Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Die lustigen Weiber von Rohrbach
Der Heimatverein ist ein Aktivposten für das kleine Dorf im Sorbitztal – ein Rundgang mit zwei Powerfrauen
Mitglieder des Heimatvereins für ihr Dorf unterwegs. Schon in zwei Wochen wird in Rohrbach zum großen Arbeitseinsatz aufgerufen und Frühlingsluft wird auch in die letzten Schmuddelecken im Dorf pusten.
Vereinsmitglied Petra Schöler, die auch Gemeinderatsmitglied ist, berichtet, dass es neben ihrem Verein noch weitere Aktivposten im Ort gibt, etwa den Landfrauenverein. Sie halten die Dorfgemeinschaft von weniger als 200 Köpfen – die letzten Zählungen lauten auf 187 – in Takt. „Manchmal wünschte ich mir aber schon etwas mehr Eigeninitiative”, merkt Petra Schöler an. Sie weiß, dass die Kraft der Gemeinde nicht ausreicht, sich überall um Ordnung zu kümmern. Deswegen hat sie einige Grünflächen an der Straße in persönlicher Pflege, deswegen geht sie sogar öfter die Landstraße durchs Sorbitztal entlang, um all den Müll und die vielen Bier- und Weinflaschen aufzusammeln, die höchstwahrscheinlich keine Ortsfremden hier aus dem Autofenster geworfen haben.
Sie wünschte sich, mit ihrem Tun ein Beispiel zu geben, ist aber realistisch genug zu wissen, dass sie auch belächelt wird: „Aber das ist mir egal.” Inzwischen schaut auch Bürgermeisterin Carmen Schachtzabel (CDU) vorbei, obwohl sie eigentlich gar keine Zeit hat. Als Wirtin im „Auerhahn” – einem prächtigen, orangefarbenen Gasthof an der Hauptstraße – müsste sie eigentlich gerade das Treffen der Jagdgenossenschaft am nächsten Tag vorbereiten.
Doch beide Frauen wollen gern den nagelneuen Gemeindetraktor vorführen, der seit dem letzten Jahr seinen betagten Vorgänger ersetzte und nicht nur mit frischem Lack sondern auch mit Schiebeschild, Wanne, Häcksler und Mulcher glänzt. Und sie wollen stolz auf die instandgesetzten Ufermauern an der Sorbitz zeigen, bei der auch Fördermittel gut verwendet wurden.
„Jetzt müssten wir alle uns nur noch öfter ein Herz nehmen und das Bachbett öfter sauber halten”, findet auch hier Petra Schöler Verbesserungspotenzial.
Auch an der Grünanlage vor dem Kneipp-Becken machen die beiden Frauen Halt. Sie ist zwar noch nicht wirklich grün, wirkt aber trotzdem gepflegt. „Hier wollen wir auch bald für eine Auffrischung sorgen, berichten beide von gemeindlichen Plänen und weisen stolz auf den Jugendklub hin, in dem Eltern und ihre Sprösslinge in Eigenregie für Kurzweil und Ordnung zugleich sorgen. Kaum vorstellbar, dass einst in dem winzigen Bau der Rat der Gemeinde ansässig war.
Erstaunlich ist außerdem, wie erfolgreich die Traditionsgastronomie im Ort den Widrigkeiten des modernen Fremdenverkehrs trotzt. Doch die idyllische Lage im Naturpark Thüringer Wald im Tal der Schwarzen Sorbitz ist idealer Wander- und Erholungsort. Auch Gesteinsinteressierte kommen hier auf ihre Kosten. Reste alter Schiefer- und Marmorbrüche finden sich in der Umgebung. Für Freunde der Natur im Allgemeinen und Besonderen hat das kleine Rohrbach also etwas zu bieten. Und man ist hier für Gäste gerüstet, wie Petra Schöler aufzählt: „Außer dem ‚Auerhahn‘, der bald 23 Betten anbieten kann, haben wir in Rohrbach noch das Landhotel Sorbitzgrund mit 42 Betten und das Eiscafé Pape mit drei Ferienwohnungen zu bieten“. Nicht zu vergessen, die Ferienagentur Hoffmann, die sich nicht aufs klassische Bewirten und Übernachten beschränkt, sondern in großer Vielfalt Aktivferien anbietet.Wo also in der Nachbarschaft reihenweise die Häuser schließen oder auch verfallen, ist man in Rohrbach optimistisch. Wer durch das Sorbitztal fährt, macht dies seltenst zufällig, sondern komme mit Absicht hierher und – weil er zufrieden war – eben oft auch wieder, mutmaßen Petra Schöler und Carmen Schachtzabel über das Erfolgsgeheimnis.
Es könnte aber auch daran liegen, dass Carmen Schachtzabel nicht nur Bürgermeisterin und Gastwirtin ist, sondern im Sommer auch täglich als Betreiberin im Auebad Wittgendorf zu finden ist, dass die Sorbitztaldörfer gemeinsam tragen. Und das nicht nur sie beide auf jeden Fall erhalten sehen wollen, gleich welche kommunale Konstruktion die Zukunft der Region auch bringen wird.
Schließlich sei es eines der modernsten Freibäder im Tal, erklären sie selbstbewusst.
Bei meinem Rundgang mit den beiden charmanten Frauen ist schließlich schon fast das obere Ende des malerischen 187-Seelen-Dorfes erreicht und die Wolken hängen immer tiefer. Neben dem Rathaus sind die Frauen des Heimatvereins längst fertig mit ihrem Osterschmuck. Sogar das Bäumchen direkt vor dem Rathaus hat noch einen Eierbehang erhalten.
Wer das solange wie die Rohrbacher Frauen macht, der kann eben auch seine ganze Routine ausspielen.