Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Süden von Brasilien versinkt in Wassermassen
Schon mehr als 100 Tote nach schweren Regenfällen. Hunderttausende müssen ihre Häuser verlassen. Weitere Niederschläge erwartet
Porto Alegre. Nach außergewöhnlich heftigen Regenfällen im Süden von Brasilien kämpfen die Menschen in der Region gegen die Wassermassen. Im Bundesstaat Rio Grande do Sul standen große Landstriche unter Wasser, Straßen und Häuser wurden überschwemmt. 107 Menschen kamen infolge des Unwetters bislang ums Leben, so der örtliche Zivilschutz.
„Die Auswirkungen der Überschwemmungen und das Ausmaß der Tragödie sind verheerend“, schrieb der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, auf X. Seine Regierung gehe davon aus, dass für den Wiederaufbau mindestens 19 Milliarden Reais (3,4 Milliarden Euro) benötigt werden. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte der Region ein Hilfspaket in Milliardenhöhe zu. Papst Franziskus sagte als Soforthilfe umgerechnet 100.000 Euro für die Opfer der Überschwemmungen zu.
Nach Angaben des Zivilschutzes wurden 754 Menschen verletzt und 134 weitere noch immer vermisst. Von dem Hochwasser seien mehr als 1,7 Millionen Menschen in 431 Ortschaften der Region betroffen. Über 395.000 Menschen hätten ihre Häuser verlassen und bei Angehörigen oder in Notunterkünften Schutz gesucht. Zahlreiche Gemeinden im Katastrophengebiet waren von der Strom- und Wasserversorgung
abgeschnitten. Auch die Telefon- und Internetverbindungen wurden in vielen Ortschaften unterbrochen. Die Luftwaffe brachte Hilfsgüter in die Region, darunter Medizin, Wasseraufbereitungsanlagen und Lebensmittel.
Besonders hart traf es die Stadt Canoas. „Die Stadt ist zerstört worden. Von den 27 Gesundheitszentren haben wir 19 verloren, von den fünf Bezirksapotheken sind vier zerstört“, sagte Bürgermeister Jairo Jorge. „Alle Schulen wurden beschädigt. Wir haben Infrastruktur und Sportzentren verloren und müssen alles wieder aufbauen.“Im Kampf gegen die Fluten waren zahlreiche Feuerwehrleute und KataRegenfälle
strophenschützer im Einsatz. In Canoas retteten sie am Donnerstag ein Pferd, das auf dem Dach eines Hauses gestrandet war. Das Tier wurde betäubt und in einem Schlauchboot an Land gebracht Der brasilianische Wetterdienst Inmet sagte von Freitag bis Sonntag weitere starke
für die Region voraus. Der Zivilschutz von Rio Grande do Sul gab für einen großen Teil des Bundesstaates eine Warnung vor starkem Regen und heftigem Wind mit Geschwindigkeiten von mehr als 90 Kilometern pro Stunde heraus. Es bestand auch die Gefahr von Gewittern und Hagelschlag. „Die Regenfälle in Rio Grande do Sul haben alle Rekorde gebrochen. Die Daten zeigen, dass es in weniger als 15 Tagen im ganzen Bundesstaat so viel geregnet hat wie in fünf Monaten zuvor. Und es wird eine neue Kaltfront mit noch mehr Regen prognostiziert“, sagte der Meteorologe Carlos Nobre der Nachrichtenagentur Agência Brasil.