Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Weiler als Lokführer vorgestellt
Zum OTZ-Interview mit Albert Weiler (CDU) vom 7. Januar:
Das Interview mit Herrn Weiler, ein Mix aus Vorstellung und Selbstdarstellung, ist lesenswert. Man erfährt wesentliches über Ambition und Ansicht des Politikers. Ich hätte mir jedoch spannendere Fragen und brisantere Antworten gewünscht. Der CDU-Mann agiert zuweilen etwas sehr selbstgefällig, selbstherrlich und abgehoben. Er sagt, kein Putin-Versteher zu sein. Ich meine, Politiker sollten sich schon ernsthaft bemühen, Putin und damit Russland und insbesondere seine Außen- und Sicherheitspolitik besser zu verstehen. Statt notwendigerweise die bisherige verlustreichen und teuren Missionen der Bundeswehr kritisch zu befürworten, outet sich Albert Weiler als konsequenter Befürworter von Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Das ist schon bedenklich. Seine Argumentation dazu ist stereotyp , floskelhaft. Wahr ist doch, dass die Flüchtlingsströme zu den fatalen Folgen einer verfehlten Politik und der militärischen Intervention des Westens zählen. Der Bundestagsabgeordnete kokettiert zu auffällig als Allrounder mit angeblich vielfältigen Eignungen, Fähigkeiten und Erfahrungen. Das überrascht im Wahlkampf jedoch nicht unbedingt. Ich kann mir Herrn Weiler eher als guten Lokführer vorstelle, weniger dagegen als profilierten, überzeugenden, progressiven Politiker und Volksvertreter.
Manfred Zerner, Saalfeld