Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
„Bad Klosterlausnitz hört nicht im Kurpark auf “
Diana Reinhardt will Bürgermeisterin der Kurgemeinde werden. Warum sie glaubt, die geeignete Kandidatin zu sein
Bad Klosterlausnitz. Polizeihauptmeisterin Diana Reinhardt will Bürgermeisterin von Bad Klosterlausnitz werden. Zur Kommunalwahl am 26. Mai tritt die 52-Jährige als parteilose Kandidatin gegen den einzigen Mitbewerber Kevin Steinbrücker (Freie Wählergruppe Bad Klosterlausnitz) an. Wo sie den größten Handlungsbedarf in der Gemeinde sieht und was sie anders als Bürgermeisterin Gabriele Klotz (CDU) machen würde, das erzählt Diana Reinhardt im Gespräch mit unserer Zeitung.
Frau Reinhardt, wieso wollen Sie 32 Jahre Polizeiarbeit hinter sich lassen und Bürgermeisterin in Bad Klosterlausnitz werden?
Weil ich etwas verändern und meine Ideen einbringen möchte. Ich will es einfach versuchen.
Was möchten Sie denn verändern?
Ich vermisse in den letzten Jahren die Kommunikation der Gemeindeverwaltung mit dem Bürger. Für mich gilt der Spruch, dass die Verwaltung für den Bürger da ist und nicht umgekehrt. Die Kommunikation und auch das Mitnehmen der Bürger bei Veränderungen im Ort, das fehlt mir ein bisschen.
Was würden Sie diesbezüglich anders machen als Bürgermeisterin Gabriele Klotz?
Ich würde zum Beispiel die Öffnungszeiten der Verwaltung überdenken. Ich würde nicht nur einmal im Jahr zu einer Einwohnerversammlung einladen, sondern dann regelmäßige Bürgerdialoge anbieten, wenn sich der Bedarf abzeichnet, dass sich die Bürger dazu äußern und mitreden wollen. Bürgerbeteiligung ist ein wesentliches Stichwort. Wichtig ist mir, mit dem Bürger in den Dialog zu treten, ihm zuhören und vielleicht auch mal unkompliziert etwas umsetzen, was im Rahmen der Demokratie und Bürokratie möglich ist. Natürlich ist mir auch bewusst, dass der Bürgermeister ohne den Gemeinderat gar nichts ist.
Haben Sie einen Lieblingsort in Bad Klosterlausnitz?
Nein.
Warum nicht?
Weil die Gemeinde für mich in Gänze schön ist. Sicher muss an einigen Stellen etwas verändert werden und gewiss ist Bad Klosterlausnitz auch nicht nur der Kurpark.
Dass die Gemeinde sich nur um den Kurpark kümmere, ist eine Kritik, die sich hartnäckig hält. Wie bewerten Sie die Situation?
Wir sind natürlich ein Kur- und Heilbad, aber Bad Klosterlausnitz hört nicht im Kurpark auf. Es gibt die Birkenlinie, die Siedlung, den Buchberg und so weiter – da wohnen auch ganz viele Menschen. Ich würde zum Beispiel gern in einem Bürgerdialog klären, ob es in der Birkenlinie lebenswert ist, so wie es jetzt dort ist, oder ob die Gemeinde mit wenigen Mitteln und eigenem Personal vielleicht an einer Umgestaltung mitwirken kann.
Warum sind Sie die geeignete Bürgermeisterin für Bad Klosterlausnitz?
Weil ich bisher weder im Gemeinderat noch in der Verwaltung in Bad Klosterlausnitz tätig war. Somit habe ich einen Blick von außen und kann Dinge ganz neu bewerten.
Kann das aber nicht auch ein Nachteil sein, wenn man in Sachen Verwaltung noch nicht in der Materie steckt?
Erstens bin ich gelernte Bürokauffrau, also komme ich aus der Verwaltung. Zweitens spielen in meiner Arbeit als Kontaktbereichsbeamtin in Hermsdorf Verwaltung, Bürokratie und Zusammenarbeit mit Behörden eine große Rolle. Ich habe keine Berührungsängste, was Verwaltungsarbeit angeht.
Bis zum Jahr 2019 war ich 13 Jahre lang Kontaktbereichsbeamtin in Bad Klosterlausnitz und in dieser Zeit hatte ich ja auch fast täglich Kontakt mit der Gemeindeverwaltung.
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in Bad Klosterlausnitz?
In einer verbesserten Kommunikation der Verwaltung an ihre Bürger. Zudem sollte das Parkraum- und Radwegekonzept neu überdacht werden, und zwar mit den Bürgern zusammen.
Wie könnte so ein Konzept aussehen?
Die Gemeinde hat innerorts wenige Parkplätze. Wir müssen eine Diskussion anregen, wie sich Parken anders definieren lässt. Zudem würde ich mir einen Rad- und Fußweg, also einen Kombinationsweg, im Bereich der Bahnhofstraße wünschen, damit beispielsweise die Kinder aus Bad Klosterlausnitz, die nach Hermsdorf mit dem Rad zur Schule fahren, einen sichereren Weg haben.
Wie kann man aus Ihrer Sicht mit der Problematik umgehen, dass es immer
noch keinen beschlossenen Flächennutzungsplan gibt, der seit vielen Jahren gemeinsam mit Hermsdorf auf den Weg gebracht werden soll und die Gemeinde flächenmäßig begrenzt ist?
Wir haben natürlich rundherum sehr viel schönen Wald, der uns flächenmäßig Grenzen aufgibt. Aber ich habe auch noch zwei brachliegende Felder im Blick, die seit Jahren nicht bestellt worden sind und man vielleicht über einen neuen BPlan nachdenken sollte, um vielleicht doch noch einen Wohnstandort etablieren zu können. Denn wir haben in Bad Klosterlausnitz faktisch gerade keine freien Wohnungen. Das zu klären, und die brachliegenden Felder gegebenenfalls umnutzen zu können, ist alles eine Frage der Kommunikation.
Viele kleine Geschäfte sind in Bad Klosterlausnitz geschlossen. Gerade ältere Menschen in der Ortsmitte müssen längere Wege zum nächsten Einkaufsmarkt zurücklegen. Wie sind Ihre Gedanken zum Thema Einzelhandel?
Viele ältere Leute haben Kinder oder Bekannte, die für sie einkaufen gehen. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, wo es eine große Fläche geben könnte, wo Einzelhandel möglich wäre. Vielleicht könnte man in Bad Klosterlausnitz eine Art Bürgerbusprojekt anschieben, wie es das bereits für Stadtroda und Schlöben gibt?
Man könnte hier in der Gemeinde mit dem ASB reden, die ja einen Fahrdienst haben. Was die Versorgung angeht, bin ich grundsätzlich der Überzeugung, dass wir Diska haben, der keine 500 Meter vom Ort entfernt ist. Wir haben Lidl und wir haben Aldi. Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir einen weiteren Discounter finden, der in Bad Klosterlausnitz öffnen würde. Ich finde es schade, dass viele kleine Geschäfte zugemacht haben, aber das ist auch der Kaufkraft geschuldet. Ich könnte mir vorstellen, dass es im ehemaligen Schreibwarengeschäft Lehmann jemanden gibt, der dort einen kleinen Tante-Emma-Laden eröffnet, zumindest, sofern der Immobilienmakler oder Besitzer des Hauses nicht in den nächsten zwei, drei Jahren bauen will.
Wie sicher sind Sie sich, die Wahl für sich entscheiden zu können?
50 zu 50. Es ist eine realistische Chance bei zwei Kandidaten.
Wenn Sie nicht gewinnen, geht es für Sie dann weiter wie bisher?
Tatsächlich ja. Dann bleibt alles wie gehabt und ich arbeite als Kontaktbereichsbeamtin in Hermsdorf.