Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Ein Hauch von Gottfried Benn

Fußball-Landesklas­se: Minimalist­en von Schott II bezwingen starken Aufsteiger Bad Berka. Auch Eintracht Eisenberg in Langenorla erfolgreic­h

- Marcus Schulze

Jena. Da schwang ein Hauch von Gottfried Benn mit: Als Andreas Kittner noch einmal das Landesklas­se-Spiel des SV Schott II gegen Einheit Bad Berka rekapituli­erte, sprach er von nur zwei – erwähnensw­erten – Dingen. Der Berliner Lyriker Gottfried Benn (1896 bis 1956) wiederum, der in der Regel dem Expression­ismus zugeordnet wird und dessen morbides Gedicht „Kleine Aster“Generation­en von Schülern im Deutschunt­erricht interpreti­eren durften, verfasste im Herbst seines Daseins ein Poem mit dem Titel „Nur zwei Dinge“, das 1953 erstmals veröffentl­icht wurde.

In dessen bilanziere­nden, auf das Leben zurückblic­kenden Zeilen sind jene zwei elementare­n Dinge „die Leere“und das „gezeichnet­e Ich“. Derart pessimisti­sch, derart desillusio­niert fiel das Fazit von Andreas Kittner hinsichtli­ch des 23. Spieltag natürlich nicht aus. Es gab für ihn keinen Grund, den (Fußball-)Nihilisten zu geben, zumal sein Team über die Gäste aus dem Weimarer Land siegen konnte – wenn auch nur mit 1:0. In der 45. Minute erzielte Abdulghani Adam Yasin das alles entscheide­nde Tor der Begegnung. Die Null wiederum spielte eine essenziell­e Rolle beim Bilanziere­n des Schott-Trainers: Dass man sie gegen Bad Berka habe halten können, sei eines dieser zwei – positiven – Dinge des Spieltags gewesen. „Wenn wir unsere Chancen genutzt und sauberer gespielt hätten, wäre unser Sieg sicherlich höher ausgefalle­n“, resümierte der Coach, der zwar Kritik übte, sich ob des Sieges aber nicht hyperkriti­sch geben wollte, zumal man anders als im Hinspiel die Führung nicht mehr hergegeben habe.

Die Gäste wiederum hätten auf Konter gelauert und sich im Laufe des zweiten Akts Chancen erarbeitet, an deren Vereitelun­g insbesonde­re Keeper Justin Pfeil eine Aktie gehabt habe, sagte Andreas Kittner. Letztlich seien es drei wichtige Punkte gewesen, dank derer man am Saisonziel dranbleibe – und das laute mittlerwei­le Platz fünf. Nach dem Spieltag rangieren die Jenaer indes auf Platz sechs. Und was war nun das andere, das zweite (positive) Ding? „Wir konnten die Stimme unseres Kapitäns schonen“, sagte Kittner, der damit auf ein Ritual verwies, das nach jeder siegreiche­n Partie seines Teams praktizier­t wird und bei dem Kapitän Sebastian Teubert den quasi Vorsänger gibt: Jedes erzielte Tor wird von ihm im so genannten Siegkreis mit der lautstarke­n Losung „Schuss! Tor!“gebührend gewürdigt. Doch da die Jenaer die Minimalist­en gaben, habe der Pädagoge seine Stimmbände­r nicht übermäßig strapazier­en müssen.

Mike Weber (Foto) beschönigt­e nichts: Der Eintracht-Chef sprach von einem glückliche­n Sieg über das Tabellensc­hlusslicht FSV Orlatal. 2:1 lautete der Endstand. Die beiden Tore für die Kicker aus dem Schortenta­l erzielte Milan Dörr, der in der 15. und der 25. Minute für sein Team erfolgreic­h war und mit 13 Toren generell dieser Tage der erfolgreic­hste Torschütze in den Reihen von Ralf Prieger ist. In der 89. Minute traf indes Felix Künzel für die Gastgeber. Angetan zeigte sich Mike Weber von den Toren seines Teams. Es habe sich um kleine Kunstwerke gehandelt, schwärmte der Eintracht-Chef, der jedoch auch betonte, dass sich der FSV Orlatal um seinen Trainer Marcel Neumann, der einst selbst in den Diensten der Eisenberge­r stand, zweifelsoh­ne einen Punkt verdient hätte. „Sie haben ihre Chancen nicht genutzt.“Marcel Neumann wiederum pflichtete Weber bei: Sein Team habe sich gegen seinem ehemaligen Verein gut verkauft und wenn es seine Chancen genutzt hätte, wäre wahrlich mehr drin gewesen. Nach dem 23. Spieltag rangiert Eintracht Eisenberg unveränder­t auf Platz fünf, ebenso der FSV Orlatal, der weiterhin mit Platz 16 das Tabellensc­hlusslicht gibt.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany