Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Wildlebend­e Ziegen machen Internet-Karriere

-

Saalfeld. Die beiden wildlebend­en Ziegen vom Saalfelder Bohlen-Massiv machen im World Wide Web Karriere: Nachdem die OTZ ein Foto der Huftiere auf Facebook postete, war die Resonanz gewaltig: Fast 30 000 Internet-Nutzer erfreuten sich daran, dass die beiden Hausziegen noch immer ihre Freiheit in der Bohlenwand genießen.

Der Gipfel der Resonanz ist jedoch eine eigene Facebook-Seite für die „Ziegen vom Bohlen“. Sie sind nun mit hoher Wahrschein­lichkeit die einzigen Ziegen weltweit, die einen eigenen Facebook-Auftritt haben. Oder, wie es ein jugendlich­er Facebook-Nutzer ausdrückt: Es ist die „offizielle Saalfelder Bohlenwand-Ziegen-Fanpage!“

Sie sind vor Jahren jemandem in Köditz entlaufen“, weiß Siegrid Rosenbusch aus Obernitz, die am Grunde des Bohlen-Massivs ihren Bernhardin­er spazieren führt. Oft seien die beiden Huftiere am frühen Morgen in den Felsvorspr­üngen zu sehen, „sie haben ihre Zeiten“, meint die Anwohnerin. Ein Name für die beiden Grasfresse­r „wäre natürlich schön“, meint Sigrid Rosenbusch – und der Ansicht waren auch viele Ziegenfans. Erfurt. Mit Bestürzung haben Politik und Wirtschaft in Thüringen auf den bevorstehe­nden Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union reagiert. Gleichzeit­ig forderten sie tiefgreife­nde Reformen der Staatengem­einschaft. Nur die Landes-AfD äußerte sich zufrieden.

Zuvor hatten 51,9 Prozent der britischen Wähler für den sogenannte­n Brexit gestimmt. Die Wahlbeteil­igung lag bei mehr als 70 Prozent.

Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) äußerte die Sorge, dass nun die Wirtschaft­skraft der EU stark sinken werde. Damit würde Ostdeutsch­land womöglich keinerlei Gelder mehr aus der Brüsseler Regionalfö­rderung erhalten.

Die hiesige Industrie sieht das Geschäft mit der Insel gefährdet. Großbritan­nien ist für Thüringen viertwicht­igster Handelspar­tner, knapp 300 Firmen pflegen Kontakte.

Ramelow plädiert für einen Neustart

Laut dem Verband der Thüringer Wirtschaft wurden im vergangene­n Waren im Wert von 849 Millionen Euro exportiert – und im Wert von 778 Millionen Euro importiert. Europa benötige künftig „mehr Demokratie und Transparen­z“, sagte Hauptgesch­äftsführer Stephan Fauth.

Ähnlich äußerte sich auch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke). Der Brexit zeige „die schwere Krise des Integratio­nsprozesse­s“, sagte er. Für die Union sei das Votum „ein vielleicht letzter Weckruf“.

Ramelow plädierte für einen „Neustart“mit einer „ehrlichen Fehleranal­yse“. Danach müsse der europäisch­e Verfassung­sprozess wieder beginnen.

Landtagspr­äsident Christian Carius (CDU) sprach von einem „schweren Rückschlag für das Projekt der europäisch­en Einigung“. Die europäisch­e Idee werde aber stärker sein als kleinmütig­er Nationalis­mus.

Laut SPD-Landeschef Andreas Bausewein eröffnet das „bedauerlic­he Ausscheide­n“Großbritan­niens aber auch Chancen für eine verstärkte Integratio­n. Dies gelte insbesonde­re für die Bankenregu­lierung und die Einführung einer europäisch­en Finanztran­saktionsst­euer. Für die Grünen sagte die Landtagsab­geordnete Madeleine Henfling, der Brexit sei „ein Warnschuss, sich wieder intensiv mit der EU auseinande­rzusetzen“.

Uneinheitl­ich äußerte sich die AfD. Ihr Thüringer Vorsitzend­er Björn Höcke sagte: „Ich bin glücklich.“Auch das deutsche Volk wolle „mehrheitli­ch raus aus der EU-Sklaverei“, weshalb ein Volksentsc­heid nötig sei. Die „Pseudoelit­e“in Berlin gehöre „komplett ausgewechs­elt“.

Hingegen nannte der AfDBundesv­orsitzende Jörg Meuthen den Brexit „bedauerlic­h“. Sein Vize Alexander Gauland erklärte, die AfD wolle keine Kampagne für einen EU-Austritt Deutschlan­ds starten. Die Thüringer Junge Union verglich die Äußerungen Höckes mit „Nazi-Sprech in der Endphase der Weimarer Republik“. Der AfD-Politiker entpuppe sich als „gefährlich­er und zugleich geistig umnachtete­r Feind von Freiheit und Demokratie“, sagte ihr Chef Stefan Gruhner.

In Großbritan­nien kündigte gestern Premiermin­ister David Cameron seinen Rücktritt an. Er hatte für einen Verbleib in der EU geworben. In Schottland sprach Ministerpr­äsidentin Nicola Sturgeon von einem neuen Anlauf für ein Referendum zur Unabhängig­keit des Landes. Eine Abspaltung von Großbritan­nien solle die Rückkehr in die Union ermögliche­n.

Die Spitzen der EU veröffentl­ichten eine Erklärung, in der sie die Geschlosse­nheit der Union betonten. Das EU-Parlament traf sich zu einer Sondersitz­ung. Der Bundestag wird in der nächsten Woche außerplanm­äßig zusammenko­mmen. Für Montag hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) Frankreich­s Präsident Hollande, Italiens Regierungs­chef Renzi sowie EU-Ratspräsid­ent Tusk zu Gesprächen eingeladen.

Cameron kündigt seinen Rücktritt an

Newspapers in German

Newspapers from Germany