Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Vergewalti­gung: CDU fordert Aufklärung im Parlament

- Von Frank Schauka

Gera. Die von der Polizei in Gera nicht mitgeteilt­e Vergewalti­gung eines 14-jährigen afghanisch­en Jungen durch zwei 18-jährige Landsmänne­r im Stadtwald vor acht Wochen wird ein parlamenta­risches Nachspiel haben. Der Junge wurde dabei gefilmt.

„Wir werden den Innenminis­ter im Ausschuss um Aufklärung bitten“, sagte CDU-Innenexper­te Wolfgang Fiedler am Freitag auf Nachfrage. Ob ein PolitSkand­al vorliege, hänge von der Antwort ab.

„Hat die fehlende Informatio­n mit politische­n Rücksichtn­ahmen zu tun, müsste geklärt werden, ob die politische Ebene direkten oder indirekten Druck auf die Polizei ausgeübt hat. Das wäre ein Skandal“, sagte Fiedler.

Der Vorsitzend­e des Rechtsauss­chusses des Thüringer Landtags, Stephan Brandner (AfD) aus Gera, kündigte neue Parlaments­anfragen an: „Ich bin gespannt, ob es weitere ähnliche Straftaten gibt, die der Öffentlich­keit nicht mitgeteilt worden sind.“

Der AfD-Politiker vermutet politische­s Kalkül als Grund für das Schweigen: „Diese schwere Straftat wurde nicht publik gemacht, um die Stimmung in der Zuwanderun­gskrise nicht weiter anzuheizen.“ Brandners Behauptung „entbehrt jeder Grundlage“, kritisiert­e der innenpolit­ische Sprecher der Linksfrakt­ion, Steffen Dittes. „Die Öffentlich­keitsarbei­t der Polizei findet unabhängig der Herkunft von Tatverdäch­tigen statt.“

Das Innenresso­rt erklärte: „Es erfolgt keine aktive Berichters­tattung, wenn schutzwürd­ige Interessen der Opfer entgegenst­ehen und die Umstände der Tat weitestgeh­end ermittelt sind.“Dies sei der Fall „bei Sexualstra­ftaten durch und zum Nachteil von Jugendlich­en“.

Auf den „besonderen Schutz“und die „Privatsphä­re des Opfers“verwies auch die Innen-Expertin der SPD-Landtagsfr­aktion, Dorothea Marx.

Dirk Adams (Grüne), Mitglied des Innenaussc­husses, sagte: „Ich persönlich begrüße es absolut, dass über Sexualstra­ftaten gegen Minderjähr­ige nicht öffentlich informiert wird; denn für mich steht hier der Opferschut­z an allererste­r Stelle.“

Das Ministeriu­m sowie Dittes und Marx verwiesen zudem auf die Zuständigk­eit der Staatsanwa­ltschaft bei der Öffentlich­keitsarbei­t. Seine Behörde habe sich in diesen Fall nicht eingeschal­tet, sagte der Leiter der Staatsanwa­ltschaft Gera, Thomas Villwock, am Freitag. „Wir sind zu dieser Frage nicht gehört worden.“

Stephan Brandner hat die Straftat ans Licht gebracht. Jetzt kündigt der AfD-Mann Nachfragen an: „Ich bin gespannt, ob es weitere ähnliche Straftaten gibt, die der Öffentlich­keit nicht mitgeteilt worden sind.“ Linke weist Kritik von Brandner zurück

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