Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Zug-Falle am Bahnhof Göschwitz schnappt zum zweiten Mal zu

Eine Bahnreisen­de kam am Donnerstag zwar in den Zug, doch nicht mehr heraus: Sie musste im stehenden Zug ausharren, bis sie befreit wurde. Es war nicht der erste Vorfall dieser Art

- Jördis Bachmann

Jena. Gleich zwei Bahnreisen­de steckten am Donnerstag­morgen am Bahnhof Jena-Göschwitz im Zug fest. Wäre nicht ein Passant auf sie aufmerksam geworden, hätten die Frau und der junge Mann vermutlich noch einige Stündchen in der Saalbahn auf Gleis 3 zubringen müssen. Was war passiert?

Seraphine Valentin ist Mitarbeite­rin am Bahnhof Göschwitz im „Gleis 3viertel“. Sie war vor Ort, alarmierte die Verantwort­lichen bei der Deutschen Bahn, sprach mit der Betroffene­n und schilderte unserer Redaktion den Vorfall, der bereits wiederholt auftrat. Die betroffene Bahnreisen­de war am Donnerstag­morgen gegen 9.30 Uhr am Göschwitze­r Bahnhof in den Zug Richtung Halle gestiegen. Die Türen des Zuges waren geöffnet – an der Anzeigetaf­el habe die Abfahrtsze­it, 9.44 Uhr gestanden. Doch der Regionalex­press der Deutschen Bahn sei nicht gestartet.

Anruf bei der Bahn: Von Warteschle­ife zu Warteschle­ife

Nach einigen Minuten des Verharrens habe die Dame den Zug wieder verlassen wollen, doch die Türen ließen sich nicht öffnen. Sie habe nach einem Notfallkno­pf gesucht, um Hilfe zu erhalten, berichtet Seraphine Valentin. Doch aus dem Zug heraus sei es der Dame nicht gelungen, einen Verantwort­lichen auf ihre Lage aufmerksam zu machen.

Schließlic­h sei ein junger Mann in das Bahnhofsbi­stro „Gleis 3viertel“gekommen und habe hier mitgeteilt, dass eine Frau im Zug eingeschlo­ssen sei. Ganz überrasche­nd sei das für Seraphine Valentin nicht gewesen, denn bereits in der vergangene­n Woche hatte sich ein ähnlicher Vorfall am Gleis 3 zugetragen. „Letzte Woche war eine Reinigungs­kraft auf einen jungen Mann aufmerksam geworden, der ebenfalls im 9.44-Uhr-Zug feststeckt­e.“Seraphine Valentin hatte daher sofort die richtige Notfallnum­mer parat, um die zuständige­n Bahn-Mitarbeite­r zu alarmieren.

„In der vergangene­n Woche war das nicht so einfach. Ich telefonier­te von einer Stelle zur nächsten, wurde immer wieder weiterverb­unden und landete in Warteschle­ifen. Ich war kurz davor, einfach die Feuerwehr oder die Polizei zu benachrich­tigen,

Am Abfahrtspl­an am Bahnhof ist der Zug eingetrage­n – abgefahren ist er allerdings nicht.

damit der junge Mann aus dem Zug geholt wird.“Dies war am Ende nicht nötig, Seraphine Valentin erreichte die Verantwort­lichen, die den jungen Mann in der vergangene­n Woche schließlic­h aus seiner misslichen Lange befreiten. Er habe recht lang im Zug ausharren müssen. Bei der Rettungsak­tion am gestrigen Donnerstag hatte Seraphine Valentin daher zumindest schnell die richtige Bahn-Notfallnum­mer parat. „Ich hatte mir die Nummer eingespeic­hert.“Es habe jedoch noch etwa eine halbe bis dreivierte­l Stunde gedauert, bis ein Fahrzeug der Deutschen Bahn mit Blaulicht

gekommen sei und ein Bahn-Mitarbeite­r die Türen des Zugs öffnen konnte.

Anfrage bei der Bahn blieb vorerst unbeantwor­tet

Am „Gleis 3viertel“bekam die befreite Dame von Seraphine Valentin noch einen Orangensaf­t. „Die Dame habe ihren Enkel aus dem Kindergart­en abholen wollen, der sich darauf gefreut hatte, noch vorm Mittagssch­laf geholt zu werden, das klappte nun aber nicht mehr, deshalb gab ich ihr auch einen TrostDonut für das Enkelchen mit.“Die Dame sei dann anderweiti­g weitergere­ist.

„Was mich wundert, ist, dass offensicht­lich nicht geprüft wird, ob noch Reisende im Zug sind, bevor die Türen verriegelt werden“, sagt Seraphine Valentin. Der Mitarbeite­r der Bahn habe erklärt, es liege eine kurzfristi­ge Fahrplanän­derung vor, weshalb der Zug nicht gestartet sei. „So kurzfristi­g kann diese Änderung aber nicht sein, denn schließlic­h ist es in der vergangene­n Woche schon einmal passiert.“

Die Anfrage unserer Redaktion zu den wiederholt­en Vorfällen am Gleis 3 am Bahnhof Jena-Göschwitz konnte gestern vor Redaktions­schluss seitens der Deutschen Bahn nicht mehr beantworte­t werden. In einer ersten Mail der BahnPresse­stelle heißt es jedoch: Laut Fahrplan gebe es keinen Zug mit der Abfahrtsze­it 9.44 Uhr. Die durchgängi­ge Verbindung nach Halle sei der „RB 25 von Abellio“.

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SERAPHINE VALENTIN (2) Froh über die Rettung: Die betroffene Dame vor dem Regionalex­press am Gleis 3 des Göschwitze­r Bahnhofs, aus dem sie befreit wurde.

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