Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Zuschnitt der Landkreise ist weiter offen

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Der Gesetzentw­urf zur Neuglieder­ung der Thüringer Landkreise ging gestern in erster Beratung durch das Kabinett. Demnach soll es künftig acht Landkreise und vier kreisfreie Städte geben.

Der abschließe­nde zweite Kabinettsd­urchlauf ist am 13. Juni geplant. Dazwischen „kann es immer Änderungen geben“, sagte Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) in Erfurt zum nun favorisier­ten Modell.

Es war nach Ostern publik geworden und hatte im rot-rot-grünen Regierungs­bündnis mehr für Irritation anstatt für Aufatmen gesorgt. Mehrere Abgeordnet­e signalisie­rten, diesem Vorschlag so nicht zustimmen zu können.

Vor allem in Südwestthü­ringen herrscht miese Stimmung. Poppenhäge­r erwartet in den nächsten Wochen einen „intensiven Diskussion­sprozess“. Möglicherw­eise auch in Ostthüring­en, wo mit Fusion der Kreise Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Orla und Saale-Holzland einer der größten Landkreise Deutschlan­ds entstehen soll. Die Regierung hält das offenbar für alternativ­los, weil das Weimarer Land nun mit dem Kreis Sömmerda verheirate­t werden soll. In Jena müht sich die FDP bisher vergeblich, eine dritte Variante ins Spiel zu bringen: einen „Regionalkr­eis“Jena/Saale-Holzland, in dem die Stadt Jena nach dem Vorbild Göttingens sowohl kreisfrei als auch kreisangeh­örig wäre.

Mike Huster, Vizechef der Linke-Landtagsfr­aktion, nennt das Agieren der Liberalen in Jena konstrukti­v. Leider habe der Kreistag des Saale-Holzlandes mit knapper Mehrheit beschlosse­n, über Verwaltung­skonstrukt­ionen mit Jena nicht mal reden zu wollen. Huster gehört auch zu jenen in der Koalition, die sich nicht darüber freuen, dass Gera und Weimar kreisfrei bleiben. „Meine hauptsächl­ich finanziell­en Argumente für die Kreisangeh­örigkeit sehe ich nicht widerlegt“, sagte der Geraer dieser Zeitung. Extrem hohe Grund- und Gewerbeste­uersätze bis 2030 seien gewiss keine gute Perspektiv­e. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hatte im OTZ-Interview betont, für Gera und Weimar bleibe es nun bei der Kreisfreih­eit.

Für Opposition­sführer Mike Mohring (CDU) erscheint die Zukunft der Kreisgebie­tsreform seit gestern ungewisser denn je. Die Regierung könne nicht verbergen, sagte er, dass sie weder für ihre ursprüngli­che 8+2-Variante noch für die von Ramelow und Poppenhäge­r aus dem Hut gezauberte 8+4-Überlegung auf eine Mehrheit im Landtag bauen könne.

Laut Innenminis­ter sollen Landräte und Kreistage nächstes Jahr im April gewählt werden. Da sind die neuen Landkreise noch gar nicht in Kraft.

Das Kabinett hat gestern in Erfurt den Neuzuschni­tt der Landkreise im ersten Durchgang bestätigt. Aber Innenminis­ter Poppenhäge­r (SPD) räumt ein: Es kann immer noch Veränderun­gen geben.

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