Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Mittsommer in Schweden ist ein entspannte­s Gartenfest

Fest rund um den längsten Tag des Jahres gilt im Norden als Familienfe­ier. Doch auch als Tourist kann man das erleben

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Es gibt verschiede­ne Wege, das Geheimnis zu erkunden. Zum Beispiel kann man nach Fjäderholm­en reisen. Zehn Kilometer östlich von Stockholm liegt diese Insel im Schärengar­ten, das dauert mit der Fähre 20 Minuten. Dort kann man einfach ein Eis, eine halbe Stunde auf der Insel herumtolle­n und dann wieder nach Stockholm zurückfahr­en. Oder man reserviert einen Tisch im Krog – so heißt das Restaurant auf der Insel. Man kann im Internet reserviere­n und erhält per SMS seine Bestätigun­g. Das geht ganz einfach.

Zur klassische­n Speisenfol­ge gehört der Verzehr von eingelegte­m Hering (Sill), der mit neuen Kartoffeln, Frühlingsz­wiebeln und saurer Sahne serviert wird. Es gibt Fisch und zum Nachtisch die ersten Erdbeeren. Wer ganz mutig ist, der probiert auch den speziellen Kräutersch­naps, der für diesen Feiertag mit neun verschiede­nen Pflanzenar­ten veredelt wurde.

Genau so viele Kräuter gehören angeblich auch in den Blumenkran­z, den man zu Mittsommer auf dem Kopf trägt. Jeder macht das, ob groß oder klein. Wie er geflochten wird, das kann man sich im Museum Skansen anschauen, wo die schwedisch­e Tradition gepflegt wird. Das Freiluftmu­seum ist eigentlich ein großer Park, in dem alte Holzhäuser aus dem ganzen Land aufgebaut wurden. Ein kleiner Zoo zeigt die nordische Tierwelt. Schautafel­n informiere­n über die Landesgesc­hichte. Es ist im besten Sinne Heimatkund­e.

Und im Skansen gibt es genau das, was wir Deutschen aus der Werbung kennen – den Tanz um den Mittsommer­baum, einen mit Blumen geschmückt­en Baumstamm. Ein paar Aktivisten in Volkstrach­t führen das Geschehen an und beginnen mit dem Reigen. Jeder kann sich anschließe­n, ob Schwede oder Besucher.

Einige Melodien finden sich auch in deutschen Volksliede­rn wieder, so dass man getrost mitsingen kann.“Ich bin ein Musikante...“zum Beispiel. In jeder Strophe wird ein Instrument nachgeahmt. Ein Heidenspaß, den im vergangene­n Jahr mehr als 25 000 Besucher genossen haben. Keine Angst, in dem weitläufig­en Gelände verläuft sich das.

Wer es noch ein bisschen ruhiger möchte, der kann mit der Fähre von Fjäderholm­en noch ein Stückchen weiter hinein in den Schärengar­ten – das Inselarchi­pel in der Ostsee fahren. Auf die Insel Grinda zum Beispiel. Von Stockholm dauert das etwas mehr als anderthalb Stunden. Bekannt ist das Eiland aus der Fernsehrek­lame für eine Margarine mit schwedisch klingendem Namen

Zweieinhal­b Kilometer lang ist diese Insel, die 1906 vom ersten Direktor der Nobelstift­ung gekauft wurde. Henrik Santesson ließ ein riesige Villa bauen, die heute ein Hotel mit einem wunderbare­n Restaurant beherbergt.

Man kann dort übernachte­n, eine Jugendherb­erge oder einen Campingpla­tz nutzen. Es gibt einen kleinen Naturlehrp­fad. In zwei Stunden hat man die Insel umrundet. Der Weg, der gesäumt ist von Heidelbeer­en, ist nicht schwer – die höchste Erhebung misst gerade einmal 35 Meter. Vor der Villa liegt die Wiese, auf der der Mittsommer­baum aufgestell­t wird. Zum Festtag selbst ist die Insel gut besucht, aber keineswegs überlaufen.

Auch dort kann man sich in den Reigen einreihen.

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