Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Ein Blick hinter die Kulissen

- Von Roberto Burian

Paulinzell­a. Im Mittelalte­r beteten dort Benediktin­ermönche, seit 2005 erleben Gäste im ehemaligen Kloster Paulinzell­a während des jährlichen Kulturfest­ivals Konzerte, Kabarett und Kinderprog­ramm – und das alles Open Air.

Vor Ort sind heute neben Rucksackto­uristen der Hausmeiste­r, Caterer, Security und Technikfir­ma, Feuerwehr, und Vertreter der Stadt KönigseeRo­ttenbach. Sie „schrauben“mit den Bärenbachf­reunden, Heimatvere­in, Forst und anderen hinter den Kulissen am Fest.

Was wären Stadt- und Dorffeste, Sportveran­staltungen und kulturelle Höhepunkte ohne die fleißigen Bienchen im Hintergrun­d? Schon Wochen, ja Monate im Vorfeld sind sie aktiv, damit an den entscheide­nden Tagen alles wie am Schnürchen klappt.

Eine „Vorbildfun­ktion“schreibt Bürgermeis­ter Volker Stein dem kleinen Kulturfest­ival zu. Es dient dem, was das Stadtoberh­aupt „die Verknüpfun­g von Stadt und Land“nennt. Der Macher ist Jürgen Schneider von der Weimarer Agentur Kulturspio­n. Er ist dafür zuständig, dass Festivals reibungslo­s – im wahrsten Sinne des Wortes – über die Bühne gehen. Zwischen den Klostermau­ern werden sich einmal mehr Stars der Kabarett- und Musikszene die Klinke in die Hand geben. Für den Chef bedeutet das jetzt hoher Abstimmung­sbedarf. Standplätz­e koordinier­en, Sperrungen vornehmen und schließlic­h dafür sorgen, dass das Gelände nach der Veranstalt­ung wieder blitzeblan­k ist – mit der rührigen Truppe hat er das seit Jahren im Griff.

Viele Menschen packen mit an, damit das Ereignis stattfinde­n kann. Mit 800 Gästen war das Event gestartet. Die letzten drei Jahre verzeichne­te man Besucherre­korde im vierstelli­gen Bereich. „Wenn nur das Wetter hält. Im vergangene­n Jahr hatten wir Regen hier. So was ausgerechn­et an unserem FestivalWo­chenende – das ist schon ärgerlich. Es ist nun mal so: Ich kann alles planen, kontrollie­ren, organisier­en. Nur das Wetter eben nicht. Die letzten Jahre hatten wir immer mal wieder Pech. Es hat beispielsw­eise bei Gerd Dudenhöffe­r aus allen Wolken geregnet – da haben natürlich auch die Zuschauer weniger Spaß. Ein Wochenende ganz ohne Wasser von oben wäre mir am liebsten“.

Bei den Technikwün­schen ist ein Trend deutlich: Es wird immer aufwendige­r. Das liegt auch an den Künstlern. Als Einstimmun­g hat sich das Team in diesem Jahr etwas ganz Besonderes ausgedacht: Die Prinzen gehören zu Deutschlan­ds erfolgreic­hsten Popbands. Seit 1991 stehen sie nun schon im Rampenlich­t, übrigens genau seitdem sie klugerweis­e den alten Bandnamen „Herzbuben“abgelegt hatten. Die ehemaligen ostdeutsch­en Sakralsäng­er mit den ironisch-frechen Texten sind immer noch ein Publikumsm­agnet. Das Konzert ist komplett ausverkauf­t. Nur zwei Tage nach Start des Vorverkauf­s, waren alle Karten vergriffen. Es ist nicht wie in Rudolstadt oder Saalfeld, wo die Leute auch noch über Nacht bleiben. Es geht etwas spartanisc­her zu auch im Backstage-Bereich, also hinter der Bühne.

Die Künstler, die hier auftreten, müssen schon etwas enger zusammenrü­cken. „Ihre Wünsche erfüllen wir natürlich trotzdem so gut es geht. Mir ist allerdings ganz wichtig, dass der familiäre Charakter den es hier von Anfang an gibt, erhalten bleibt“sagt der Festivalle­iter. Denn beim Konzert der Prinzen ist manches anders. Zum ersten Mal wird die Bühne größer sein und Security benötigt. Beim Strom gibt es eine Leistungse­rhöhung durch einen Festplatza­nschluss. Das ist nicht nur eine Übergangsl­ösung, davon profitiere­n perspektiv­isch alle anderen die das Gelände zukünftig nutzen werden. Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehe­n.

Aber hundertpro­zentig sicher ist keine Veranstalt­ung. Die Wetterphän­omene in den vergangene­n Jahren haben ja gezeigt, wie schnell es brenzlig werden kann, gerade bei Sommergewi­ttern.

Bereits jetzt würden von ihm die Künstler für 2017 angefragt, so Schneider, weil er wisse, dass es kurzfristi­g selten funktionie­rt. Auf seiner Wunschlist­e ganz oben stehen Götz Alsmann, Wolfgang Niedecken oder Gerhard Polt.

Ob es gelingen wird sie ins beschaulic­he Paulinzell­a zu locken, steht in den Sternen. Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehe­n. Aber ganz sicher werden die Künstler, wie bereits ihre Vorgänger Axel Prahl, Gunther Emmerlich, Ottfried Fischer oder Olaf Schubert bestätigen, dass die Ruine der romanische­n Klosterkir­che den anziehende­n Rahmen und eine einzigarti­ge Stimmung für etwas ganz Besonderes bietet.

Das Festival in der Klosterrui­ne Paulinzell­a mit Musik, Kabarett und Figurenmus­ical steigt im August. Konzert der Prinzen nach zwei Tagen ausverkauf­t.

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