Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Tolle Stimme, tolle Lieder, toller Abend
„Lauter leise Lieder“mit Schauspieler Johannes Emmrich im Theater Gera
Gera. Auf den langen Urlaubsreisen mit seinen Eltern haben sie unterwegs immer die Puhdys gehört, und die alljährlichen Konzerte der Band auf der Hutbergbühne in Kamenz haben für ihn und seinen Vater stets als fester Termin dazugehört, erzählt Johannes Emmrich. Eigentlich ist der 1987 in Dresden geborene Schauspieler viel zu jung, um ihn beim Musikgeschmack vordergründig bei den Puhdys, Karat, Silly, City, Holger Biege und Gundermann einzuordnen. Aber er belehrt uns eines Besseren – mit seinem großartigen Liederabend „Lauter leise Lieder“, der am Freitag im Großen Haus in Gera seine Premiere feierte. Ein solches eigenes Programm sei ihm immer ein Lebenstraum gewesen, verrät er am Anfang des Abends. Und umso schöner, dass so viele Menschen gekommen waren, ihm zuzuhören. Er habe die DDR nicht bewusst erlebt. „Für mich sind die Texte einfach so poetisch und zeitlos. Und ich entdecke immer
Neue.“
Ermutigt hatte ihn zu diesem Liederabend der Schauspieldirektor des Hauses, Manuel Kressin, der bei Amtsantritt im Sommer 2017 sein Team animierte, sich mit eigenen Programmen in die Reihe „Kabarett der Komödianten“einzubringen. Emmrich tat dies sehr gern und zum Glück, denn seine Interpretation der alten bekannten Lieder ist tatsächlich eine Bereicherung im Spielplan. „Der ehrlichste Liederabend seit sehr langer Zeit. Danke!“, steht am Ende der fast zweistündigen Vorstellung im Gästebuch des Theaters und trifft wohl sehr gut, was die meisten Besucher fühlen.
Emmrich lässt das Publikum in seine Gedankenwelt blicken
Mit seiner unglaublich tollen Stimme interpretiert er beispielsweise „Lebenszeit“„Kleiner Planet“, „Perlenfischer“und „Wenn ein Mensch lebt“von den Puhdys, den „Schwanenkönig“und „Albatros“von Karat, „Wie habe ich das Jahr verbracht“und „Sagte mal ein Dichter“von Holger Biege, „Am Fenster“von City oder „Gras“von Gundermann in einer ganz persönlichen und sehr berührenden Art. Manchmal am Klavier, manchmal mit seiner Gitarre. Immer leitet der gekonnt von einen Titel auf den anderen über, lässt das Publikum kurz in seine Gedankenwelt blicken und auf die Seele. Für manche Titel holt er sich den genialen Schauspielkapellmeister Olav Kröger an die Seite, bei anderen wird er von Flötistin Kathrin Osten vom Philharmonischen
Orchester Altenburg Gera und von der Violinistin Claudia Ander-Donath begleitet. Auch Yuri Hamano vom Thüringer Staatsballett tanzt zu „Hiroshima“(Puhdys) auf der Bühne. Es ist eine tolle und stimmige Mischung. Und weil jeder Abend ein bisschen anders ist, hat sich Johannes Emmrich für diesen Geraer Premierenabend noch einen besonderen Gast eingeladen: Manuel Schmid (39), der als Sänger, Keyboarder, Komponist, Texter und Produzent vor über zehn Jahren neu zu Stern-Combo Meissen gekommen ist. Auch er interpretiert an diesem Abend unter anderem das pazifistische Lied „Meine Hände“von Holger Biege.
Am Ende des Premierenabends bedankt sich das Publikum mit langem Applaus und sogar stehenden Ovationen bei einem großartigen, sympathischen Schauspieler mit beeindruckender Stimme und seinen Gästen.
Wieder am 17. November, 19.30 Uhr, Großes Haus Gera.