Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Waldbäume trotzen dem kalten April – Bienen weniger
Mischwälder und pflanzenschutzmittelfreie Forstwirtschaft stärken die Honig- und Wildbienen
Gera. Naturnahe Forstwirtschaft ist ein Garant stabiler Honigwie auch Wildbienenpopulationen im Freistaat, wird in einer Mitteilung vom Thüringenforst versichert. Vielfältige Mischungen heimischer Laubund Nadelbäume, nahezu keine Pflanzenschutzmittelanwendungen und die Pflege sowohl früh- wie spätblühender Bäume und Sträucher mit hohem Nektarund Pollenangebot sind demnach wichtige Gründe.
Rund 100 Gestattungen nutzen die etwa 2250 organisierten Thüringer Imker, um im Staatswald eine reiche Honigernte einzufahren. Auch wenn die diesjährige Honigsaison, durch einen kalten April bedingt, eher schwach begonnen hat. „Bienen sind nicht nur enorm wichtig für die Landwirtschaft, sondern auch für die Forstwirtschaft. Denn die Bestäubung von Fichte, Buche, Tanne & Co hängt von den sonor summenden Insekten ab“, sagt ThüringenforstVorstand Volker Gebhardt.
Der kalte April hat auch die Bestäubung der Waldbäume durch die weniger flugfreudigen Bienen eingeschränkt. Die Frostnächte haben speziell der Wildkirsche in den Wäldern zugesetzt, die in voller Blüte stand.
Ansonsten trotzen die Waldbäume den Spätfrösten recht gut, auch wenn Zuwachsverluste festzustellen sind. Mitte April bis Mitte Mai sind die Bienen besonders fleißig beim Honig sammeln. Zuvor stärkten sich die Bienen an Weide, Hasel und Birke, die wichtige erste Nahrungspflanzen im Frühjahr im Wald darstellen. Waldbesitzer können die Immen unterstützen, indem sie Bäume und Sträucher mit hoher Pollen- und Nektarproduktion wie etwa Salweide, Wildapfel oder auch Linden am Waldaufbau beteiligen, am besten mit verschiedenen Blühzeitpunkten. So blüht der Spitzahorn im April/Mai, die Edelkastanie im Juni/Juli. Ebenso können Waldbesitzer das Aufstellen von Bienenkästen unmittelbar in ihrem Forst erlauben und damit die Flugzeiten der Bienen verkürzen, der Honigertrag steigt. Regelmäßige Durchforstungen zugunsten von Mischbaumarten führen neben einer Stabilisierung und Vitalisierung der Bestände zu größeren Kronen der verbleibenden Bäume mit mehr Nektar- und Pollenproduktion. Nicht nur Honigbienen, auch Wildbienen werden im Wald gefördert. Neben den domestizierten Honigbienen gibt es in Thüringen mehrere Hundert Wildbienenarten, davon rund 50 Prozent auf der Roten Liste geführt. Sie leben größtenteils im Offenland, gleichwohl sind untersonnte Waldränder und Waldlichtungen wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen.
Durch kleinflächige Durchforstungseingriffe, Belassen von Altholzinseln und Totholz, Erhaltung von Kleinlebensräumen und der Verzicht auf die Bekämpfung der für Wildbienen sehr nahrhaften Himbeere werden auch die Populationen der Wildbienen im Freistaat durch naturnahe Waldwirtschaft gefördert.
Kästen im Wald verkürzen die Flugzeit