Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Seniorin stalkt Pfarrer im Sauerland
Liebesbriefchen oder PhallusSymbole. „Das hört wohl nie auf“, sagt der Pastor aus Meschede-Freienohl im Sauerland.
Seit knapp 15 Jahren wird der Geistliche von einer mittlerweile 73-Jährigen gestalkt. „Die tänzelt hier immer noch durch den Garten“, berichtet der katholische Geistliche. Aber eine so alte Frau im String-Tanga: „Das braucht doch kein Mensch.“
Im vergangenen Jahr hatte Hammerschmidt eine derbe Schlappe erlitten, denn das Landgericht in Arnsberg hatte die Frau in zweiter Instanz vom Vorwurf des Stalking freigesprochen, mangels Schuldfähigkeit. Gutachter bezeichneten die Frau als „liebeskrank“.
Nun aber schöpft der Pfarrer Hoffnung, dass er doch bald einige Zeit Ruhe vor seiner Verfolgerin haben könnte: In einem Gewaltschutz-Verfahren hat das Amtsgericht Meschede eine Ordnungshaft von vier Monaten gegen die Frau verhängt, weil sie sie sich nicht an die Kontaktverbote zu ihrem Schwarm hält. „Dafür bin ich dem Richter dankbar. Ich hatte bisher den Eindruck, dass mir der Staat und die Justiz nicht helfen können“, sagt Hammerschmidt.
Ob die Frau die Ordnungshaft wirklich antreten muss, ist noch aber unklar. „Ihr Anwalt geht bestimmt dagegen vor“, vermutet Hammerschmidt und liegt damit richtig: Mittlerweile wurde Beschwerde gegen die Ordnungshaft eingelegt.
„Darüber muss das Oberlandesgericht entscheiden“, berichtet Anwalt Michael Babilon. Er geht davon aus, dass seiner Mandantin die Ordnungshaft erspart bleibe, wenn das Oberlandesgericht die vielen sich widersprechenden Gutachten zu der Schuldfähigkeit der Frau richtig bewerte.
Hammerschmidt hofft, dass ihm vielleicht im kommenden Jahr doch eine Verschnaufpause von der Justiz verschafft wird. Denn der tägliche Liebesterror rund um Pfarrhaus und Kirche gehe ihm schon an die Substanz. „Aber andere haben Krebs oder andere Krankheiten und müssen auch damit klar kommen.“