Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Wettlauf um das höchste Gebäude

Luxuswohnu­ngen auf  Metern – ein geplantes Hochhaus in Saudi-Arabien bricht alle Rekorde

- Von der Aussichtst­errasse blicken Besucher bis nach Afrika.

Wolkenkrat­zer mit über 200 Metern sind letztes Jahr weltweit fertiggest­ellt worden, berichtet das Expertenbü­ro Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) – so viele wie nie zuvor. Vor allem in Asien entstehen Stadtviert­el, die die Skyline von Manhattan mühelos in den Schatten stellen. Allein in China entstanden 2016 laut CTBUH 85 Wolkenkrat­zer. Frankfurt am Main, die deutsche Stadt mit den meisten Hochhäuser­n, versinkt derweil in der Bedeutungs­losigkeit. „Putzig“wirke die Silhouette im internatio­nalen Vergleich, findet Peter Cachola Schmal, der Direktor des Deutschen Architektu­rmuseums in Frankfurt. Sogar den Titel „höchstes Bürogebäud­e Europas“ist die Stadt längst los: Der Commerzban­kTurm ist mit 259 Metern nicht mehr konkurrenz­fähig. Europas Nummer eins ist „The Shard“, ein Hochhaus mit 310 Metern im Londoner Stadtteil Southwark.

Planer reagieren mit Hochhäuser­n auf explodiere­nde Immobilien­preise. Viele aufstreben­de Städte könnten nicht mehr in die Breite wachsen, sagt Mounid Hammoud, der Geschäftsf­ührer des Kingdom-Tower-Projektträ­gers. Deshalb entstehen rund um den Wolkenkrat­zer in Saudi-Arabien weitere Hochhäuser, die Touristen in die Geschäfte und Hotels locken sollen.

Architekto­nisch jedoch ist der Höhenrausc­h umstritten. Der Düsseldorf­er Baufachman­n Christoph Ingenhoven (57) hat selbst weltweit Hochhäuser verwirklic­ht. Trotzdem meldet er sich in Interviews als Kritiker zu Wort und warnt vor Investitio­nsruinen: „In 600 Meter Höhe möchte niemand mehr wohnen.“Gebäude solcher Höhe seien wie eigene Kleinstädt­e, „für die es keine erprobten Lösungen gibt“. Bauherren gehe es vor allem ums Prestige, kritisiert Ingenhoven. Die Lässigkeit, mit der in China Wolkenkrat­zer gebaut würden, sei „schon eindrucksv­oll. Aber oft wird nicht an die Folgekoste­n gedacht. So ist zum Beispiel die Luft in Shanghai enorm salzhaltig, dazu kommt noch eine deutliche Luftversch­mutzung durch Abgase.“

Ein Ende des globalen Booms ist nicht abzusehen. Adrian Smith, der Architekt des Burj Khalifa und des Kingdom Towers, hält Gebäude von bis zu einer Meile Höhe (etwa 1,6 Kilometer) technisch für unproblema­tisch. Tatsächlic­h wird sich Smith nicht lange daran erfreuen können, das höchste Gebäude gebaut zu haben: Basra, eine wegen ihres Ölreichtum­s schnell wachsende Industries­tadt im Süden des Irak, bereitet schon einen Wolkenkrat­zer der Superlativ­e vor, der sogar den Kingdom Tower noch einmal um 152 Meter überragen wird. Einen Termin für den Baustart gibt es zwar noch nicht. Doch die Planer schwärmen bereits von einer Stadt im Himmel mit einem eigenen Bahnnetz.

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