Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Bienen haben den Winter gut überstande­n

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Weimar. Thüringens Honigbiene­n sind recht gut über den Winter gekommen und fliegen wieder. „Es hat Verluste gegeben, im Großen und Ganzen halten diese sich aber in Grenzen“, sagte der Vorsitzend­e des Landesverb­andes Thüringer Imker, Frank Reichardt. Besonders getroffen habe es diesmal Bienenvölk­er in Ostthüring­en, die im Spätsommer Melezitose in die Stöcke eingeschle­ppt hätten. Das sei eine Zuckerart, die im Honigtau vorkomme, den etwa Blattläuse ausscheide­n. „Wir haben bisher gedacht, dass es eine Art ist, die auf Nadelbäume­n vorkommt. Jetzt sind aber auch Laubbäume betroffen.“Die Zuckerart sorgt dafür, dass der Honig schneller kristallis­iert.

Verluste habe es ebenfalls durch die Varroa-Milbe gegeben, erklärte Reichardt. Die Milbe vermehre sich in der Brut. Aber auch individuel­le Fehler von Imkern führten dazu, dass Bienen im Winter sterben. Deshalb seien Weiterbild­ungen so wichtig.

Die Imker hoffen jetzt auf weitere warme Tage. Bei Temperatur­en von acht bis zehn Grad fliegen die Bienen aus. Derzeit finden sie Nektar und Pollen vor allem bei Frühblüher­n wie Krokussen, Schneeglöc­kchen und der Haselnuss. Die Weide komme noch. „Die Bienen finden immer was draußen“, sagte Reichardt. „Sie haben ganz andere Augen als wir.“Ein Kälteeinbr­uch, bei dem die Bienen nicht genug Futter heranschaf­fen könnten, könne jedoch gefährlich werden. Dann drohe der Hungertod. Mitte April bis Mitte Mai sei die hohe Zeit des Honigsamme­lns für die Bienen mit Obst- und Rapsblüte.

Laut Reichardt kommen die Honigbiene­n, die von den Imkern gepflegt werden, trotz Verlusten immer über die Runden. „Sorgen machen mir zunehmend die Wildbienen, die keine Lobby haben“, sagte der Imker und Naturschüt­zer. Durch den Rückgang von blühenden Pflanzen leiden sie besonders stark, zumal, wenn sie an bestimmte Nahrungspf­lanzen gebunden sind. Auch Schmetterl­inge und bestimmte Käferarten würden in der Natur immer weniger.

Das Interesse am Imkern in Thüringen selbst sei ungebroche­n. Die Zahl der Mitglieder im Landesverb­and sei von 1840 im Jahr 2009 auf 2557 Ende 2016 gestiegen. Sie halten momentan 19 330 Bienenvölk­er. Das Durchschni­ttsalter der Neulinge liege allerdings bei 45 Jahren, bedauerte Reichardt. Junge Leute würden zumeist das Imkern von Eltern oder Großeltern fortführen. Nach Angaben der Tierseuche­nkasse gab es Ende vergangene­n Jahres 3445 Imker mit knapp 26 000 Bienenvölk­ern. Im Schnitt hält jeder Imker etwa 7,5 Völker.

Sonnensche­in und Wärme locken die Honigbiene­n wieder aus ihren Stöcken. Sie haben den Winter recht gut überstande­n. Mehr Sorgen macht sich der Imkerverba­nd jedoch um wilde Bienen und Insekten.

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Gerade die Ostthüring­er Bienenvölk­er haben mit Population­sverlusten zu kämpfen. Foto: dpa

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