wir wollen insbesondere in kleineren Orten einen Impuls setzen. Natürlich könnten wir nur in Großstädte gehen, aber gerade in kleineren Gemeinden ist der Wirkungsgrad der Förderungen viel höher“, sagt der Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen Matthias Haupt.
Nicht nur Gottesdienste
Wenn der Orgel wieder Töne entlockt werden können, hofft die Kirchengemeinde auf neue Organisten, die auch die Orgel spielen können und wollen. Genauso wie es im Laufe der Jahre immer mehr an Orgelrestauratoren fehle, werden auch die Musiker weniger, die solch ein Musikinstrument beherrschen. Insgesamt ginge auch die Nutzung der Kirchen für ihren eigentlichen Zweck zurück. Daher wird die Kirche auch für andere Veranstaltungen genutzt. So sollen auch in der Mennewitzer Kirche Aktivitäten für Kinder statt finden. Pfarrer Stefan Elsässer begrüßt solche Ideen. „Ich finde es wichtig, dass der Raum, der die Kirche bietet, im Bewusstsein bleibt“, sagt er.