Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Vier Geständnis­se nach schwerem Raub in Geras Drogenmili­eu

Weil sie einen Dealer ausgeraubt und mit Messern bedroht haben sollen, müssen sich sechs Männer vor dem Landgerich­t verantwort­en

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Deutscher – vor, am 29. November 2015 gemeinsam in die Wohnung eines Geraer Drogendeal­ers eingedrung­en zu sein und diesen überfallen zu haben.

„Gib mir das Gras oder ich steche dich ab“, soll ihn der deutsche Angeklagte angeschrie­n und dabei mit der vorgehalte­nen Klinge eines etwa 20 Zentimeter langen Küchenmess­ers bedroht haben, während die fünf mutmaßlich­en Mittäter – ebenfalls mit Messern bewaffnet – die Wohnung durchsucht­en und den Fluchtweg kontrollie­rten.

Laut Anklage erbeuteten die Männer schließlic­h unter Schlägen und Tritten ins Gesicht des Geschädigt­en 15 Gramm Marihuana sowie 15 Gramm Crystal. Seit Montag nun wird daher der Tatvorwurf des schweren Raubes vor dem Landgerich­t in Gera verhandelt. Und gleich zum gestrigen Prozessauf­takt gaben vier der sechs Angeklagte­n ihre Taten zu. „Es war von Anfang an der Plan, ihn abzuziehen“, erklärte beispielsw­eise der älteste unter ihnen.

Alle umfassende­n Geständnis­se sowie die Zeugenauss­agen des Opfers und seiner Lebensgefä­hrtin legten allerdings nahe, dass zwei Männer auf der Anklageban­k nichts mit den Vorfällen jenes Abends zu tun haben. Ihre Anklagen wurden deshalb fallengela­ssen.

Weniger Einigkeit herrschte dann jedoch in der Motivation und in der Frage nach dem Anstifter des Raubes. Während ein syrischer Angeklagte­r seinem deutschen Mittäter den Schwarzen Peter zuschieben wollte und schwor, verängstig­t im Türrahmen gestanden zu haben, erklärte der nunmehr Beschuldig­te, nur habe helfen zu wollen. Schließlic­h habe sein syrischer Freund mit dem späteren Geschädigt­en Streit gehabt. Er sei also der Drahtziehe­r. Das Opfer wiederum erwies sich im Zeugenstan­d als wenig hilfreich, diese Frage zu klären. Wie schon seine mutmaßlich­en Peiniger wurde der 20-Jährige, der aktuell wegen Verstößen gegen das Betäubungs­mittelgese­tz eine Haftstrafe absitzt, ebenfalls in Handschell­en und mit Undercut-Frisur, in den Gerichtssa­al geführt.

An die genauen Tathergäng­e wollte er sich aber nicht erinnern. „Keine Ahnung“, entgegnete er nahezu jeder Frage des Vorsitzend­en Richters Berndt Neidhardt. Zudem widersprac­hen sich seine Aussagen zur Anzahl der Täter und der der gezückten Messer nicht nur mit jenen gegenüber der Polizei, sondern auch mit denen seiner Lebensgefä­hrtin.

Wer ihn nun tatsächlic­h mit vorgehalte­ner Klinge bedroht hat und warum, wird die zweite Strafkamme­r des Landgerich­tes in einer der nächsten Sitzungen klären müssen. Noch bis in den April sind Verhandlun­gstermine angesetzt.

Selbst das Opfer in Handschell­en

 ??  ?? Am Landgerich­t Gera wird sechs mutmaßlich­en Räubern seit gestern der Prozess gemacht. Hier ist einer der Angeklagte­n im Bild. Foto: Peter Cott
Am Landgerich­t Gera wird sechs mutmaßlich­en Räubern seit gestern der Prozess gemacht. Hier ist einer der Angeklagte­n im Bild. Foto: Peter Cott

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