Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
„Die Kommunikation mit den Bürgern muss besser werden“
Kevin Steinbrücker will Bürgermeister von Bad Klosterlausnitz werden. Warum er glaubt, der geeignete Kandidat zu sein
Bad Klosterlausnitz. Kevin Steinbrücker (Freie Wählergruppe Bad Klosterlausnitz) ist seit 2019 Mitglied im Gemeinderat von Bad Klosterlausnitz. Ebenfalls seit 2019 ist der 41-Jährige Erster Beigeordneter der Gemeinde sowie Vorsitzender der Freien Wählergruppe. Am Sonntag, 26. Mai, stellt er sich zur Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister von Bad Klosterlausnitz. Mit Diana Reinhardt (parteilos) hat Kevin Steinbrücker eine Gegenkandidatin bei dieser Wahl. Wo er den größten Handlungsbedarf für den Kurort sieht und was er als möglicher neuer Bürgermeister anders als seine Vorgängerin Gabriele Klotz (CDU) machen würde, darüber erzählt Kevin Steinbrücker im Gespräch mit unserer Redaktion.
Herr Steinbrücker, haben Sie einen Lieblingsplatz in Bad Klosterlausnitz?
Ja, meinen Garten. 2014 haben meine Lebensgefährtin und ich uns ein Haus gebaut. Sie hat zwei grüne Daumen und dadurch verbringen wir an den Wochenenden viel Zeit in unserem Garten. Der ist sehr naturnah gestaltet mit Vogelschutzhecke, einem kleinen Kräutergarten, mit Karnickeln und allem, was dazugehört.
Und vor Ihrem Gartenzaun, draußen im Ort, wo gefällt es Ihnen da am besten?
Im Kurpark und in den umgebenden Wäldern. Wenn wir mal Zeit haben, gehen wir gern unten in den Sümpfen spazieren. Da ist es schön und ruhig. Unser Kurpark, gerade der Bereich um die Festscheune, hat natürlich auch eine sehr hohe Aufenthaltsqualität.
Warum sind Sie der geeignete Bürgermeister für Bad Klosterlausnitz?
Weil ich mich schon seit vielen Jahren im Ort engagiere. Wenn ich etwas anpacke, dann bin ich sehr zielstrebig und will das auch umsetzen. Außerdem konnte ich schon fünf Jahre in die Kommunalpolitik hineinschnuppern und hatte das Glück, zum Ersten Beigeordneten gewählt zu werden. Dadurch habe ich vielleicht noch mehr Einblicke in die Verwaltungsarbeit bekommen. Durch meine Arbeit, ich leite gemeinsam mit einem Kollegen ein Ingenieurbüro in Markranstädt bei
Leipzig, muss ich Projekte strukturiert und wirtschaftlich abarbeiten und mit vielen unterschiedlichen Leuten zusammenarbeiten. Ich denke, dass könnte schon ein Vorteil sein für das Bürgermeisteramt.
Sie treten also ohne jegliche Bedenken an?
Ich habe natürlich höchsten Respekt vor dieser Arbeit. Diese ist mir gegenüber meinem aktuellen Beruf ja noch fremd. Es wird sicher ein gewisser Aufwand dahinterstecken, sich wirklich in die verwaltungstechnischen Tätigkeiten einzuarbeiten, da mache ich mir gar keine Illusionen.
Gibt es Dinge, die Sie als neuer Bürgermeister anders machen würden als Ihre Vorgängerin?
Besser werden müsste auf jeden Fall die Kommunikation mit der Bürgerschaft. Viele fühlen sich nicht abgeholt und sind der Meinung, dass die da oben sowieso machen, was sie wollen – und das sei alles blöd und nicht in ihrem Sinn. Auch würde ich versuchen, Nicole Sabetta, der Geschäftsführerin des Kur- und Gesundheitszentrums Bad Klosterlausnitz, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen unserer Gemeinde, mehr Freiraum zu lassen, um wirtschaftlicher agieren zu können. Vielleicht entwickeln sich so Ideen, die man in der Verwaltung nicht so herleiten würde.
