Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Der Ikea-Gründer im Visier
Die Fotos und Videoclips im Vorspann erzählen eine Erfolgsgeschichte. Harold (Bjørn Sundquist) hat seine Frau Marny kennenund lieben gelernt. Gemeinsam haben die beiden ein Möbelgeschäft aufgebaut und über die Jahrzehnte hinweg die meisten Wohnungen des Ortes mit qualitativ hochwertiger Einrichtung bestückt. Den Besitzern ermöglichte der Laden ein Leben in bescheidenem Wohlstand. Aber nun steht Harold vor den Trümmern seiner Existenz. Seine zuletzt schwer demente Marny ist von ihm gegangen und die Verkaufsräume stehen leer. Durchs Fenster prangt das Logo des neuen Nachbarn: Ikea. Der Goliath hat den kleinen Einzelhändler einfach platt gemacht. Doch so leicht gibt sich Harold nicht geschlagen. Er projiziert all seine Wut auf den Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (Björn Granath) und bricht auf, den Multi-Milliardär zu entführen.
Unterwegs lernt Harold die 16-jährige Ebba (Fanny Ketter) kennen, ein Mädchen aus zerrütteten Verhältnissen, das ihn bei seinem wahnwitzigen Vorhaben fortan begleiten wird. Das Schicksal führt Kamprad dann geradewegs in Harolds Arme. Der tollpatschige Ersttäter ist dem wortgewandten und überaus selbstbewussten Opfer aber von Anfang an unterlegen. Ja, Kamprad scheint die unerwartete Abwechslung in seinem Leben sogar zu genießen! Am Ende haben die beiden alten Herren eine Lektion gelernt und die Zuschauer einen schönen, schrulligen Film gesehen.
Wäre ein solcher Film auch mit real existierenden, deutschen Milliardären in der Rolle des Protagonisten möglich? Wohl kaum. Ein derartiges Projekt würde hierzulande ein Heer von Anwälten auf den Plan rufen, die mit einstweiligen Verfügungen wedeln. Filmemacher Gunnar Vikene hat offensichtlich keine Probleme bekommen, als er den Roman „Ein ehrliches Angebot“der Norwegers Frode Grytten auf die große Leinwand brachte. Kein Name wurde geändert und kein Logo verfremdet. Das zeugt auf beiden Seiten nicht nur von Größe, sondern auch für Sinn für dezenten Humor. Die Geschichte erheitert übrigens nicht nur ältere Herrschaften. Durch die Einbeziehung eines Teenagers in die Handlung findet auch ein junges Publikum seine Identifikationsfigur.