Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Geschichten eines „Waldflüsterers“
15 Jahre lebte der englische Historiker Martin Windrow mit einer Eule, Mumble genannt, zusammen. In seinem Buch „Die Eule, die gern aus dem Wasserhahn trank“, 2015 bei Hanser erschienen, hat er darüber anrührend und lehrreich geschrieben. Er stellte sich oft die Frage, ob man mit einem Wildtier zusammenleben kann, ob Tiere überhaupt über Bewusstsein, Gefühle, ja gar über eine Seele verfügen.
Auch der Erfolgsautor Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, denkt über diese Thematik nach. Er ist sich sicher, dass es Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier gibt. Aber: „ Wir werden es letztlich nie erfahren, ob sich Angst, Trauer, Freude oder Glück für Tiere genauso anfühlen wie für uns.“Wohlleben ist der bekannteste Förster Deutschland. Nach über 20 Jahren als Beamter in der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz hatte er seinen Job satt. Heute bewirtschaftet er einen eigenen Wald nach seinen eigenen ökologischen Vorstellungen, ohne Einsatz von moderner Technik.
Nach seinem Bestseller „ Das geheime Leben der Bäume“folgt nun der Band „ Das Seelenleben der Tiere“. Wohlleben, der „ Waldflüsterer“, verbindet wissenschaftliche Fakten mit eigenen Erfahrungen, beruhend auf Streifzügen durch die EifelLandschaft und Begebenheiten vor dem Forsthaus. Angefangen vom Eichhörnchen, das selbst in höchster Not Mutterinstinkte entwickelt, um sein Baby zu retten, bis hin zu den letzten Lebensstunden der Lieblingsziege „ Schwänli“öffnet sich ein Kosmos, in dem wir eingebunden sind und in dem uns Tiere näher sind als wir glauben. Wohlleben schreibt verständlich und unterhaltsam und erklärt auf faszinierende Weise, warum wir „ein wenig mehr Respekt im Umgang mit unserer belebten Mitwelt […], seien es Tiere oder auch Pflanzen“haben sollten.