Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Wo Militaria stark nachgefragt wird
Im Trödelladen von Eineborn: Die Profis entdecken bei ihren Entrümplungstouren immer wieder kuriose Schätze
Etwas versteckt liegt der Trödel- und Antikladen von Hendrik Grund und Doreen Höfer in Eineborn. Das Paar hat Anfang des Jahres Garagen angemietet, um die seltenen, kuriosen und wertvollen Fundstücke zu präsentieren, die Hendrik Grund als Entrümpler mit nach Hause bringt. Als Entrümpler wird er gerufen, wenn die letzten im Haus Lebenden verstorben sind oder in ein Pflegeheim ziehen. Meist bleibt den Menschen im Pflegeheim nur Platz für ein oder zwei Kisten ihres Hab und Guts. Der Rest wird entrümpelt.
Dabei wird jedoch nicht alles entsorgt. Das, was noch an Wert besitzt und noch gebraucht wird, soll wieder einen neuen Besitzer finden. „Alte Nähmaschinen gehen gut“, sagt Grund. Aber auch Leinentücher und -decken, die oft noch im perfekten Zustand sind, da die Vorbesitzer sehr pfleglich mit ihrem Besitz umgegangen sind.
„Außerdem kaufen die Leute heute gerne Gartendeko - alte Wagenräder, Gießkannen oder Schubkarren, die man bepflanzen kann“, sagt der Trödel-Experte, der selbst am liebsten Gläser und Flaschen aus dem 19. Jahrhundert sammelt.
Entrümpeln hat jedoch nicht nur etwas mit Schatzsuche zu tun.
Neben der körperlich anstrengenden Arbeit sind es auch emotionale Momente, die den Job nicht immer einfach machen. Hendrik Grund erzählt, dass es schon Situationen gab, wo ältere Familienmitglieder noch in der Wohnung waren, als diese entrümpelt werden sollte. Das sei weder für ihn, noch für die betreffenden Menschen einfach gewesen. „Letztlich greift man in ein anderes Leben ein. Man soll das entrümpeln, was sich Menschen vor vielen Jahren vielleicht von Munde absparen mussten. Auch der emotionale Wert mancher Gegenstände
ist für Angehörige höher, als er vielleicht wirklich ist“, sagt Grund. In solchen Situationen bedürfe es viel Fingerspitzengefühl, um den Menschen auch bei diesem Lebensabschnitt kein schlechtes Gefühl zu geben.
Eine Geburtshelferzange aus dem vorigen Jahrtausend
Hendrik Grund ist vor allem gerne auf alten Bauernhöfen unterwegs. Dort haben er und Doreen Höfer schon so einige interessante Funde gemacht. So fanden die beiden bei der Entrümplung eines alten Gehöfts
einen Schrank mit einer Schublade, in der altes chirurgisches Werkzeug zu finden war.
Auch eine alte Geburtshelferzange aus dem vorigen Jahrtausend war mit dabei, die im Trödelladen für einiges Aufsehen sorgte und von den meisten Kunden für eine übergroße Bratwurstzange gehalten wurde. Ebenso sei Militaria sehr beliebt. „Es müssen nicht mal die großen Stücke sein. Selbst Knöpfe von Uniformen machen so manchen Sammler glücklich. Auch sehr beliebt sind originale Gasmasken aus dem ersten oder zweiten Weltkrieg“, sagt Grund.
„Ich bin meist für Wäsche und Kleidung zuständig, wenn wir gemeinsam entrümpeln gehen“, sagt Doreen Höfer. Sie selbst liebt die alten, liebevoll bestickten Tücher und Stoffe. Jedoch muss sie auch aussortieren, denn sie kann nicht alles mitnehmen. Einige Stücke gehen zur Altkleidersammlung. Sie erzählt, dass sie eine vergilbte alte Leinenhose aussortieren wollte, jedoch Hendrik Grund sofort sah, dass es sich dabei um Soldatenkleidung aus dem Lager handele. Es war sogar noch der Name des Soldaten eingestickt. „Man muss sich immer weiterbilden, um auch solche Schätze erkennen zu können. Für so eine originale Hose einer Lageruniform kann man durchaus 120 Euro bekommen“, sagt der Trödel-Experte.
Es braucht nicht nur Wissen darüber, was wertvoll sein könnte oder nicht. Bei militärischen Stücken rät Grund zur Vorsicht. Waffen verschiedenster Art sind illegal, auch wenn sie von Sammlern lediglich als antike Liebhaberstücke gekauft werden. Auch ausgestopfte Tiere aus alten Jagdzimmern können Probleme machen, wenn sie heute auf der Roten Liste stehen und die Herunft und das Alter der Präparate nicht eindeutig belegbar ist.
Nachgefragt seien ausgestopfte Tiere bei jüngeren Leuten sowieso nicht mehr. Dennoch interessiert sich auch die jüngere Generation prinzipiell für alte und antike Sachen. „Vintage“ist das Stichwort, weiß Doreen Höfer. Möbel aus den 60ern würden gut weggehen.
Nach wie vor sind auch Dinge aus der DDR hoch im Kurs. „Ja, die Ostalgie gibt es. Aber es sind nicht nur Menschen aus Ostdeutschland, die sich dafür begeistern können. Wir hatten auch schon einen Mannheimer Kunden, der einige DDR-Stücke gekauft hat“, sagt Doreen Höfer. Viele Menschen kommen auch zum Stöbern und Schauen ins Geschäft. Vieles erinnert so manchen an die eigene Kindheit. Doreen Höfer ist es auch wichtig, dass Dinge, die noch funktionieren, nicht weggeworfen werden.