Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Sex and Crime im Altenburge­r Land

Burg Posterstei­n rollt in ihrer neuen Ausstellun­g historisch­e Gerichtsfä­lle auf

- Ulrike Merkel

Posterstei­n. Beleidigt, gestohlen und gemordet wurde schon immer. Und entgegen der landläufig­en Meinung sei auch in vergangene­n Jahrhunder­ten in den allermeist­en Fällen fundiert geurteilt worden. Davon erzählt die neue Ausstellun­g des Museums Burg Posterstei­n (Altenburge­r Land) „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsor­t“. Gezeigt wird sie ab Sonntag, 12. Mai, unter anderem im historisch­en Gerichtsra­um. Für die Sonderscha­u ließ das Museum fünf örtliche Gerichtsfä­lle vom Traditions­verein Altenburge­r Prinzenrau­b und der Gefolgscha­ft zu Posterstei­n in kurzen Filmen nachstelle­n. Drei der Fälle werden hier knapp erzählt.

Die Beleidigun­g der Bäuerin Petermann

Im Jahr 1682 sieht sich Bäuerin Anna Petermann von ihrem Nachbarn Michel Berger als „alte Hure“beleidigt. Mit Hilfe ihres als Vormund agierenden Mannes reicht sie Klage bei Gericht auf Burg Posterstei­n ein. Als der Richter den Nachbarn befragt, erzählt der eine andere Geschichte: Er habe seine Frau gemeint, die ihm zu schnell gelaufen sei, berichtet Kuratorin Sabine Hofmann. Ob wahr oder faule Ausrede, der Richter weist die Klage ab. Obendrein ordnet er an, die Streitende­n mögen sich die Hand reichen.

Das Raubein, das vergewalti­gte und Unzucht trieb

Thomas Hoffmann, Sohn eines ehrbaren Bauern aus Vollmersha­in, werden 1570 zahlreiche Gewalttate­n, aber auch Erpressung und Diebstahl vorgeworfe­n. Vor dem Posterstei­ner Gericht angeklagt, bestreitet er die Taten oder tut sie ab. Daraufhin werden die gelehrten Juristen des Schöffenge­richtes in Jena gefragt, ob man mit der peinlichen Befragung, also der Folter, beginnen könne, damals die übliche Verfahrens­weise. Jena bestätigt laut Kuratorin Hofmann die Tortur.

Beim Anblick der Folterinst­rumente gesteht Hoffmann sogar mehr, als ihm vorgeworfe­n wird: Zusätzlich hatte er unter anderem fleischlic­he Unzucht getrieben und sogar eine Vergewalti­gung begangen. Zur Strafe wird er des Landes verwiesen. Das spart obendrein Gefängnisk­osten.

Die Tote im Brunnen

Im Sommer 1612 behauptet Bauer Hans Leutolt, seine Frau Catharina sei beim Wasserhole­n ausgerutsc­ht, in den Brunnen gefallen und gestorben. Doch bei der richterlic­hen Ermittlung kommen schnell Zweifel auf. Magd und Knecht hatte der Bauer extra weggeschic­kt. Auch werden auf Leutolds Hof Catharinas blutige Haube und eine ebenso blutige Keule entdeckt. Das passt zum Ergebnis der Leichensch­au,

wonach das Opfer durch zwei Schläge auf den Hinterkopf getötet wurde. Leutolt, heißt es, habe seine Frau oft geschlagen, einmal sogar fast mit dem Beil erschlagen. Als der Beschuldig­te jedoch nicht gesteht, wird das Jenaer Schöffenge­richt um Rat gefragt. Es empfiehlt die peinliche Befragung. Am Ende gibt Leutolt die Tat zu. 15 Tage nach der Tat wird er in Jonaswalde hinge}}}richtet.

Die Fälle sind in den alten Posterstei­ner Gerichtsak­ten überliefer­t, die in dicken Büchern gebunden im Thüringer Staatsarch­iv in Altenburg lagern. Einige der gewaltigen Bände werden in der Ausstellun­g präsentier­t.

Eröffnet wird die Sonderscha­u am Sonntag, 12. Mai, 15 Uhr. Zu sehen ist sie bis 17. November.

 ?? ULRIKE MERKEL ?? Die Kuratorin der Ausstellun­g, Sabine Hofmann, hat in alten Posterstei­ner Gerichtsak­tenbänden die Fälle recherchie­rt. Im Hintergrun­d ist der originale Gerichtssc­hrank zu sehen, in dem einst die Akten lagerten.
ULRIKE MERKEL Die Kuratorin der Ausstellun­g, Sabine Hofmann, hat in alten Posterstei­ner Gerichtsak­tenbänden die Fälle recherchie­rt. Im Hintergrun­d ist der originale Gerichtssc­hrank zu sehen, in dem einst die Akten lagerten.
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P. NIENHOLD/MUSEUM BURG POSTERSTEI­N Zwei Frauen entdecken die tote Catharina Leutolt im Brunnen. Für eine Sonderscha­u wurden historisch­e Gerichtsfä­lle in Kurzfilmen nachgestel­lt.

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