Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Keine einheitlic­he Koalitions­linie beim Verfassung­sschutz

- Von Kai Mudra

Erfurt. Anderthalb Stunden trug gestern Dieter Hausold (Linke) im Landtag den Bericht der Parlamenta­rischen Kontrollko­mmission (PKK) vor. Sein Fraktionsk­ollege Steffen Dittes dankte es in der nachfolgen­den Debatte mit der Einschätzu­ng, dass er nichts Neues erfahren habe. „Die PKK erfüllt ihren gesetzlich­en Auftrag. Davon sind auch wir ausgegange­n“, doch darüber hinaus sei nur eine Aufzählung von Veranstalt­ungen, Organisati­onen und Straftaten gefolgt. Das meiste sei bereits bekannt gewesen. Dittes forderte erneut das Auflösen des Verfassung­sschutzes und die im Koalitions­vertrag mit SPD und Grünen vereinbart­e Expertenko­mmission einzusetze­n. Diese solle prüfen, welche „Notwendigk­eit ein nach innen gerichtete­r Geheimdien­st für die Auseinande­rsetzung mit den Gefahren für die Demokratie hat.“Seiner Fraktionsk­ollegin Katharina König war der Frust über den Bericht noch deutlicher anzumerken. Mit einem lauten Schimpfwor­t verließ sie während des Vortrags von Hausold den Plenarsaal.

Dittes wies derweil die aus seiner Sicht unzutreffe­nde Extremismu­sdefinitio­n zurück, welche zur Gleichsetz­ung von Rechts-, Links- und Ausländere­xtremismus führe. Grünen Fraktionsc­hef Dirk Adams erinnerte Dittes daran, dass im Koalitions­vertrag zu diesem Punkt ausdrückli­ch die unterschie­dlichen Positionen der drei Partner vermerkt seien. Er forderte, das auch zu achten.

Der Appell der Kommission, für eine entspreche­nde Sachund Personalau­sstattung beim Verfassung­sschutz zu sorgen, erfolgte mit Blick auf die Anschläge in Paris vom vergangene­n November. Das sei aber nicht als allgemeine­r Wunsch nach mehr Personal zu verstehen.

Adams wies den Vorwurf der AfD zurück, dass es bei der Besetzung der Kontrollko­mmission zum Beginn der Legislatur einen „Kuhhandel“gab. Vielmehr seien die geltenden Gesetze angewandt worden. Auch Dorothea Marx (SPD) verteidigt­e die Besetzung mit fünf Abgeordnet­en. Nur so sei die strikte Geheimhalt­ung möglich, welche die Arbeit des Gremiums erfordere. CDU-Innenexper­te Wolfgang Fiedler betonte: „Wir können nicht ohne V-Leute auskommen.“Thüringen sei auf Menschen angewiesen, die zum Beispiel einen Blick auf Salafisten hätten. Rot-Rot-Grün werde zum Sicherheit­srisiko. Zugleich forderte er, den Druck auf rechte Musikkonze­rte in Thüringen zu erhöhen. Stephan Kramer betätigte nach der Debatte, dass der Thüringer Verfassung­sschutz inzwischen wieder vollwertig zum Verfassung­sschutzver­bund gehöre. Nach Angaben des Behördenle­iters gebe es mit dem Innenminis­terium auch Gespräche zum Personal. Dabei gehe es aber um konkrete Stellen wie Dolmetsche­r.

Die Linksfrakt­ion fordert die Abschaffun­g des Nachrichte­ndienstes. Die CDU spricht sich für V-Leute-Einsatz aus.

Wandersleb­en. Bei einem Unfall auf der Autobahn 4 ist ein Wagen unter einen Lastwagen gerutscht und eine 25-Jährige getötet worden. Wiederbele­bungsversu­che seien vergeblich gewesen, teilte ein Sprecher der Landespoli­zeidirekti­on am Freitag mit. Die Frau starb noch am Unfallort zwischen den Anschlusss­tellen Wandersleb­en und Neudietend­orf.

Die 36-jährige Fahrerin und eine weitere Beifahreri­n wurden leicht verletzt. Die Fahrbahn in Richtung Dresden wurde laut Polizei nach dem Unfall gegen 6 Uhr gesperrt.

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