Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Ein Schelm aus Ost-Berlin

- Von Roland Mischke

Jakob Hein ist der Sohn von Christoph Hein, schreibt aber ganz anders als der Vater. Der Schalk hat es ihm angetan, er mag Figuren wie Friedrich Bender, seinen Helden aus Halle, Jahrgang 1971.

Als der DDR die Luft ausging, atmete der abenteuerl­ustige Hallore tief durch und startete 1989 mit einem Sprung ins „ kalte Wasser“. Die neuen Möglichkei­ten in der Gesellscha­ft empfindet Bender als Herausford­erung. Der stellt er sich frontal, während er mit ansehen muss, wie zum Beispiel sein Vater Job und Lebensfreu­de verliert. Wie so viele der älteren Generation. „ Diese Eltern waren über Nacht völlig nutzlos geworden“, urteilt der Sohn.

Friedrich Bender war stets ein Trickser, in der sozialisti­schen Schule hat er die Lehrer durch kühne Rhetorik zur Aufgabe gebracht, die Mitschüler zum Lachen. Jetzt zeigt er’s den Wessis. Am Bahnhof Zoo in Berlin wechselt er DDR-Mark in D-Mark und wird schnell reich. Am Kollwitzpl­atz macht er eine Kneipe auf, die Frauen sind beeindruck­t, die Zahl seiner Affären steigt. Er studiert Betriebswi­rtschaft, arbeitet für eine Versicheru­ng, zockt Leute ab, gründet eine Partnerver­mittlung, macht auf Adel. Das fliegt auf, Bender setzt sich nach Schweden ab, Migrantenk­indern bringt er das Schwimmen bei, endlich hat die Moral ihn erreicht.

Ein Schelm mit DDR-Sozialisat­ion, ein Wendegewin­ner, der in den Neunzigerj­ahren zum Überfliege­r wird. Das ist lustig, unterhalts­am.

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