Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Ein Blick hinter die Kulissen
Paulinzella. Im Mittelalter beteten dort Benediktinermönche, seit 2005 erleben Gäste im ehemaligen Kloster Paulinzella während des jährlichen Kulturfestivals Konzerte, Kabarett und Kinderprogramm – und das alles Open Air.
Vor Ort sind heute neben Rucksacktouristen der Hausmeister, Caterer, Security und Technikfirma, Feuerwehr, und Vertreter der Stadt KönigseeRottenbach. Sie „schrauben“mit den Bärenbachfreunden, Heimatverein, Forst und anderen hinter den Kulissen am Fest.
Was wären Stadt- und Dorffeste, Sportveranstaltungen und kulturelle Höhepunkte ohne die fleißigen Bienchen im Hintergrund? Schon Wochen, ja Monate im Vorfeld sind sie aktiv, damit an den entscheidenden Tagen alles wie am Schnürchen klappt.
Eine „Vorbildfunktion“schreibt Bürgermeister Volker Stein dem kleinen Kulturfestival zu. Es dient dem, was das Stadtoberhaupt „die Verknüpfung von Stadt und Land“nennt. Der Macher ist Jürgen Schneider von der Weimarer Agentur Kulturspion. Er ist dafür zuständig, dass Festivals reibungslos – im wahrsten Sinne des Wortes – über die Bühne gehen. Zwischen den Klostermauern werden sich einmal mehr Stars der Kabarett- und Musikszene die Klinke in die Hand geben. Für den Chef bedeutet das jetzt hoher Abstimmungsbedarf. Standplätze koordinieren, Sperrungen vornehmen und schließlich dafür sorgen, dass das Gelände nach der Veranstaltung wieder blitzeblank ist – mit der rührigen Truppe hat er das seit Jahren im Griff.
Viele Menschen packen mit an, damit das Ereignis stattfinden kann. Mit 800 Gästen war das Event gestartet. Die letzten drei Jahre verzeichnete man Besucherrekorde im vierstelligen Bereich. „Wenn nur das Wetter hält. Im vergangenen Jahr hatten wir Regen hier. So was ausgerechnet an unserem FestivalWochenende – das ist schon ärgerlich. Es ist nun mal so: Ich kann alles planen, kontrollieren, organisieren. Nur das Wetter eben nicht. Die letzten Jahre hatten wir immer mal wieder Pech. Es hat beispielsweise bei Gerd Dudenhöffer aus allen Wolken geregnet – da haben natürlich auch die Zuschauer weniger Spaß. Ein Wochenende ganz ohne Wasser von oben wäre mir am liebsten“.
Bei den Technikwünschen ist ein Trend deutlich: Es wird immer aufwendiger. Das liegt auch an den Künstlern. Als Einstimmung hat sich das Team in diesem Jahr etwas ganz Besonderes ausgedacht: Die Prinzen gehören zu Deutschlands erfolgreichsten Popbands. Seit 1991 stehen sie nun schon im Rampenlicht, übrigens genau seitdem sie klugerweise den alten Bandnamen „Herzbuben“abgelegt hatten. Die ehemaligen ostdeutschen Sakralsänger mit den ironisch-frechen Texten sind immer noch ein Publikumsmagnet. Das Konzert ist komplett ausverkauft. Nur zwei Tage nach Start des Vorverkaufs, waren alle Karten vergriffen. Es ist nicht wie in Rudolstadt oder Saalfeld, wo die Leute auch noch über Nacht bleiben. Es geht etwas spartanischer zu auch im Backstage-Bereich, also hinter der Bühne.
Die Künstler, die hier auftreten, müssen schon etwas enger zusammenrücken. „Ihre Wünsche erfüllen wir natürlich trotzdem so gut es geht. Mir ist allerdings ganz wichtig, dass der familiäre Charakter den es hier von Anfang an gibt, erhalten bleibt“sagt der Festivalleiter. Denn beim Konzert der Prinzen ist manches anders. Zum ersten Mal wird die Bühne größer sein und Security benötigt. Beim Strom gibt es eine Leistungserhöhung durch einen Festplatzanschluss. Das ist nicht nur eine Übergangslösung, davon profitieren perspektivisch alle anderen die das Gelände zukünftig nutzen werden. Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehen.
Aber hundertprozentig sicher ist keine Veranstaltung. Die Wetterphänomene in den vergangenen Jahren haben ja gezeigt, wie schnell es brenzlig werden kann, gerade bei Sommergewittern.
Bereits jetzt würden von ihm die Künstler für 2017 angefragt, so Schneider, weil er wisse, dass es kurzfristig selten funktioniert. Auf seiner Wunschliste ganz oben stehen Götz Alsmann, Wolfgang Niedecken oder Gerhard Polt.
Ob es gelingen wird sie ins beschauliche Paulinzella zu locken, steht in den Sternen. Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehen. Aber ganz sicher werden die Künstler, wie bereits ihre Vorgänger Axel Prahl, Gunther Emmerlich, Ottfried Fischer oder Olaf Schubert bestätigen, dass die Ruine der romanischen Klosterkirche den anziehenden Rahmen und eine einzigartige Stimmung für etwas ganz Besonderes bietet.
Das Festival in der Klosterruine Paulinzella mit Musik, Kabarett und Figurenmusical steigt im August. Konzert der Prinzen nach zwei Tagen ausverkauft.