Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Kaum Hoffnung für Mallorca- Segler

Die beiden Deutschen werden seit Sonntag vermisst. Die Suche verlief bislang ergebnislo­s

- Ralph Schulze

Fünf Tage nach dem schweren Sturm, der erhebliche Schäden auf Mallorca und der Nachbarins­el Menorca verursacht­e, liegt das Mittelmeer wieder ruhig und friedlich da. Aber von der Neun-Meter-Segelyacht „Makan Angin“und ihren beiden deutschen Besatzungs­mitglieder­n fehlt bis heute jede Spur. Der spanische Seenotrett­ungsdienst ist skeptisch, dass die beiden Urlauber noch lebend geborgen werden können. Bei den Touristen soll es sich spanischen Angaben zufolge um einen 53 Jahre alten ExBasketba­llprofi aus Hessen handeln, der mit seinem 19 Jahre alten Sohn unterwegs war. Die beiden Deutschen waren mit dem Boot am Sonntagmor­gen, 27. August, von Menorca nach Mallorca gestartet.

„Wir haben ein großes Gebiet zwischen Menorca und Mallorca abgesucht, aber wir haben das Segelboot nicht finden können“, teilte ein Sprecher des Seenotrett­ungsdienst­es mit. Seit Tagen sind zahlreiche Hubschraub­er, Flugzeuge und Rettungssc­hiffe zwischen den Balearenin­seln im Einsatz. Auch die Kapitäne vorbeikomm­ender Handelsund Freizeitsc­hiffe wurden aufgerufen, die Augen offen zu halten. Mit jedem Tag sinkt die Hoffnung, dass die beiden deutschen Touristen noch gerettet werden können. Auch weil das Wetter auf See am Tag des Unglücks so schlecht war.

„Mich wundert, dass er überhaupt rausgefahr­en ist“

Zwischen Menorca und Mallorca schlugen die Wellen bis zu sechs Meter hoch. Ein Sturm fegte mit Windböen von bis zu 100 Stundenkil­ometern über das Wasser, Starkregen prasselte vom Himmel.

Der spanische Wetterdien­st hatte bereits zwei Tage vor dem Unglück vor dem aufziehend­en Unwetter mit „hurrikan-ähnlichen“Windböen gewarnt. Oranger Alarm, die zweithöchs­te Warnstufe, war auf Menorca und Mallorca ausgerufen worden. „Seien Sie vorsichtig. Es können schwere Personen- und Sachschäde­n entstehen“, hieß es im Warnhinwei­s. Warum stachen der Familienva­ter und sein gerade erwachsen gewordener Sohn trotzdem mit der „Makan Angin“von Menorca aus zu einem Tagestörn Richtung Mallorca in See? Die Abfrage des örtlichen Seewetterb­erichts, der auf Spanisch und Englisch veröffentl­icht wird, gehört vor einer solchen Tour durch den Seekorrido­r zwischen den beiden Inseln zu den grundlegen­den Sicherheit­sregeln.

Wie örtliche Medien unter Berufung auf die Behörden berichtete­n, waren die beiden am frühen Sonntagmor­gen gegen 6 Uhr vom Menorca-Hafen Cala Galdana gestartet. Sie gingen auf Kurs Südwest. Im Laufe des Tages wollten sie den Yachthafen des mallorquin­ischen Ferienorte­s Cala d’Or erreichen, der in Luftlinie rund 90 Kilometer entfernt liegt. Als die „Makan Angin“– ihr Heimathafe­n ist Frankfurt am Main – Menorca verließ, war es noch dunkel. Die Sonne war noch nicht aufgegange­n, das Meer noch ruhig. Möglicherw­eise wollten die beiden Segler versuchen, vor Eintreffen

des Unwetters Mallorca zu erreichen. Niemand weiß bisher die Antwort. Sicher ist nur, dass sich das am Morgen noch so friedliche Mittelmeer wenige Stunden später in eine Hölle verwandelt­e.

Gegen 10 Uhr morgens brach der Kontakt mit dem Boot ab. Kurz zuvor hatte ein Familienan­gehöriger der an Bord befindlich­en deutschen Touristen noch mit ihnen telefonier­t. Als es auch am Abend von den beiden keine Nachricht gab, alarmierte die Familie die Polizei und den Seenotrett­ungsdienst. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll das Boot einem auf Mallorca lebenden Angehörige­n des vermissten Familienva­ters gehören. Demzufolge hatten Vater und Sohn am vergangene­n Sonnabend, 26. August, ihren Segelausfl­ug vom mallorquin­ischen Cala d’Or gestartet. Am Sonntag hätten sie wieder von Menorca nach Cala d’Or zurücksege­ln wollen. Das Blatt zitiert den Chef eines Bootschart­er-Unternehme­ns in Cala d’Or: „Am Sonntag bemerkte ich den leeren Liegeplatz, dachte aber, sie seien wegen des schlechten Wetters länger auf Menorca geblieben.“Der Skipper der „Makan Angin“sei eigentlich ein erfahrener Segler gewesen. „Mich wundert, dass er überhaupt rausgefahr­en ist.“

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CATI CLADERA / EPA-EFE Vermutlich haben die beiden Segler versucht, vor dem Unwetter ihr Ziel zu erreichen.
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DPA Von der „Makan Angin“und ihrer Besatzung fehlt jede Spur.

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