Kritisiert wurde die Gemeindeverwaltung in der öffentlichen Wahrnehmung häufig dafür, dass sie sich nur um den Kurpark kümmere und andere Plätze und Orte nicht im Blick habe. Wie stehen Sie dazu?
Das ist richtig. Der Fokus lag in den letzten Jahren schon auf dem Kurpark und vielem, was dazugehört. Davon kann man jetzt halten, was man will, es ist aber Fakt, dass wir durch den Heilbadstatus und dem damit verbundenen Sonderlastenausgleich vom Land Thüringen sehr viel Geld als Kommune bekommen. Mit diesem Geld können wir unsere Infrastruktur, etwa Straßen, Wege und Plätze in Schuss halten, aber eben auch den Kurpark. Die Sanierung des Köppe-Parkplatzes und des Kurmittelhauses sind weitere Beispiele. Das hat wiederum alles etwas mit der Vorbereitung der im nächsten Jahr anstehenden Reprädikatisierung unseres Heilbad-Status’ zu tun. Wenn wir den wieder bekommen, haben wir das Geld, das wir unter anderem aus Steuern einnehmen, übrig, um uns zusätzlichen Projekten zu widmen.
Das eine bedingt also das andere …
Genau. Aber das ist in den letzten Jahren zu wenig kommuniziert oder zu wenig gehört worden. Wir müssen unseren Bürgern sagen, dass es ohne den Heilbadstatus nicht geht. Wir würden uns in der Bedeutungslosigkeit verlieren. Ohne dieses Prädikat hätten wir nicht so eine schöne Parkanlage, in der sich nicht nur Patienten, sondern auch unsere Bewohner erholen können. Aber durchaus sollte man den Fokus wieder ein stückweit mehr auf die Bürgerschaft lenken und zeigen, dass wir ja wollen und auch zuhören.
Wie wollen Sie es schaffen, das Ohr immer an den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger zu haben?
Es gab mal einen Bürgerstammtisch, vielleicht könnte man einen solchen wieder einführen. Wir haben in der Wählergruppe auch mal diskutiert, warum so wenig Bürger zur öffentlichen Gemeinderatssitzung kommen. Wir kamen zu dem Schluss, dass vielleicht einige Leute nicht gern vor einer größeren Versammlung sprechen und ihre Anliegen lieber in kleiner Runde vorbringen möchten. Außerdem ist Präsenz zeigen bei diversen Veranstaltungen - im Seniorenclub, bei der Jugend und so weiter - immer das A und O.
Wenn ich etwas anpacke, dann bin ich sehr zielstrebig und will das auch umsetzen. Kevin Steinbrücker
Wo sehen Sie in Bad Klosterlausnitz den größten Handlungsbedarf?
Im Ortszentrum muss unbedingt etwas passieren. Wir haben dort einen Immobilienbestand oder Brachflächen, die einfach nicht schön aussehen. Dieses Problem anzugehen ist sehr schwierig, da das alles private Eigentümer sind. Zudem müssen wir endlich den gemeinsamen Flächennutzungsplan mit Hermsdorf beschließen. Diese ganze Aktion läuft jetzt schon fast zehn Jahre und immer wieder gab es neue Eingaben. Wir treten da auf der Stelle und kommen nicht voran. Was den Kindergarten angeht, steht ebenfalls seit vielen Jahren eine Entscheidung aus. Bisher ist der Kindergarten an mehreren Standorten, das wollen wir ändern und an einer Stelle bündeln. Die Standortfrage gestaltet sich jedoch problematisch.
Rathaus, Markt, die alte Grundschule, das ganze Thema Kur, das alles gilt es anzupacken. Wir stehen aktuell wirtschaftlich sehr gut da und wir müssen einfach schauen, dass wir die Stärken, die wir zweifelsohne haben, weiter ausbauen und Defizite ausmerzen können.