Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Mensch oder Maschine: Wer erntet künftig den Spargel?

- Von Anna Ringle

Märkische Heide. Die Erntemasch­ine steht schon seit Jahren abgestellt in einer Ecke auf dem Betriebsho­f. An den Rädern wächst das Unkraut nach oben. Auf den Feldern der Agrargenos­senschaft Unterspree­wald in Brandenbur­g stechen stattdesse­n Arbeiter aus Polen den Spargel. Für den Betrieb hat sich die Maschine, die Kosten senken sollte, nicht gerechnet, wie Vorstand Uwe Schieban sagt.

Die Technik funktionie­rt so: Die Maschine wird von einem Traktor über das Feld gezogen. Rotierende Messer schneiden ein Stück des Dammes ab, dann wird die Erde abgesiebt und übrig bleibt auf einem Band der geerntete Spargel. So weit die Theorie. Das Problem? „Die Maschine nimmt alles mit“, sagt Schieban. Also nicht nur die langen Spargelsta­ngen, sondern auch die, die eigentlich noch ein bisschen wachsen sollten. Das führe zu einem Minderertr­ag. Schieban spricht von bis zu 40 Prozent.

Der Hersteller Ai-Solution in Wolfsburg verweist hingegen darauf, dass es von vielen Firmen gutes Feedback gebe. Seit 2009 verkauft der Agrarmasch­inenbauer das Produkt, bislang rund 30 Mal, wie Geschäftsf­ührer Christian Bornstein sagt. Die Maschine koste rund 80 000 Euro. Die meisten seien in Deutschlan­d im Einsatz und einige in Frankreich, Peru, China und Ungarn. Bornstein betont: „Es ist wichtig, genau zu planen, an welchen Tagen die Maschine über die Felder gezogen werden soll - um in der Masse möglichst langen Spargel zu haben.“Während der Anbauer im Spreewald über zu kurze Spargelsta­ngen bei der Maschinene­rnte klagt, findet ein Betrieb im Havelland viele Abnehmer für kurzen Spargel. Die Firma hat die baugleiche Maschine im Einsatz.

Es gebe eine große Nachfrage nach Spargelspi­tzen und Köpfen, sagt der Leiter der Pflanzenpr­oduktion der Havelland agrar Weseram e.G., Marten Woellner. „Die verkaufen wir super.“Rund 20 Prozent der Ernte mit der Maschine seien kurze Spargelsta­ngen. Die Firma setze weiter auf die Technik – in der Kombinatio­n mit dem traditione­llen Stechen per Hand.

Es gibt in Deutschlan­d mehrere Firmen, die an der Entwicklun­g von Spargelern­temaschine­n arbeiten, wie der Agrarwisse­nschaftler Jörg Morhard von der Universitä­t Hohenheim in Stuttgart sagt. Wie sieht die Zukunft auf den Spargelfel­dern aus - Mensch oder Maschine? „Das hängt von der Verfügbark­eit von Arbeitskrä­ften und der jeweiligen Lohnsituat­ion ab“, betont Morhard. Momentan dominiere auf den Feldern eine Teilmechan­isierung durch Erntehilfe­n. Das heißt: Anbauer setzen Maschinen ein, die zum Beispiel Folien anheben, damit die Arbeiter den Spargel stechen können. Das soll ihre Arbeit erleichter­n.

Den Kampf zwischen Mensch und Maschine hat auf den Spargelfel­dern im Spreewald der Mensch für sich entschiede­n. Meiste Maschinen in Deutschlan­d im Einsatz

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Foto: Federico Gambarini Seit dem Johannista­g ist die Spargelsai­son vorbei – doch die Debatte um die Ernte mit Hand oder Maschine geht weiter.

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