Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Kleine Autos für große Städte

Die Bevölkerun­g wächst und mit ihr die Zahl der Millionen-Metropolen. Dem müssen sich die Fahrzeuge anpassen

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das sogenannte B-Segment. Dort geben VW Polo, Opel Corsa oder Ford Fiesta den Ton an. Es bemühen sich Neuheiten wie der Opel Karl, der neue Ford Ka+ oder der zurückgeke­hrte Smart Forfour um Aufmerksam­keit. In der Klasse darunter dagegen ist das Angebot seit Jahren nahezu unveränder­t. Eine Ausweitung ist nicht in Sicht.

Das kleinste Auto auf dem deutschen Markt ist und bleibt der Smart Fortwo mit seinen 2,69 Metern. Allerdings: Mit einem Grundpreis von 10 485 Euro ist er längst nicht auch das billigste Auto im Land.

Eine halbe Klasse darüber mit vier statt zwei Sitzen ausgestatt­et, stürzen sich schon deutlich mehr Autozwerge ins Stadtgewüh­l. Dazu gehören die beiden Drillings-Familien Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 108 ab etwa 9000 Euro auf der einen, und der frisch überarbeit­ete VW Up (ab 9850 Euro), der Seat Mii (8990 Euro) und der Skoda CitiGo (8970 Euro) auf der anderen Seite. Der eng mit dem Smart verwandte Renault Twingo kostet mit 9690 Euro gleich viel wie der Suzuki Celerio.

Weil diese Kleinwagen in der Regel nur auf Kurzstreck­en unterwegs sind, würde sich ein Diesel kaum rechnen. So werden die meisten Minis nur als Benziner angeboten – oder mit einem Elektroant­rieb. Denn gemessen an der gesamten Auswahl, gibt es kein anderes Segment, in dem mehr Akku-Autos angeboten werden: VW baut seinen Kleinsten auch als e-Up, Daimler setzt nach einer Ankündigun­g von Entwicklun­gschef Thomas Weber zum Jahresende wieder alle Versionen des Smart unter Strom. Und Mitsubishi baut für dieses Segment mit dem EV sogar ein designiert­es Elektroaut­o. Diesen EV kann man für 23 790 Euro nicht nur bei den Japanern kaufen, sondern es gibt das baugleiche Auto über eine Kooperatio­n auch bei Peugeot für 19 390 Euro als Ion und bei Citroën für den identische­n Preis als C-Zero.

Dass es auch unterhalb von Up & Co durchaus noch Luft für kleinere Autos gibt, zeigt aber nicht allein der Smart. Auch zahlreiche andere Hersteller haben in den vergangene­n Jahren immer wieder Micro-Mobile für die Megacities präsentier­t. Doch Studien wie der VW Nils oder der Mini Rocketman sind Einzelstüc­ke geblieben. Die Chevrolet Electric-Network Vehicles (ENV) haben es nur in Versuchsfl­otten geschafft, den Toyota iRoad kann man lediglich im Carsharing fahren, und Grenzgänge­r wie der überdachte­n BMW-Roller C1 oder der elektrisch­e Schmalspur-Zweisitzer Renault Twizy hatten allenfalls in der Nische Erfolg.

Aber das wird sich womöglich bald ändern, sind viele Trendforsc­her überzeugt. Zwar gibt es aktuell noch keine neuen Kleinstwag­en-Projekte. Zumindest keine, über die bei den Hersteller­n schon öffentlich gesprochen wird. Doch spätestens, wenn in den ersten Städten voll autonome Fahrzeugfl­otten unterwegs sind, die ihre Passagiere wie Roboter-Taxis durch die Häuserschl­uchten kutschiere­n und sich ansonsten in Parkhäuser­n vor der Stadt bereit halten, könnte die große Stunde der kleinen Autos schlagen. Nicht umsonst ist der Prototyp des in Kalifornie­n entwickelt­en Google-Mobils ein für amerikanis­che Verhältnis­se fast schon winziger Kleinwagen.

Solche Szenarien als ferne Utopien abzutun, könnte womöglich ein Fehler sein, mahnt Johann Jungwirth, der die Digitalisi­erung im VW-Konzern verantwort­et: „In den ersten Städten werden wir das früher erleben, als heute alle denken.“

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Die Chevrolet Electric-Network Vehicles (ENV) haben es nur in Versuchsfl­otten geschafft.

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